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Wilhelmsburg: Warten auf den Kulturkanal

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Wie geht es weiter am Veringkanal in Wilhelmsburg? Mit dieser Frage beschäftigen sich Verwaltung und Politik seit mehr als einem Jahr – passiert ist noch nichts.

Nach der großen Aufregung kam der Stillstand: Als Folge des Streits um den Erhalt der Zinnwerke und der Soul-Kitchen-Halle am Veringkanal in Wilhelmsburg hatte der Bezirk große Pläne für die Zukunft des Standortes entwickelt. Mit einem sogenannten Kulturkanal sollte das bereits vorhandene Potential an Kreativwirtschaft und Künstlern gefördert werden. Eine entsprechende Analyse der Möglichkeiten wurde der Bezirksversammlung Ende 2013 vorgelegt. Seitdem ist nichts passiert. „Wir leben hier in einem Schwebezustand“, sagt Marco Antonio Reyes Loredo, der mit seiner Filmproduktion in den Zinnwerken ansässig ist. „Wohin die Reise gehen soll, scheint aber keiner der Verantwortlichen zu wissen“, so Loredo weiter.

Ideen gibt es viele

Wer nach dem Ende der Internationalen Bauausstellung (IBA) genau für die weitere Entwicklung am Veringkanal verantwortlich ist, scheint unklar zu sein. Zwar erwähnt der Senat in seinem Rahmenkonzept „Sprung über die Elbe“ ausdrücklich die Kreativwirtschaft am Veringkanal, die es zu fördern gelte, konkrete Pläne fehlen jedoch. Mit der Ausnahme, dass der Bau von Wohnungen an dieser Stelle ausgeschlossen wird. Vor Ort habe man das Gefühl, dass alle Verantwortung in Richtung Bezirk geschoben werde, erklärt Loredo. Aber auch bei den Bezirkspolitikern fragt man vergeblich nach konkreten Maßnahmen. „Die Koalition unterstützt die Weiterentwicklung des Kulturkanals am Veringkanal“, steht im Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen Unklar ist aber, wie das im Einzelnen geschehen soll. „Die Politik schafft die Voraussetzung für die Ansiedlung von Einrichtungen und Betrieben am Kulturkanal“, sagt die SPD-Bezirksabgeordnete Kesbana Klein. „Die Entwicklung der Kultur sollte aber von unten wachsen und kann nicht von der Politik diktiert werden“, so Klein weiter.

Daher sieht man die Ursachen für die Schließung der Kultureinrichtung „Tonne“ nicht bei der Politik. Dass für die freigewordenen Räume innerhalb weniger Wochen eine neue Betreiberin gefunden werden konnte zeigt, dass der Bedarf an Flächen am Veringkanal für kulturelle Nutzungen hoch ist. „Viele haben Ideen, aber ich mache mir Sorgen, dass der Aufbruchsgeist nach der IBA verloren ist“, sagt Loredo.

Leerstand und Unsicherheit

Während im Fall der „Tonne“ eine schnelle Nachnutzung möglich war, stehen andere Flächen und Hallen am Veringkanal leer, obwohl auch hier bereits viele Angebote von Kulturschaffenden vorliegen. „Seit Monaten wird darüber gesprochen, dass ein Konstrukt zur Bewirtschaftung der leeren Hallen gefunden werden soll. Passiert ist aber noch nichts“, sagt Loredo. Auch die Lage der Kreativszene vor Ort ist mehr als unsicher. In den aktuellen Mietverträgen mit der städtischen Sprinkenhof GmbH ist eine Kündigungsfrist von sechs Monaten festgeschrieben – zu kurz, um langfristige Investitionen zu ermöglichen. „Wir brauchen Investitionssicherheit“, sagt Loredo. Zu diesem Zweck wünsche man sich von der Politik klare Leitlinien, die festlegen wie es weitergehen soll. Bis dahin wollen die Kreativen vor Ort mit Aktionen wie einem regelmäßig stattfindenden Flohmarkt zeigen, dass die Verankerung der Einrichtungen im Stadtteil sehr stark ist. Ein Kulturkanal könnte an die vorhandenen Netzwerke laut Loredo problemlos anknüpfen: „Die Potentiale sind immer noch da. Wir warten nur auf Politik und Verwaltung.“

 

Titelbild: By flamenc (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
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