Politik

Neues Innenstadtkonzept: Darf’s auch ein bisschen mehr sein?

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Bereits im Juni haben Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau und Oberbaudirektor  Jörn Walter ein neues Konzept für die Innenstadt präsentiert, das der Senat jetzt beschlossen hat. Visionen oder eine klare Zielrichtung suchte man aber vergeblich.

Nach dem Sprung über die Elbe nach Wilhelmsburg und der Ankündigung, den Hamburger Osten entwickeln zu wollen, nimmt der Senat auch den historischen Kern der Stadt und die HafenCity in den Blick. Mit dem Innenstadtkonzept 2014 soll die Entwicklung des Hamburger Kerngebietes in den kommenden Jahren gesteuert werden. Das 160 Seiten starke Papier versteht sich dabei nicht als Maßnahmenkonzept, sondern soll die Rahmenbedingungen für die Gestaltung der Innenstadt vorgeben. „Das Konzept ist eine Geschäftsgrundlage für die Arbeit in der Innenstadt, lässt jedoch auch genügend Spielräume“, sagt Andy Grote, Bezirksamtsleiter in Hamburg-Mitte. Wie groß die Spielräume tatsächlich sind und wie wenige deutliche Zielvorgaben das Konzept tatsächlich macht, zeigt bereits die Präsentation.

Ein langer Prozess

Für die Entwicklung des neuen Konzeptes hat die Stadt sich Zeit gelassen. Ein erster Entwurf wurde seit 2011 in mehreren Phasen mit BürgerInnen und VertreterInnen der Wirtschaft diskutiert, verändert und ergänzt. „Der erste Entwurf hat sich in dieser Zeit deutlich verändert, weil noch viele Ideen aufgenommen wurden“, erklärt Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau. Nun könne man die zukünftige Entwicklung der Innenstadt koordiniert gestalten. „Wir schaffen in dieser Generation ein neues Bild der Stadt“, freut sich auch Oberbaudirektor Jörn Walter. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Planer dem Konzept zufolge viel vor. Die grundlegende Vorgabe dabei: Wasserflächen und die derzeitige Silhouette der Stadt sollen erhalten bleiben. Darüber hinaus möchte man, wenn man den Ausführungen des Oberbaudirektors folgt, in der Innenstadt am liebsten von allem ein bisschen, aber nichts so richtig.

Eine bunte Wunschliste

Das Konzept sieht vor, dass der öffentliche Raum zwischen HafenCity, Altstadt und Neustadt stärker zusammenwächst. Dabei soll auch die Innenstadt als Wohnort entwickelt werden. „Das wird ein langer Prozess, ist aber eine der großen Weichenstellungen“, sagt der Oberbaudirektor. Sein Wunsch: Statt Büroräumen soll auch im Bereich der Alster wieder mehr Wohnraum entstehen.  „Um dort wohnen zu können muss man dann aber schon wohlhabender sein“, gibt Walter zu. Auf Büros in der Innenstadt verzichten möchte er aber auch nicht und schlägt vor diese in die Hafencity zu verlagern: „Der Wirtschaftsstandort Innenstadt darf durch den Wohnungsbau nicht geschwächt werden“, erklärt Walter. Dazu zählt auch, dass der Handel in der Innenstadt gestärkt werden soll. Laut dem neuen Konzept auch eine zentrale Aufgabe für die Zukunft.

Ob diese nun drängender ist als der Erhalt von kulturellen Angeboten, bleibt offen. Auch hiervon soll in der City mehr entstehen, „Es ist eine Schande, dass das Streits geschlossen wurde, solche Angebote müssen wir in der Innenstadt erhalten“, sagt der Oberbaudirektor. Nicht nur Kultur, auch Parkhäuser und Stellflächen müssen aber bestehen bleiben, da das wiederum für den wichtigen Einzelhandel nötig ist. Gleichzeitig sieht das Konzept aber auch vor den öffentlichen Nahverkehrs auszubauen. Nicht zuletzt soll aber auch mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger geschaffen werden.

Das Konzept bleibt daher mit seinen Aussagen eher vage und verpasst die Gelegenheit, einen klaren Schwerpunkt bei der Entwicklung der Innenstadt zu setzen. Bei einer Sache sind sich die Planer jedoch einig: Die Innenstadt muss schöner werden, egal wie. „Diese ist schließlich das Bild von Hamburg nach Außen“, sagt Senatorin Blankau – ob man dabei auch an Konzepte für die sozialen Konflikte in der City denkt, bleibt weiter offen.

Kommentare anzeigen (4)

4 Kommentare

  1. Ralf

    16. Juni 2014 at 07:51

    Ist ja man eine der besterhaltensten Traditionen Hamburgs, dass Konzept der Konzeptlosigkeit. Diese Tradition wird von Legislaturperiode zu Legislaturperiode ständig verfeinert und perfektioniert. Unter dem Strich kommt dann das heraus, was wir BürgerInnen morgens auf dem WC entsorgen………… Noch Fragen ?

  2. Gerd

    27. Juli 2014 at 08:15

    @Ralf. Nicht immer nur dubios, konzeptlos labern!!!!! Mach doch konkrete Vorschläge! Welche Partei mit welchen Führungskräften und was soll gemacht/verbessert werden? Inhaltlose Worthülsen und rummotzen ist nicht zielführend!

  3. Hannah

    16. September 2014 at 12:35

    Genau das ist es, was wir in Hamburg unbedingt brauchen! Mehr Wohnungen für die Wohlhabenden 😀

  4. Philipp Anz

    16. September 2014 at 15:22

    um an der Alster zu wohnen, muss man schon wohlhabender sein! – Also, wenn die SPD, SPD sein will, muss sie dafür sorgen, das man auch mit niedrigem Einkommen an der Alster wohnen kann! – Ferner, Büros, sind nicht mehr zeitgemäß im Laptop, Tablet, Smartphone-Zeitalter! – Büros kosten unnötig Geld, nehmen unnötig Fläche in einem Stadtstaat ein! – Denn, mit diesen Hilfsmitteln, ist es durchaus möglich, sich f. 8, 9 oder mehr Stunden in einem Hotel oder einem Restorant zu treffen und zu arbeiten, viele moderne Geräte und Drucker, funktionieren auch aus der Ferne, so können in den produzierenden Betrieben, entsprechende Ausdrucke gemacht und umgesetzt werden! –

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