Kultur

Testfahrt: Mit der „Wilden 13“ durch Wilhelmsburg

Kultur
Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Am Montag waren einige Gäste zu einem Vor-Screening des Films „Die Wilde 13“ in den Wilhelmsburger Zinnwerken eingeladen. Auf den Spuren der Buslinie 13, deren Route quer durch den Stadtteil führt, zeichnet die Dokumentation ein Porträt von den vielen Facetten des sich wandelnden Wilhelmsburgs und den Menschen, die dort leben.

Die Veränderung des Stadtteils ist schneller als die Kamera. Schon bei dem Vor-Screening des Films „Die Wilde 13“ am Montag in den Wilhelmsburger Zinnwerken ist die Dokumentation ein Stück Zeitgeschichte der Elbinsel geworden. Wo im Film hunderte Menschen zu Gitarrenriffs und dumpfen Bässen feiern, herrscht jetzt eine bedrückende Stille. Es sind Aufnahmen von der Wiedereröffnung der Soulkitchen-Halle, deren Tore nun wahrscheinlich für immer geschlossen bleiben. Es ist nur eine der vielen Veränderungen in Wilhelmsburg, die der Film auf eindrucksvolle Weise einfängt. Im Zentrum stehen dabei die Menschen, die im Stadtteil leben, ihn prägen, aber auch dem rasanten Wandel auf der Elbinsel ausgeliefert sind. Der Film erzählt die Geschichten verschiedener WilhelmsburgerInnen und zeigt, dass bei all ihren Unterschieden und all den Veränderungen des Stadtteils mehr Verbindendes, als Trennendes bleibt. „Was ist der Unterschied zwischen der Außenalster und Wilhelmsburg?“, wird im Film eine Gruppe Touristen auf einer Barkasse gefragt. „An der Außenalster hat euch niemand zugewunken“, lautet die Antwort.

Die Verbindung der unterschiedlichen Geschichten und Perspektiven auf den Stadtteil, gelingt im Film über die Buslinie 13, die quer durch Wilhelmsburg führt. „Jeder fährt hier mit der 13. Das ist die Lebensader des Stadtteils“, begründet Produzent Marco Antonio Reyes Loredo die Wahl des ungewöhnlichen Hauptdarstellers. Der Bus führt die ZuschauerInnen durch einen Stadtteil, der kurz vor Beginn der Internationalen Bauausstellung und der Internationalen Gartenschau sein Gesicht verändert. Überall wird gebaut. Bekannte Orte verschwinden, neue entstehen.“Wir haben diese Veränderungen gesehen und uns gedacht, darüber muss doch jemand einen Film machen“, erklärt Loredo die Entstehungsgeschichte des Films. Die Dokumentation macht auch deutlich, dass nicht jeder in Wilhelmsburg diesen Wandel als positiv empfindet. „Wir fahren jetzt an Legoland vorbei, das alles hier ist jetzt Disneyland“, schallt es im Film vor der neuen Behörde vor Umwelt und Stadtentwicklung durch den Bus. Die Buslinie ist ein Spiegelbild der Veränderungen des Stadtteils. Trotz der vielen Bilder des sich wandelnden Wilhelmsburgs, bleiben jedoch die Menschen, die der Zuschauer auf der Linie 13 kennenlernt, die größte Stärke des Films. „Man erlebt auf der 13 viele Menschen und ihre Geschichten“, sagt Busfahrer Kofi gleich zu Beginn der Dokumentation.

Der Film lässt die ZuschauerInnen sehr nah am Leben der HauptdarstellerInnen teilnehmen. Wie im richtigen Leben sind die Menschen im Bus Fremde, an denen sich die Kamera vorbeischiebt. Im Verlauf des Films kommen die ZuschauerInnen den ProtagonistInnen jedoch immer näher. Die Kamera begleitet die WilhelmsburgerInnen nach Hause, in die Moschee, auf eine Barkasse, in Gartenlauben und die Soulkitchen oder streift einfach mit den Hauptdarstellern durch den Stadtteil. Am Ende entsteht für die ZuschauerInnen eine enge Beziehung zu den handelnden Personen und dem Stadtteil. Diese Nähe macht den Film zu einem beeindruckende Porträt von Wilhelmsburg, den jede BesucherInn des Stadtteils einmal sehen sollte, bevor sie selbst Fahrgast in der „Wilden 13“ wird.

