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So profitiert Hamburg-Mitte von den U-Bahn-Plänen des Senats

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Am Mittwoch hat der Senat im Rahmen einer Pressekonferenz Pläne für die Erweiterung des U-Bahn-Netzes in Hamburg bekanntgegeben. Der Bezirk Mitte profitiert am stärksten von der geplanten Erweiterung der Linie U4. Diese hat zwar keine Priorität, ein erster Spatenstich ist aber bereits 2019 denkbar.

Dieser Artikel ist am 09. April auch bei ZEIT Online erschienen. 

Der Andrang war groß, als der Senat am Mittwoch sein neues Verkehrskonzept für den Ausbau des U-Bahn-Netzes vorgestellt hat. Neben Journalistinnen waren auch zahlreiche PolitikerInnen der verschiedenen Fraktionen erschienen. Das große Interesse ist verständlich: Verkehrssenator Frank Horch sprach von einer Entscheidung für die wachsende Metropole Hamburg, die auch noch von kommenden Generationen umgesetzt werden müsse.

U-Bahn ist das Mittel der Wahl

Für den Senat ist nicht nur der Ausbau des Schienennetzes wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs der Zukunft. Auch die Busbeschleunigung und die Erweiterung der Fahrrad-Verleihstationen seien unverzichtbar. Zukunftsweisend sei dabei das Projekt „Switchhh“, das eine Kombination von Nahverkehr und Leihwagen ermöglicht. Bei allen Maßnahmen müsse man auch die bestehenden Herausforderungen der wachsenden Stadt im Auge behalten und auf den barrierefreien Ausbau von Haltestellen für ältere Menschen oder den Umweltschutz achten, hieß es weiter. So kündigte Senator Horch an, dass in Hamburg bis 2020 nur noch emissionsfreie Busse betrieben werden sollen. „Die Herausforderungen für die Zukunft sind enorm“, sagt Horch. Man wolle sich diesen jedoch rechtzeitig stellen.

Besonders aufgrund des zeitlichen Faktors sehen Senat und Hochbahn die U-Bahn als Mittel der Wahl, um die Kapazitäten des öffentlichen Nahverkehrs zu erweitern. „Es ist schwierig in bestehende Verkehrsstrukturen einzugreifen, zudem müssen immer auch die Interessen der Anlieger berücksichtigt werden“, sagt Günter Elste, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn. Durch den unterirdischen Bau könne man die Planungen sehr schnell umsetzen. „Das ist notwendig, um zeitgerecht auf das Wachstum der Stadt zu reagieren“, betont Elste.

Mitte soll vom Ausbau der U4 profitieren

Zentrales Projekt der Zukunftspläne ist der Bau einer neuen Linie U5, die Steilshoop über den Hauptbahnhof mit dem Osdorfer Born verbinden könnte. Dabei wäre es je nach Variante auch möglich, die Universität oder Bahrenfeld anzubinden. Für den Bezirk Mitte sind jedoch besonders die Planungen im Osten und Süden der Stadt von Bedeutung.

Die U4 soll im Schwerpunkt in Richtung Osten erweitert werden. Eine neue Haltestelle an der Horner Geest soll Horn einen zweiten Zugang zur U-Bahn ermöglichen und die Weiterführung der Strecke bis Jenfeld vorbereiten. Auch im Süden könnte die U4 bei entsprechender Nachfrage durch wachsenden Wohnungsbau erweitert werden. Den Plänen des Senats zufolge könnte über die bereits beschlossene Haltestelle Elbbrücken eine Verlängerung der Linie über Wilhelmsburg und Kirchdorf-Süd bis Harburg ins Auge gefasst werden. Im Osten der Stadt ist – ebenfalls bei entsprechender Nachfrage – eine Verlängerung der Linie U2 von Mümmelmannsberg bis Lohbrügge und Bergedorf denkbar.

Die Verlängerung der U4 bis zur Horner Geest ist laut Elste schon kurz- bis mittelfristig bis 2019 umsetzbar, um insgesamt 13.000 Menschen einen direkten Zugang zur U-Bahn zu ermöglichen. Die weiteren Verlängerungen der Strecken nach Wilhelmsburg, Bergedorf und Jenfeld werden stark von der Bevölkerungsentwicklung um die möglichen Haltestellen abhängig gemacht. „Diese Verlängerung wird von uns derzeit nicht priorisiert“, erklärt Elste.

Die SPD-Fraktion sieht die Pläne ihres Senats als richtigen Schritt. „Für Horn ist das ein großer Erfolg“, sagt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hansjörg Schmidt. Besonders die Busauslastung sei dort derzeit enorm. „Den BürgerInnen in Horn wird das helfen“, sagt Schmidt, der selbst in Horn aufgewachsen ist, weiter. Eine Priorisierung der U5 hält der Politiker für vertretbar, da Wilhelmsburg bereits über die S-Bahn gut angebunden sei.

