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Pläne des Senats: Hamburg drängt nach Osten

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Die von Bürgermeister Olaf Scholz bereits beschriebene Vision vom „Sprung nach Osten“ wird Realität: Der Senat präsentierte heute die ersten Pläne für die zukünftige Stadtentwicklung von der HafenCity bis Billstedt.

Nach dem „Sprung über die Elbe“ in Wilhelmsburg und der Erstellung eines neuen Innenstadtkonzeptes, nehmen die Stadtentwickler jetzt den Osten Hamburgs ins Visier. Am Dienstag präsentierte der Senat erste Pläne für die Entwicklung des 44 Quadratkilometer großen Raums zwischen HafenCity und Billstedt. Dabei überraschte die Geschwindigkeit mit dem die Stadt die Entwicklung im Osten vorantreiben will. Auch wenn man nicht vorhersagen könnte wie schnell die geplanten Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden können, sei ein Zeitrahmen von etwa zehn Jahren denkbar, erklärte Bürgermeister Olaf Scholz. Beginnen soll der Entwicklungsprozess bereits Ende des Jahres.

Chancen und Potentiale nutzen

„Die Lehre der Vergangenheit zeigt, dass wir mit dem Bauen von Wohnungen nie wieder aufhören dürfen“, sagt Scholz und verweist auf die bisherigen Erfolge des städtischen Wohnungsbauprogramms. Mehr als 30.000 Baugenehmigungen werde man bis Ende des Jahres erteilt haben. Daher steht der Bau von neuen Wohnungen auch ganz oben auf der Liste der Senatspläne für den Hamburger Osten. 15.000 bis 20.000 neue Wohnungen könnten hier laut Senat entstehen. „Die Entwicklung der Stadt in der Stadt ist unsere Antwort auf die Herausforderungen der Stadtentwicklung“, sagt der Bürgermeister. Die Idee der funktional getrennten Stadt sei eine falsche Vorstellung gewesen. Wohnen, Gewerbe und Industrie müssten wieder näher zusammenrücken. Die Pläne des Senats sehen daher neben dem verstärkten Wohnungsbau auch die Ansiedlung von neuem Gewerbe und neuen Industriebetrieben vor.


Dabei soll jedoch insbesondere die Lebensqualität in den Stadtteilen stark erhöht werden. Zu diesem Zweck soll neben Sanierungen und Neubauten von Gebäuden auch das Verkehrsnetz mit Schwerpunkt auf Fußgänger und Radfahrer ausgebaut werden. Auch der öffentliche Nahverkehr soll bei der vorgesehenen Entwicklung eine wichtige Rolle spielen – etwa durch die neuen Bahnverbindungen zu den Elbbrücken oder in die Horner Geest. Beginnen soll der Prozess unmittelbar im Anschluss an die HafenCity, die Anfang der 2020er Jahre fertiggestellt sein soll. Beginnend in Rothenburgsort soll sich die geplante  Entwicklung dann in Richtung Osten ziehen. „Wir müssen jetzt langfristig planen, damit sich hier keine unkontrollierte Dynamik entfaltet“, sagt Scholz. Dabei sollen aber auch die anderen Stadtteile so früh wie möglich entsprechend ihrer Potentiale gefördert werden. „Wir werden dort handeln, wo wir Handlungsbedarfe und Chancen sehen“, sagt Oberbaudirektor Jörn Walter.

Erklärtes Ziel: Bürgerbeteiligung

Eine der ersten konkreten Maßnahmen der Stadtteilentwicklung im Osten ist daher der Bau des Opernfundus in Rothenburgsort und die damit verbundene Entwicklung des ehemaligen Huckepackbahnhofes. Hier könnte liegt laut Walter ein großes Potential für die Ansiedlung von Gewerbe. Der erste Spatenstich für den Opernfundus ist bereits für 2015 geplant. Die BürgerInnen sollen in den Entwicklungsprozess von Anfang an eingebunden werden. Für Ende 2014 ist eine Stadtteilwerkstatt geplant, in der die BürgerInnen die Pläne bewerten und eigene Vorschläge einbringen sollen. „Wir wollen möglichst schnell in die Umsetzung gehen, dafür bedarf es eines größeren Beteiligungsverfahrens“, sagt Walter. Vieles von dem, was geplant sei, werde dabei schon im Rahmen der bisherigen Stadtteilentwicklung in den Quartieren diskutiert. Walter nennt hier als Beispiele den Bau des Stadtteilzentrums Horner Freiheit oder des MINTariums in Mümmelmannsberg. Man solle sich jedoch nicht allein auf die Sicht der Stadtteile beschränken, sondern das Vorhaben im Gesamtkontext diskutieren. „Die Frage ist, wo wir in Hamburg hinwollen“, sagt Walter. Für Bürgermeister Scholz ist dabei nichts in Stein gemeißelt: „Es kann gar nicht anders sein, als das die Pläne sich noch ändern. Das ist ja der Sinn eines Beteiligungsverfahrens.“

