Politik

SPD verhindert klares Votum gegen den Operfundus

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Signe Heins

*19.12.1989 in Trier | seit 2009 Studium der Politikwissenschaft in Hamburg | ERASMUS Jahr in Coimbra, Portugal 2011-2012 | seit 2009 Bildungsreferentin in der Jugendakademie Bad Segeberg | seit 2007 ehrenamtliche Betreuerin auf dem Jugendzeltplatz Wittenborn

Die Kritik an der Verlegung des Opernfundus an die Veringhöfe in Wilhelmsburg ist nach wie vor groß. Am Dienstag wurde dies durch ein starkes Aufgebot an Medien, betroffenen MieterInnen und interessierten BürgerInnen bei einer Anhörung zum Opernfundus im Regionalausschuss Wilhelmsburg/ Veddel erneut deutlich.

Erneut befasste sich der Regionalauschuss Wilhelmsburg/Veddel am Dienstag mit der geplanten Verlegung des Fundus der Hamburgischen Staatsoper nach Wilhelmsburg. Oberbaudirektor Jörn Walter und Michael Mathe, der Leiter des Fachamtes für Stadt- und Landschaftsplanung, stellten sich den Fragen der Ausschussmitglieder und der anwesenden ZuhörerInnen. Die Stimmung im Saal war von Beginn an deutlich gegen die Verlegung des Opernfundus. „Wir sehen den Opernfundus am Veringhof als Chance, der Stadtteil sieht es offensichtlich als Problem. Ich appelliere an alle Beteiligten sowohl Vor- als auch Nachteile der Pläne zu betrachten“, sagt Walter in seiner Erklärung. Durch den Bau des Opernfundus würden zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Die Werkstätten seien dabei kein reines Hochregallager, sondern Produktionsort vieler kreativer Arbeiten, wie etwa der hochkomplexen Bühnenbilder. Aus diesem Grund hätte der Senat eine Integration des Operfundus in die vorhandene Stadtteilkultur am Veringkanal als Bereicherung bewertet. Durch einen neuen Senatsbeschluss sei jetzt alles wieder offen und Prüfungen der Pläne sowie möglicher anderer Standorte würden möglichst schnell vorgenommen werden.  Durch den neuen Beschluss seien auch die Kündigungen der Mieter am Veringhof, die bereits zum 30. Juni ausgesprochen worden waren, zunächst bis zum 30. September verschoben worden. „Ich hoffe die Mieter nehmen dies und die ersten Gespräche der letzten Woche als vertrauensbildenden Versuch wahr.“, sagt Walter.

Von dieser Sichtweise ließen sich jedoch die Anwesenden nicht überzeugen. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass die 80 von Walter als neu bezeichneten Arbeitsplätze nur in Bezug auf Wilhelmsburg neu wären. Hamburgweit sind diese nur eine Verlagerung der Arbeitsplätze aus Barmbek nach Wilhelmsburg. Hingegen würden durch den Wegzug der ansässigen Gewerbetreibenden und KünstlerInnen im Stadtteil 36 Arbeitsplätze verloren gehen. Auch die tatsächliche Offenheit des Verfahrens wurde stark bezweifelt. Autoteilehändler Oktay Akkaya betonte mehrmals, dass ihm der Aufschub der Kündigung wenig helfe, wenn der Senat mit endgültigen Entscheidungen auf sich warten ließe. Lutz Cassel, Vorsitzender des Beirats für Stadtteilentwicklung in Wilhelmsburg sagte: „Vertrauen kann hier nur gebildet werden, wenn alles auf Null gesetzt wird und ein neues Standortbestimmungsverfahren anläuft.“ Außerdem verwiesen er und viele andere auf das Ergebnis des Stadtteilbeirats in der letzten Woche, in dem sich alle Beteiligten gegen den Standort Veringhof für den Opernfundus ausgesprochen und für eine sofortige Zurücknahme der Kündigungen plädiert hatten. Warum gerade der Veringhof vom Senat ausgewählt wurde, verstehen viele Anwesende einfach nicht. Eine Anwohnerin machte ihrem Frust über die Senatsentscheidung Luft: „Ich wohne hier erst seit 8 Monaten. Ich bin sozusagen eine von denen, die der Senat hier haben will, aber ich fühle mich langsam aber sicher von ihnen verarscht.“

Auch bei den Parteien herrschte Konsens darüber, dass der Opernfundus in Wilhelmsburg unerwünscht ist. „Wir Lokalpolitiker nehmen sehr wohl die Bürgermeinung wahr und das hat Eindruck gemacht. Auf die Politik und uns persönlich“, sagt Klaus Lübke von der SPD und schloss sich seinem Genossen Weinreich an, der deutlich sagt: „Wir sind gegen den Opernfundus hier und uns ist die Sicherung der in Wilhelmsburg gewachsenen Stadtteilkultur wichtiger, als Kultur von außen.“ Außerdem bedauere er es, dass der Opernfundus in der Verwaltung anscheinend nach wie vor als Chance und weniger als Problem angesehen werde. Ähnlich äußerten sich auch auch die Vertreter der anderer Parteien. LINKE, Grüne und CDU Fraktion hatten gemeinsam einen Antrag gestellt in dem es heißt: „Der Regionalausschuss lehnt den geplanten Standort für den Opernfundus am Veringhof ab. Die Kündigungen sind unverzüglich zurückzunehmen.“ Bereits in der letzten Sitzung des Regionalausschusses hatte die CDU versucht einen entsprechenden Antrag zur Abstimmung zu bringen. Dies war jedoch an den Gegenstimmen der SPD und FDP gescheitert. Diese hatten im April nicht die Dringlichkeit des Antrages gesehen.

