Tausende demonstrieren: „Nazis haben keinen Platz in dieser Stadt!“

Foto: Katharina Schmidt
Politik
Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

In der Innenstadt haben am Samstag etwa 14.000 Menschen friedlich gegen Rassismus protestiert. Die Demonstration richtete sich gegen den geplanten, aber schließlich verbotenen Neonazi-Aufmarsch in Hamburg. 

Trotz des Verbots des „Tags der Patrioten“ versammelten sich am Samstagvormittag etwa 8.000 Menschen vor dem Hauptbahnhof am Hachmannplatz, um ein Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Zuvor hatten über 630 Gruppen und Organisationen aus der Zivilgesellschaft den Aufruf des „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ unterzeichnet.

 

Friedlich zogen laut Polizeiangaben etwa 14.000 Menschen über die Mönckebergstraße und den Jungfernstieg. „Durch die zivilgesellschaftliche Breite des Bündnisses, das von Gewerkschaften, religiösen Trägern, Bildungseinrichtungen, dem FC St. Pauli bis zu Künstlern und Musikern wie Smudo oder Udo Lindenberg reicht, ist es uns gelungen, ein starkes Zeichen gegen Nazis und Rassisten zu setzen!“, sagt Carina Book vom AStA der Universität Hamburg.

Das Verbot ist „ein Grund zum Jubeln“

Noch bis zum späten Freitagabend war nicht klar, ob ein Aufmarsch der rechten Szene in Hamburg doch noch erlaubt wird. Zuvor hatten das Hamburgische Verwaltungs- und Oberverwaltungsgericht ein Verbot der Demonstration bestätigt. Auch eine Beschwerde der Veranstalter des „Tags der Patrioten“ hatte vor dem Bundesverfassungsgericht keinen Erfolg. Tausende Neonazis und Hooligans waren zu dem geplanten Aufmarsch in Hamburg erwartet worden. Die Polizei begründete ein Verbot mit dem Mangel an Polizeikräften, um die befürchteten Auseinandersetzungen zwischen den Rechten und linken Gegendemonstranten auseinanderzuhalten.

„Dass der Nazi-Aufmarsch vom Bundesverfassungsgericht verboten wurde, ist ein großer Erfolg für uns! Noch nie ist ein Nazi-Aufmarsch in Hamburg vollständig verboten worden. Dies ist für uns ein Grund zum Jubeln, denn es wird deutlich: Nazis und Rassisten haben keinen Platz in dieser Stadt!“, sagt Olaf Harms, Vorsitzender von ver.di Hamburg. 

 
Um 12 Uhr spielten Hamburger Radiosender zeitgleich den Song „Imagine“ von John Lennon. Auch bei der Aktion „Hamburg bekennt Farbe“, wurde das Lied am Mittag gespielt:

 

Nazis wollten in Bremen demonstrieren

Wie bereits bei der Auftaktkundgebung am Hauptbahnhof bekannt wurde, wollten die Rechten ihre Demonstration in Bremen anmelden. Bereits am Vormittag versuchten deshalb viele Hamburger Demonstranten mit dem Zug nach Bremen zu gelangen, um die Proteste der Rechten dort zu blockieren.

Auch die Anmeldung der Nazis in Bremen wurde von der Polizei verboten. Stattdessen kam es in der Bremer Innenstadt ebenfalls zu einer antifaschistischen Demonstration. Etwa 100 Nazis gingen am Samstagnachmittag schließlich in Kirchweyhe bei Bremen auf die Straße.

Während der Demonstrationszug in Hamburg bereits am Jungfernstieg angekommen war, wurde bekannt, dass eine Gruppe von Neonazis am Hauptbahnhof angekommen ist. Viele Demonstranten versuchten daraufhin zum Hauptbahnhof zu gelangen. Zeitweise versperrte die Polizei mögliche Durchgänge, wie zum Beispiel den Zugang zur Europapassage am Jungfernstieg.

Zugverkehr lahmgelegt, 34 Nazis festgenommen

An den Gleisen am Hauptbahnhof kam es zu Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Demonstranten. Es flogen Steine und Flaschen auf Gleise und Züge. Die Polizei sperrte den Hauptbahnhof schließlich ab, der Zugverkehr wurde zeitweise eingestellt. 34 Neonazis wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen. Sie hätten im Bahnhof versucht, linke Demonstranten zu provozieren, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei setzte die Rechten schließlich gegen 14 Uhr in eine S-Bahn Richtung Harburg. 

„Die Nazis haben trotz der Verbotsverfügung des Bundesverfassungsgerichts weiter nach Hamburg mobilisiert. Durch die Sperrung des Hamburger Hauptbahnhofes konnten keine weiteren Nazis anreisen. Auch das ist ein Erfolg!“, so Felix Krebs vom Hamburger Büdnis gegen Rechts. Während am Jungfernstieg noch die Abschlusskundgebung zur eigentlichen Demonstration lief, wurde am Hachmannplatz eine spontane Kundgebung angemeldet. Mit lautem Protest und mit einem Antifa-Konzert wurden die Nazis, die trotz des Verbotes angereist waren, aus Hamburg verabschiedet.

Fotos: Katharina Schmidt
Kommentare anzeigen (4)

4 Kommentare

  1. Andre H.

    12. September 2015 at 18:20

    Zu den Ausschreitungen der linken Krawallmacher vor der Flora gibt es nichts zu sagen?

    • Isabella David

      Isabella David

      13. September 2015 at 12:18

      Wie Sie an der Uhrzeit sehen ist der Artikel vor den Vorfällen in der Sternschanze veröffentlicht worden, die wir nun heute selbstverständlich nacharbeiten.

  2. Erich Heeder

    13. September 2015 at 08:30

    Es ist nun endlich geschafft, das eine Demo verboten wurde. Das gibt Hoffnung für alle anderen in dieser BRD; das man nicht alles auf der Strasse bringen kann !! Denn solche Kundgebungen sind ja auch nicht der Meinungen der anderen. Solche Minderheiten, die diese BRD schaden, dürfen eben nicht das kund geben, was sie wollen !! Denn in unsere demokratische Gesellschaft
    muß es auch verbote geben, wenn die Mehrheit dies nicht tolleriert !! Dieses Urteil gibt allen Hoffnung !!

    In diesem Sinn, E.Heeder – Stadtteilkünstler

  3. Pingback: Viele Hände am Olympia-Brief - Speersort 1 - ZEIT ONLINE

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