“Die Wilde 13″ wird am 3. Oktober bei Filmfest Hamburg um 17 Uhr im Passagekino uraufgeführt.

Im Anschluss ist eine Tour durch verschiedene Hamburger Kinos geplant. Außerdem zeigt der NDR den Film am 13. Oktober um 11:30 Uhr und am 18. Oktober um 0:00 Uhr.

Kommentare anzeigen (2)

2 Kommentare

  1. Pingback: Wilhelmsburg: Türen in den Zinnwerken versiegelt | Mittendrin | Das Nachrichtenmagazin für Hamburg-Mitte

  2. Pingback: Kino: Die Wilde 13 kehrt nach Wilhelmsburg zurück | Mittendrin | Das Nachrichtenmagazin für Hamburg-Mitte

Artikel kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Mehr in Kultur

Bothmer-Nosferatu+

Kulturtipp: Nosferatu zu Gast in der Laeiszhalle

Judith Behnk3. März 2016
Ausstellungsansicht "Geniale Dilletanten - Subkultur der 1980er Jahre in Deutschland"

„Geniale Dilletanten“: Experimente zwischen Lärm und Klang

Judith Behnk5. Februar 2016
moritz_neumeier_by_mathias_becker_02

Im Kern verrückt, die Hülle immer wieder neu – der Hamburger Comedy Pokal 2016

Felix Rasmus Willeke3. Februar 2016
Valerie Bayol

Künstlerporträt: Valérie Bayol – Von Hexen, Zauberern und Drachen in St. Georg

Judith Behnk28. Januar 2016
Gefahrengebiete und andere Hamburgensien

Tipp der Woche: „Gefahrengebiete und andere Hamburgensien“

Isabella David15. Dezember 2015
Asyland Hamburg

Tipp der Woche: Mit „Asyland“ die Perspektive wechseln

Isabella David8. Dezember 2015
Kraftwerk Bille - Hallen

Producers Artfair: „Ein Labor des Austausches“

Judith Behnk9. September 2015
Peotry Slam, Patrick Salmen, Foto: Jelena Malkowski

Weltrekord: Größenwahnsinniger Poetry Slam

Jelena Malkowski28. August 2015
"Kampf der Künste"-Moderator Michel Abdollahi im vollbesetzten Schauspielhaus (Foto: Jan Brandes).

Weltrekordversuch im Dichterwettstreit

Jelena Malkowski26. August 2015

Rund um Billstedt, Billbrook und Horn atmet die grüne Lunge der Stadt. In Hamm, Rothenburgsort, Borgfelde, Hammerbrook, St.Georg, der Alt- und Neustadt, und auf St. Pauli riecht und schmeckt man Hamburg an jeder Straßenecke. Die Hafencity glänzt und glitzert im Schatten der dicken Pötte und Kräne.

Die andere Seite der Elbe auf der Veddel, in Wilhelmsburg, auf dem Kleinen Grasbrook, in Steinwerder, Waltershof, Finkenwerder und auf der Insel Neuwerk lässt hanseatische Tradition spürbar werden.

Das ist Hamburg-Mitte, unser Bezirk inmitten einer lebhaften Stadt. So vielfältig wie seine Bewohner sind die Geschichten, die wir erzählen.

Mittendrin ist Name und Programm – täglich sind wir unterwegs und bringen euch spannende Reportagen, aktuelle Lokalnachrichten und ausdrucksstarke Bilder und Videos aus Hamburgs bunter Mitte.

Hamburger Geschichten

© 2012 - 2015 Mittendrin | Alle Rechte vorbehalten. Impressum - Umsetzung Politikwerft Designbüro.