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Mit Tide auf Sendung: Hinz&Kunzt kommt ins Fernsehen

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

„Wem gehört die Innenstadt?“, dieser Frage gehen die Redakteure von Tide in der neusten Ausgabe von Hinz&Kunzt-TV nach. Mittendrin hat die Dreharbeiten begleitet.

Im Vertriebsraum des Straßenmagazins Hinz&Kunzt herrscht an diesem Morgen noch mehr Betriebsamkeit als sonst. Dort wo die obdachlosen Verkäufer die neuen Ausgaben für den Verkauf abholen, gleicht heute alles einem Fernsehstudio. Überall sind Kabel gezogen, Kameras stehen herum und die Techniker des Community-Senders Tide wuseln hektisch durch den Raum, um alles für die Aufzeichnung der neuen Ausgabe von Hinz&Kunzt-TV vorzubereiten.

Hinz&Kunzt: Ein besonderes Magazin

Bereits zum zweiten Mal kooperieren das Magazin und der Sender, um eine Diskussionsrunde auf die Fernsehschirme der HamburgerInnen zu bringen. Im April hatten sich beide erstmals zusammengetan, um mit Studierenden der Hamburg Media School eine erste Sendung zu produzieren. Die Studierenden sind inzwischen nicht mehr dabei, das Format soll aber weitergeführt werden. „Die Idee mit Hinz&Kunzt zusammenzuarbeiten passt einfach gut“, sagt Tina Fritsche von Tide. Das Straßenmagazin beschäftigt neben JournalistInnen auch SozialarbeiterInnen und sorgt mit seinem besonderen Konzept für eine Betreuung von obdachlosen Menschen: Jede Ausgabe wird von einem obdachlosen Straßenverkäufer verkauft, der einen Teil des Preises behalten kann. Viele Kunden, die das Magazin kennen geben aber gerne auch mehr als den eigentlichen Preis. Auch inhaltlich befasst sich Hinz&Kunzt in der Regel mit jenen, die am sozialen Rand der Gesellschaft leben müssen und weist immer wieder auf Missstände hin. Seit der ersten Ausgabe 1993 hat sich Hinz&Kunzt zum Auflagenstärksten Straßenmagazin entwickelt und gehört zu den ersten deutschen Zeitungen dieser Art. Rund 64.000 Ausgaben werden pro Monat verkauft.

Wem gehört die Stadt?

Damit die Themen des Magazins den Weg ins Fernsehen finden, gibt es viel zu tun: Das Licht muss angepasst, Lampen und Kameras aufgehängt und der Ton optimiert werden. An vielen Stellen sind kreative Lösungen gefragt. „Es ist außerhalb des Studios immer schwieriger, da man nicht alles genau planen kann“, sagt Aufnahmeleiter Tino und prüft zum wiederholten Mal an diesem Morgen ob die Beleuchtung alle Diskussionsteilnehmer ins rechte Licht setzt. Dann nimmt das Team am großen Tisch in der Mitte des Raums Platz – Probesitzen für die Kamera, wo später die Gäste wie Bezirksamtsleiter Andy Grote und Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer diskutieren werden.

Siri Keil, freie Radiomoderatorin beim NDR moderiert die Sendung heute zum ersten Mal, kennt sich mit dem Thema der Runde aber bestens aus. Es geht um die Frage wem die Hamburger Innenstadt gehört. Vertreibung von Obdachlosen und Repressionen gegen Menschen, die nicht in das Bild einer Hochglanzstadt passen gehören nicht erst seit der Privatisierung von Flächen rund um den Hauptbahnhof zu einem der großen Konflikte in Hamburg. „Die Frage ist, wie man im Dialogverfahren eine Lösung finden kann“, sagt die Moderatorin. Mit ihren Gästen, darunter auch zwei Betroffene Hinz&Kunzt-Verkäufer will sie über mögliche Verfahren wie einen Runden Tisch diskutieren. Ein Fazit kann Keil jedoch schon vorwegnehmen: „Es muss dringend mehr Tagesaufenthaltsstätten geben.“

Die Sendung soll es weiter geben

Auch für die Moderatorin gehört die öffentliche Debatte zu solchen Themen in den Hinz&Kunzt-Vertriebsraum: „An diesem Ort erkennt man, was es braucht, damit Obdachlose nicht allein gelassen werden. Dafür steht Hinz&Kunzt“, sagt Keil. Auch in Zukunft soll es weitere Ausgaben der TV-Sendung geben. Wie häufig das umsetzbar ist, kann derzeit aber keiner der Beteiligten beantworten. „Der Wunsch ist das Format regelmäßig zu produzieren, aber man muss schauen was möglich ist, da ein hoher Aufwand dahinter steckt“, sagt Fritsche. Zunächst gilt es jedoch die aktuelle Sendung aufzuzeichnen und ins Programm zu bringen.

Das Ergebnis kann man am Mittwoch, 5. November um 20:15 Uhr erstmals auf Tide ansehen. Wer den Sender auf dem Fernseher nicht empfangen kann, kommt hier zum Livestream im Web.

Die Wiederholungen finden zu folgenden Terminen statt:

Donnerstag , 6.November, 16:00 Uhr

Freitag, 7. November, 23:00 Uhr

Samstag, 8.November, 12:30 Uhr

Sonntag, 9.November, 22:15 Uhr

Foto: Dominik Brück

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