Als es nun zur Diskussion um den Antrag kam, zeichnete sich trotz der Äußerungen der SPD-Fraktion ab, dass der übergreifende Konsens der Parteien auch diesmal nicht reichte, um gemeinsam den Antrag zu verabschieden. Mit den Gegenstimmen der SPD und FDP wurde der CDU-Antrag abgelehnt. Stattdessen reichten SPD und FDP einen Antrag, der vergangene Woche in der Bezirksversammlung beschlossen worden war, nochmals zur Abstimmung ein. Thomas Schubert von die LINKE sagt dazu: „Da der Antrag den die SPD/ FDP hier zur Abstimmung eingebracht hat, schon in der Bezirksversammlung der letzten Woche abgestimmt und angenommen wurde, haben wir hier im Regionalausschuss überhaupt keine Befugnis erneut über diesen Antrag abzustimmen. Das war eine reine Bürgerverarsche.“ Tatsächlich war der Antrag auch schon in Bezirksversammlung heftig umstritten, da dieser sich aus Sicht der Opposition nicht deutlich genug vom Opernfundus distanziert und auch nur eine Aussetzung der Kündigungen bis zur endgültigen Klärung der Situation vorsehe und keine totale Aufhebung. Vor der Abstimmung hatte die CDU die Mitglieder der SPD-Fraktion aufgefordert sich den Wünschen und Bedürfnissen der Bevölkerung anzunehmen und sich dem Antrag der Grünen, LINKEN und CDU anzuschließen. Nach der Abstimmung verließen viele BürgerInnen enttäuscht den Saal im Rathaus Wilhelmsburg.

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4 Kommentare

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  2. Martin

    29. Mai 2013 at 10:22

    Danke für diesen ausführlichen Beitrag.

    Es stimmt schon, dass u.A. auch für mich völlig unverständlich ist, dass bei aller Einhelligkeit der Meinungen der Fraktionen es nicht möglich war, sich auf einen gemeinsamen Antrag zu einigen.

    Dabei hätte ich mir eine klare Aussage für die Rücknahme der Kündigungen und zum Erhalt der auf dem Gelände der Zinnwerke schon bestehenden Arbeitsplätze gewünscht und nicht so ein Wischi-Waschi, wie die SPD es formuliert hat.

    Schade, dass mit den Stimmen der Mehrheit diese Möglichkeit einfach verpasst wurde…

  3. Manfred Schubert Die LINKE

    30. Mai 2013 at 20:03

    Signe Heins hat einen guten Artikel über die Sitzung vom Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel geschrieben. Diese Meinung teile ich.
    Die Stimmung ist total gegen den Standort, eine Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass von 4 untersuchten möglichen Orten für die geplante Verlegung des Opernfundus die Veringhöfe nur die zweitschlechteste Lösung sind. Die Senatskommission befand den Standort dennoch als gut geeignet. Das sind Tatsachen, die uns WilhelmsbuergerInnen nicht wundern. Wir genießen hier ein Gewohnheitsrecht. Immer wieder wird „im Sinne des Stadtteils“ gegen unsere Interessen entschieden. Jedes Mal erneut von Oben durchgezogen. Wir werden ignoriert, unsere Meinung ist dem Senat wie auch König Olaf egal. Olafs Schergen in Politik und Verwaltung setzen diese Beschlüsse dann immer wieder ganz rigoros um.
    Die SPD hat in Zusammenarbeit mit der FDP einen Antrag in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte mehrheitlich beschlossen, den man uns nun zur erneuten Beschlussfassung im RA vorgelegt hat. Der RA hat allerdings keine Möglichkeit das Votum der Bezirksversammlung zu verändern. Was auch immer im Wilhelmsburger Rathaus entschieden wird, es ist egal. Wir sind nur ein Unterausschuss der BV.
    Dieser Antrag von SPD/FDP liest sich als ob der Standort an den Veringhöfen abgelehnt werde. Aber, hier steht drin, dass es eine erneute Überprüfung geben solle. Wenn diese dann aber zum bisherigen Ergebnis kommt, dann muss es auch beim bisherigen Senatsbeschluss bleiben. Einen Antrag mit „eventuell, möglichst, vielleicht“ und ähnlichen Einschränkungen vorzulegen und dann zu behaupten dass es sich hier um klare Forderungen handeln würde, das versteht die SPD wahrhaft meisterlich.
    Wenn SPD und FDP den Standort auf der Insel wirklich ablehnen würden, dann hätten sie dem interfraktionellen Antrag von CDU/GAL/LINKE zugestimmt. Aber den haben sie abgelehnt. Gerade weil er klare Forderungen beinhaltet.
    Manfred Schubert
    Sprecher der Fraktion „Die LINKE“ im RA

  4. Manfred Schubert Die LINKE

    30. Mai 2013 at 20:05

    Sorry.
    Meine Mailadresse ist nicht ganz ok gewesen.
    alfredm@live.de
    so lautet sie richtig.
    Manfred

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