Politik

Gutachten: Hamburg darf über Lampedusa-Aufenthalt entscheiden

Politik
Frederic Zauels
@fredericzauels

Redakteur für Politik und Kultur | B.A. Politikwissenschaften, M.A. Journalistik | Kontakt: zauels@hh-mittendrin.de

Ein Gutachten des Bundestages zeigt, dass die Stadt Hamburg den Lampedusa-Flüchtlingen ein Bleiberecht ermöglichen kann. Der Senat beharrt jedoch weiter auf einem individuellen Asylverfahren und begründet sein Vorgehen mit der Gleichberechtigung aller Flüchtlinge in der Stadt.

Laut einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags darf die Stadt Hamburg doch über das Bleiberecht der Lampedusa-Flüchtlinge entscheiden. Diese versuchen ein Bleiberecht auf der Grundlage des Paragraph 23 des Aufenthaltsgesetzes, der eine Anerkennung der gesamten Flüchtlingsgruppe aus humanitären Gründen ermöglicht, zu erreichen. Jetzt scheint es möglich, dass die oberste Landesbehörde darüber verfügen kann. Zuvor verwies der Senat stets darauf, dass die Entscheidung über die Aufnahme der sogenannten „Lampedusa-Gruppe“ ausschließlich beim Innenministerium liege und somit rechtlich nicht möglich sei.

Linke fordert Handeln des Senats

So wird den obersten Landesbehörden laut Gutachten „zur Wahrung der politischen Interessen (…) ein weiterer politischer Beurteilungsspielraum eingeräumt“. Dieser wird dadurch legitimiert, dass es sich hierbei um eine „politische Leitentscheidung“ mit einem „weitem politischem Ermessen“ handle. Die flüchtlingspolitische Sprecherin der Linken in der Bürgerschaft, Christiane Schneider, erklärt: „Das heißt also ganz klar, dass Flüchtlingsgruppen ein Aufenthaltsstatus erteilt werden kann.“ Gleichzeitig fordert sie Bürgermeister Olaf Scholz auf „sich jetzt endlich den Fakten zu stellen“.

Allerdings obliegt der Stadt Hamburg nicht das alleinige Recht, über die Lampedusa-Flüchtlinge zu entscheiden. So fordert das Gesetz laut Gutachten, dass die Entscheidung im „Einvernehmen mit dem Bundesinnenministerium“ zu treffen ist. Somit könnte der Senat abermals darauf verweisen, dass ein eigener Entscheid über die Gruppe nicht möglich sei. Gleichwohl setzt nicht nur das Gutachten, sondern auch eine Anfrage der Linken im Bundestag die Stadt unter Druck. Dort heißt es in Drucksache 17/14432: „Die Letztentscheidung über den Umgang mit den Flüchtlingen lag und liegt jedoch bei den betroffenen Ländern“.

In Hamburg wurde stets darauf verwiesen, dass die Flüchtlinge einen individuellen Antrag stellen müssen, um in das Asylprogramm aufgenommen zu werden. Laut Gutachten sei aber auch dies gar nicht erforderlich. Denn laut Paragraph 55 des Asylverfahrensgesetzes, so das Gutachten, ist die Voraussetzung für einen Asylgesuch lediglich, „dass sich aus dem Schutzbegehren ergibt, dass Schutz vor politischer Verfolgung gewährt werden soll“.

Der Senat beharrt jedoch weiter auf seiner Position und begründet sein Vorgehen mit der Gleichberechtigung aller Flüchtlinge. Olaf Scholz verwies indirekt in seiner Grundsatzrede im Thalia Theater darauf, indem er mahnte, den Lampedusa-Flüchtlingen keine Sonderrechte gegenüber anderen Flüchtlingen einzuräumen.

Foto: Isabella David

Klicken um Kommentar zu schreiben

Artikel kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Mehr in Politik

Demonstration Golden Pudel, 19.2.2016, Foto: Isabella David

Demo für den Pudel Club: „Unsere Ruine kriegt ihr nicht!“

Isabella David20. Februar 2016
1-Michael_Neumann_SPD1

Innensenator Neuman tritt zurück – Grote wird Nachfolger

Isabella David18. Januar 2016
Winternotprogramm Münzviertel, Oktober 2015, Foto: Isabella David

Petition an die Sozialbehörde: „Das Winternotprogramm tagsüber öffnen!“

Isabella David8. Januar 2016
Tegida Demo Januar 2015, Foto: Henry Lührs

Anpacken statt lang schnacken – das war 2015 in Hamburg-Mitte

Isabella David31. Dezember 2015
Tagesstätte für Geflüchtete, Bieberhaus, Foto: Isabella David

Tagesstätte für Geflüchtete im Bieberhaus: „Vieles ist improvisiert“

Isabella David17. Dezember 2015
Schulstreik 2013, Foto: Dominik Brück

Schüler demonstrieren: „Bleiberecht statt Waffenexporte“

Isabella David17. Dezember 2015
Hosemann, City-Hof, Foto: Isabella David

Interview: „Dem City-Hof ein Denkmal setzen“

Isabella David10. Dezember 2015
FOTO: POLITIKWERFT DESIGNBÜRO

„Basta-Politik gescheitert“: Scholz nach Olympia-Referendum in der Kritik

Isabella David9. Dezember 2015
Olympia in Hamburg

Diskussion: Olympia in Hamburg – ja oder nein?

Mittendrin27. November 2015

Rund um Billstedt, Billbrook und Horn atmet die grüne Lunge der Stadt. In Hamm, Rothenburgsort, Borgfelde, Hammerbrook, St.Georg, der Alt- und Neustadt, und auf St. Pauli riecht und schmeckt man Hamburg an jeder Straßenecke. Die Hafencity glänzt und glitzert im Schatten der dicken Pötte und Kräne.

Die andere Seite der Elbe auf der Veddel, in Wilhelmsburg, auf dem Kleinen Grasbrook, in Steinwerder, Waltershof, Finkenwerder und auf der Insel Neuwerk lässt hanseatische Tradition spürbar werden.

Das ist Hamburg-Mitte, unser Bezirk inmitten einer lebhaften Stadt. So vielfältig wie seine Bewohner sind die Geschichten, die wir erzählen.

Mittendrin ist Name und Programm – täglich sind wir unterwegs und bringen euch spannende Reportagen, aktuelle Lokalnachrichten und ausdrucksstarke Bilder und Videos aus Hamburgs bunter Mitte.

Hamburger Geschichten

© 2012 - 2015 Mittendrin | Alle Rechte vorbehalten. Impressum - Umsetzung Politikwerft Designbüro.