Konzeptstudie noch in diesem Jahr

Zum weiteren zeitlichen Horizont der Planungen können noch keine konkreten Angaben gemacht werden. Die Hochbahn rechnet damit, einen Trassenplan für die U5 in der nächsten Legislaturperiode vorlegen zu können. Mit einem ersten Spatenstich rechnet man nicht vor dem nächsten Jahrzehnt. Dabei will der Senat insbesondere die finanzielle Machbarkeit prüfen und Rücksicht auf die AnliegerInnen an den neuen Streckenabschnitten nehmen. Konkrete Zahlen für das Zukunftsprojekt gibt es noch nicht. „Um den Aufgaben der Zukunft gerecht zu werden, werden wir aber die notwendigen Unterstützungen bekommen“, versichert Horch und spricht damit Bundesmittel für die Verkehrsentwicklung an.

An eine Umsetzbarkeit der Pläne glaubt der Verkehrssenator fest. Es sei aufgrund des Wachstums der Stadt unverzichtbar, die Kapazitäten auszubauen. „Das hier ist kein Wahlkampf, sondern eine realistische Einschätzung der Situation“, erklärt Horch. Eine Konzeptstudie für den Ausbau soll noch in diesem Jahr vorgestellt werden. Für die kommende Legislaturperiode ist dann die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie geplant.

Kommentare anzeigen (6)

6 Kommentare

  1. Carlos

    9. April 2014 at 15:02

    Frei nach einem deutschen Dichter: Die Worte vernehm ich wohl, allein es feht der Glaube.
    SPD hat kein Geld für Stadtbahn, weitere Fahradstationen usw. Aber in der nächsten Legislaturperiode (und ihr Bürger werdet doch nicht etwa so gemein sein und uns (SPD) nicht mehr wählen) da werden wir dann sehen und „Wunder über Wunder“ unsere Kristallkugel sagt uns: da ist dann das Geld da, gekommen wie Manna vom Himmel.
    Ich bin schon etwas Älter, früher gabs diese Versprechen der SPD auch immer vor Wahlen. Es ändert sich halt nix.

  2. Ralf

    9. April 2014 at 15:38

    Carlos, geil und genau auf den Punkt gekommen!

  3. Jutta

    9. April 2014 at 23:59

    Ausserdem zu den vorliegenden Kommentaren ist das ein reines Ablenkungsmanöver der SPD um zu verschleiern, dass sie kein Verkehrskonzept hat. Inzwischen sind die Hamburgerinnen aber schlauer und können darüber nur noch lachen.

  4. Ralf

    10. April 2014 at 11:52

    Gut formuliert Jutta!

  5. Philipp Anz

    14. April 2014 at 13:13

    um die Horner Geest anzubinden, gibt es eine sehr kostengünstige Variante, die Güterumgehungsbahn f. den ÖPNV zu öffnen die von Harburg in Richtung Barmbek, durch Hamm u. Horn führt! – Sie ist bereits mit Oberleitungen elektrifiziert! – So, brauchen nur, Bahnstationen gebaut, Fahrzeuge bereitgestellt und mit dem Güterbahnverkehr ein attraktiver Fahrplan abgestimmt werden! – Das lässt schon, bei gutem Willen in diesem Jahr auf den Weg bringen! – Eine Recherche Anregung, f. die „HH-Mittendrin-Redaktion!“ –

  6. Michael

    5. Juni 2014 at 11:57

    Ich würde es auch sehr begrüssen auf der Güterumgehungsbahn – eine S-Bahnlinie zu installieren. So kann man dann aus den Gebieten südlich der Elbe direkt zum Flughafen Hamburg – ohne über den überfüllten Hauptbahnhof zu müssen. Und nebenbei würde eine neu Linie zwischen Harburg und Hamburg entstehen und der Hauptbahnhof würde mit dieser Strecke nicht belastet. Die SPD vernachlässigt weiterhin den östlichen Teil Hamburgs, wie sie es schon seid 30 Jahren tut. Ansonsten hätte man z. B. schon längst eine Busspur zwischen Horner Rennbahn und Wandsbek-Markt eingerichtet. Auch eine Schienenanbindung Glindes/Oststeinbeks wäre schon weiter. Eine Buslinie auf der Eiffestraße zwischen Berliner Tor und Horn. Eine Stadtbahn, die auf dem Ring 2 fährt. Alles das könnte zur Reduzierung des Individualverkehrs beitragen. Doch davon möchte die SPD nichts wissen.

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