Imagewechsel ohne Verdrängung

Unabhängig davon, wie die BürgerInnen sich zu einzelnen Projekten verhalten werden, bleibt es das erklärte Ziel der Stadt das teils schlechte Image der Stadtteile im Hamburger Osten zu verbessern. „Dafür werden wir die vorhandene Schönheit aus den Stadtteilen herauskitzeln“, sagt der Oberbaudirektor. Angst vor Gentrifizierung oder Verdrängung müsse man aber nicht haben, erklärt Scholz. „Es darf nicht sein, dass die Wohnungen für die Menschen die jetzt dort wohnen teurer werden“, sagt Scholz. Wichtigste Voraussetzung sei daher erneut der Bau von genügend Wohnungen. Auch Bezirksamtsleiter Andy Grote sorgt sich nicht vor einer Gentrifizierung wie man sie in Stadtteilen wie St. Pauli oder St. Georg bereits erlebt. Der Aufwertungsprozess bewege sich von Westen nach Osten, man habe daher in Hamm bereits ein Strukturmonitoring begonnen, um derartige Tendenzen rechtzeitig zu erkennen und handeln zu können. „Eine unmittelbare Aufwertung und Gentrifizierung in Billstedt und Horn ist aber nicht zu befürchten“, sagt Grote. Falls notwendig werde man das Strukturmonitoring aber auf den gesamten Hamburger Osten ausweiten. Ob dies notwendig ist, könnte sich schon bald zeigen. Obwohl offiziell erst nach der Stadtteilwerkstatt mit dem „Sprung nach Osten“ begonnen werden soll, verändern sich Stadtteile wie Hamm, Horn und Billstedt bereits jetzt. Das hat auch Bürgermeister Scholz erkannt: „Die hier skizierte Entwicklung hat in Wahrheit bereits begonnen“, sagt Scholz.

Auch Mittendrin wird den „Sprung nach Osten“ begleiten. In den kommenden Wochen werden wir die beschriebenen Entwicklungspotentiale und Pläne für alle Stadtteile einzeln vorstellen und mit den Vereinen und Initiativen vor Ort über ihre Vorstellung für die Zukunft ihrer Stadtteile sprechen.

Titelbild: BSU

Kommentare anzeigen (3)

3 Kommentare

  1. Ralf

    10. Juli 2014 at 16:26

    Jaja, laberrabarber. Diese Ankündigung sollten die betroffenen Bewohner eher als Drohung auffassen.
    Und wenn PolitikerInnen das Wort Bürgerbeteiligung in den Mund nehmen, schnell Pampashosen anziehen, um sich nicht vor Lachen einzunässen.

  2. Pingback: Diese Woche ist nichts passiert | Speersort 1 | ZEIT ONLINE

  3. Erich

    4. Dezember 2014 at 09:04

    WAS BILLSTEDER wollen !!

    Im heutigem Billstedter WochenBlatt auf der Titelseite steht geschrieben : „Palast -Sanierung kann starten !!“ Ich frage mich, wie kann es sein, das diese Sanierung kommt, wenn Politik gar nicht weiß, das wir diese Sanierung sehr kritisch sehen !! Denn es gibt Politiker-Innen die diese Zentralisierung von Kunst&Kultur gar nicht möchten !! Auf der einen Seite sterben im Bezirk Billstedt – Horn bestimmte kulturrelle Iniativen, und die Leiterin vom Kulturpalast und der Stadtkultur Hamburg intressiert dies gar nicht !! Die Hauptsache ist, das dies alles undemokratisch ist !! Weiter hin muß man sich hier fragen: „Wo kommt innerhalb nicht ein mal ein Paar Jahre diese gewaltige Preissteigerung von fast 150% Prozent her ?? Am Anfang hieß es vier Millonen Euro, jetzt sind es neun Millionen, und keinen Intressiert das !! Wo hat die SPD dieses Geld her, um ein historisches Wasserwerk verschandeln zu lassen ?? Am meisten stört mich hier die undemokratische Handlungen von Dörte Inselmann !! Wie schon mal geschrieben, sie allein hat dieses Wasserwerk nicht erobert, wir alle waren da bei !! Wie kann es denn sein, das hier ein Alleingang vollzogen wird ?? Denn der Kulturpalast weiß gar nicht was Billstedt will, der Kulturpalast will nur eins, von unseren Geldern leben !! Wo sind hier die Politiker-innen geblieben, die eine Zentralisierung von Kunst und Kultur kritisch sehen ??

    Erich Heeder – Offenes Atelier in Mümmelmannsberg e.V.
    und Mitglied in Stadtkultur Hamburg

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