Schüler demonstrieren: „Bleiberecht statt Waffenexporte“

Bereits beim Schulstreik 2013 gingen Schüler für die Rechte Geflüchteter auf die Straße.
Politik
Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

Am Freitag wollen Hamburger Schülerinnen und Schüler für ein Bleiberecht Geflüchteter auf die Straße gehen. Wer organisiert die Demo und was fordern die Jugendlichen genau? Wir haben nachgefragt.

Siri ist Schülerin am Gymnasium Altona, die 16-Jährige ist im Schülerbündnis für Bleiberecht aktiv und hat die für Freitag geplante Demonstration mit organisiert.

Mittendrin: Wie ist die Idee zu der Schüler-Demo für ein Bleiberecht entstanden? 

Siri: Die Solidarität unter Jugendlichen gegenüber Flüchtlingen ist sehr groß. In der Pause wird über die „Scheiß“-Nazis, die Unterbringung und Abschiebungen von Flüchtlingen und die Bundeswehreinsätze diskutiert statt über die neusten Klamotten.  Sie wollen gehört werden und der Politik zeigen, dass auch oder insbesondere junge Leute die Schnauze voll haben! Aufgrund dieser Stimmung ist die Idee zu einem Aktionstag entstanden.

Und wer sind die Organisatoren? 

Wir haben unsere Idee mit der revolutionären Linken in der Linksjugend [´solid] diskutiert, die diesen Aktionstag mit der Unterstützung vieler anderer linker Gruppen bundesweit koordiniert. Seit dem Schulstreik 2013 gibt es das Schülerbündnis für Bleiberecht in Hamburg, das auch diese Demo organisiert.

Die Demo findet während der Schulzeit statt, wie können Hamburger SchülerInnen trotzdem mitmachen?

Siri: Die Lehrergewerkschaft GEW hat gefordert, dass die Lehrer die Schüler aus dem Unterricht lassen. Außerdem ist es der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien, an dem nicht mehr viel an Unterricht gemacht wird.

Was sind die zentralen Forderungen der Demonstration – ingesamt und im
speziellen für Hamburg?

Siri: Wir fordern eine menschenwürdige Unterbringung aller Flüchtlinge, dass Hamburg keine Waffen exportiert und in den Wohnungsbau für alle investiert. Außerdem wollen wir zum Beispiel genug Kitaplätze und eine angemessene Bezahlung der ErzieherInnen und nicht, dass Geld für Kriege ausgegeben wird.

Am Freitagnachmittag findet in den Fischauktionshallen die Auftaktveranstaltung zum „Forum Flüchtlingshilfe“ statt – dort wird auch der Bürgermeister eine Rede halten. Was würdet ihr ihm gern mit auf den Weg geben? 

Siri: Olaf Scholz hat sich besonders für seine Olympia-Kampagne eingesetzt und für steht persönlich für dieses Milliardengrab ein. Gleichzeitig müssen Flüchtlinge am Hauptbahnhof übernachten. Das ist ekelhaft und heuchlerisch.

Welche Erfahrungen habt ihr beim Schulstreik 2013 sammeln können? Vor allem: Inwiefern können junge Menschen bei so einem Thema auch politischen Druck ausüben, was denkt ihr? 

Siri: Weit über hundert Schüler haben sich 2013 an der Organisation aktiv beteiligt. Hunderte haben Schilder gebastelt, Transpis gemalt und Reden gehalten. Im Gegensatz zu vielen anderen Demos waren auf dem Schulstreik besonders viele Jugendliche, das ist auch unser Ziel für Freitag. Dadurch können wir die Diskussion um die Themen Krieg und Flucht besonders in die Klassen zurück tragen.

Schulstreik 2013, Foto: Dominik Brück

Angenommen ich bin SchülerIn in Hamburg und ihr wollt mich in ein paar Sätzen davon überzeugen, dass es wichtig ist am Freitag auf die Straße zu gehen – was würdet ihr sagen?

Siri: Die Höhepunkte der Bewegung in Hamburg sind vorbei und der Staat schiebt weiter ab, verschärft das Asylrecht, exportiert weiter Waffen und führt weiter Kriege. Wenn ErzieherInnen höhere Löhne fordern oder neue Wohnungen gebaut werden sollen, fehlt angeblich das Geld. Daher wollen wir Freitag die Forderungen um Bleiberecht für Flüchtlinge mit den Forderungen für Wohnraum für alle oder gute Bildung für alle verbinden. Es ist auch wichtig Freitag ein Zeichen zu setzen gegen rechte Bewegungen und rechte Parteien, gegen die ganzen Brandanschläge von Nazis und Hetze aus der BILD.

Engagieren sich aus eurer Sicht die Schulen selbst genug? Was könnte noch getan werden? 

Siri: Es gibt schon viele Aktionen an Schulen, an denen auch unter anderem jüngere Schüler mitwirken, da die Solidarität schon in der Unterstufe sehr groß ist. Im Unterricht könnte aber noch mehr darüber gesprochen werden, wie Flucht mit Kriegen, Waffenexporten und Wirtschaftskrisen zusammenhängen.

Vielen Dank für das Interview, Siri. Möchtest du noch etwas loswerden? 

Kommt alle zahlreich zur Demo um 12 Uhr am Hauptbahnhof! Bleiberecht für alle!

Archivfotos vom Schulstreik 2013: Dominik Brück
Kommentare anzeigen (1)

1 Kommentar

  1. Kuno

    1. Februar 2016 at 13:24

    Die Schüler sind schlauer als unsere grottigen Politiker. Nichts Neues im Westen.

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