Im Kern verrückt, die Hülle immer wieder neu – der Hamburger Comedy Pokal 2016

Der Gewinner 2016: Comedian Moritz Neumeier (Foto: Mathias Becker)
Kultur
Felix Rasmus Willeke

Bachelor Kulturwissenschaften (Leuphana Universität Lüneburg) | freier Journalist | Kleinkünstler | Redakteur in den Ressorts Politik und Kultur | Mail: willeke@hh-mittendrin.de

Der Hamburger Comedy Pokal 2016 ist Geschichte, ein Comedian überragte, auch wenn er nicht allen gefiel.

„Wie kann man nur so ´nen Scheiß labern?!“ Das dachten sich wohl viele als genau dieser Satz durchs Schmidts Tivoli hallte. Ein Zuschauer war unzufrieden mit dem was er gehört hatte. Der Comedian auf der Bühne reagierte souverän („War wohl jemand von der AfD“) und überzeugte den Rest des Saals mit seiner Mischung aus überraschenden Vergleichen, derben Sprüchen und Sätzen, die im Fernsehen durch ein langen Pieeep übertönt worden wären. Moritz Neumeier wusste damit nicht nur das Publikum, sondern auch die Jury zu überzeugen. Er ging als der Große von vielen GewinnerInnen nach Hause und sahnte insgesamt 3.500€ Preisgeld ab (500€ Publikumspreis, 3.000€ 1. Platz).

Mehr als nur ein Gewinner

Nach vier Tagen Comedy hatte der Hamburger Comedy Pokal 2016 seinen ersten Sieger gefunden. Doch es gab noch etliche mehr: Die zehn Kulturzentren, in denen die ersten beiden Runden gespielt wurden. Die anderen 19 TeilnehmerInnen, die vier Tage lang das Hamburger Publikum begeisterten. Nicht zuletzt das Publikum, welches sich nicht nur beim Finale immer wieder vor Lachen gebogen hatte.

Der Comedy-Marathon startete schon am Freitag, an dem sich in 10 Hamburger Kulturhäusern 20 Comedians duellierten. Am Samstag waren es dann die 10 GewinnerInnen, die noch einmal in fünf Kulturhäusern um die ersten fünf Finaltickets kämpften. Hier setzten sich Till Reiners aus Berlin, Tamika Campbell aus Berlin, Heinrich del Core aus Zimmern ob Rottweil, Gabor Vosteen aus Berlin und eben Moritz Neumeier aus Hamburg durch.

Am Sonntagabend öffnete dann das Schmidt Theater für die 2. Chance Show seine Pforten um all denen, die sich bis dahin nicht durchsetzten konnten die Möglichkeit zu geben, eines der verbleibenden zwei Finaltickets zu ergattern. Am Ende waren es das musikalische Duo Suchtpotential aus Berlin bzw. Ulm und der Esslinger Tino Bomelino , die sich gegen 13 andere Comedians durchsetzen konnten.

Ein bissiges, musikalisches Finale

Es war somit alles angerichtet für das Finale, das Schmidts Tivoli schon seit drei Monaten ausverkauft, füllte sich. Auch der Grand Señor des Hauses, Corny Littman gab sich als neues Jurymitglied die Ehre. Der Rest der Jury bunt gemischt, von der Künstleragentin, über einige KulturjournalistInnen bis hin zu eben jenem Hausherren. Durch den Abend führte, wie in jedem Jahr, der Erfinder des Comedy Pokals, der Kabarettist Sebastian Schnoy.

Nach einem quirligen Beginn von Tamika Campbell betrat das Duo Suchtpotential die Bühne. Die ehemaligen Musicaldarstellerinnen hatten das Publikum mit der Kombination aus Bissigkeit, Schnelligkeit und großartigem Gesang schnell auf ihrer Seite. Ihnen folgte Heinrich del Core und Tino Bomelino, der mit einem Mix aus Kindlichkeit und großer Musikalität den Saal begeisterte. Nach der Pause betrat Till Reiners die Bühne und ihm folgte der später Sieger Moritz Neumeier, bevor Gabor Vosteen den Abend abrundete.

Das Publikum und die Jury hatte Moritz Neumeier am meisten überzeugt, der 2. Platz (und somit 2.000€) ging an das Duo Suchtpotential und Dritter (und eine Prämie von 1.000€) wurde Tino Bomelino.

Der Hamburger Comedy Pokal: vielfältig und verrückt

Moritz Neumeier hatte sich in seinem Auftritt beklagt, viele Dinge würden sich im Erscheinungsbild verändern, blieben aber im Kern gleich. Doch genau das kann man sich für nächstes Jahr nur wünschen, dass der Comedy Pokal im Kern das bleibt was er ist: Vielfältig, verrückt. Und wie es schon die Organisatorin Petra Niemeyer formulierte: „Ein Pokal, der immer versucht eine Mischung zu finden, aus alten Hasen und Newcomern.“ Auf ein neues Jahr 2017, ein schönes 15-jähriges Jubiläum, mit vielen neuen Gesichtern.

Pressefoto Comedy Pokal: Mathias Becker
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