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Elisa: Paten für den Erhalt

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Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

Das vom Abriss bedrohte Backsteinensemble „Elisa“ in Hamm bekommt Paten aus ganz Hamburg. Mitglieder zahlreicher Initiativen fordern damit Sanierung und Erhalt der Bauten am Elisabethgehölz.

Mit einem Patenschaftsprojekt wollen die verbliebenen BewohnerInnen von „Elisa“  gemeinsam mit vielen Hamburger Initiativen erneut gegen die Abrisspläne der Vereinigten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (vhw) protestieren. Zahlreiche Einzelpersonen und Mitglieder von Initiativen haben bereits Patenschaften für die BewohnerInnen von „Elisa“ übernommen.

Nach mehr als zwei Jahren Widerstand und Protest gegen die Abrisspläne der Genossenschaft erreichten im August die ersten MieterInnen der Wohnanlage „Elisa“ in Hamm die Kündigungen ihrer Wohnungen. Bereits im März hatte die vhw, trotz noch laufender Gespräche an einem Runden Tisch, den Abriss der Wohnanlage bekanntgegeben. Das Backsteinensemble aus der Schumacher-Zeit soll einem Ersatzneubau weichen. Der Grund für den Abriss ist aus Sicht der vhw der statische Zustand der Gebäude, der eine Sanierung sehr teuer machen würde. Immer wieder war die Genossenschaft in die Kritik geraten, weil Instandhaltungsmaßnahmen zuvor über Jahre versäumt worden waren und die MieterInnen vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Auch ein Runder Tisch mit VertreterInnen der Mieterinitative „Rettet Elisa“, Abgeordneten der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte und der vhw sowie zahlreiche Gutachten konnten an der Entscheidung der Genossenschaft nichts ändern.

Paten für den Erhalt von Elisa

Im Zentrum des Patenschaftsprojekts der der Erhalt eines Stücks roten Backstein-Hamburgs sowie des stadtteilprägenden Bildes, das aus Sicht der MieterInnen und AnwohnerInnen auch nicht durch einen Klinkernachbau nachempfunden werden kann. „Immer wieder haben sachfremde, wirtschaftliche Aspekte eine Rolle gespielt, dabei ist der Denkmalwert von Elisa unbestreitbar“, sagt Pate Ingolf Goritz. Sanierung und Erhalt des Backsteinensembles werden immer noch für möglich gehalten. So wird das Patenschaftsprojekt auch von Experten wie dem Architekten Michael Reinig unterstützt, der der Initiative „Rettet Elisa“ in den vergangenen Jahren immer wieder beratend zur Seite gestanden hat. Die BewohnerInnen und Paten kritisieren vor allem das Gebaren der Genossenschaft. „Das Verhalten der Genossenschaft hier ist skandalös. Statt der Interessen der einzelnen GenossInnen steht der Profitgedanke im Vordergrund“, so Henrike Winscheid von der Initiative Siedlung Berne.

Ein Schulterschluss Hamburger Initiativen

Das Patenschaftsprojekt für „Elisa“ ist gleichzeitig auch ein Schulterschluss vieler Hamburger Initiativen, die sich für den Erhalt von Wohnraum einsetzen. „Viele sehen ihr Recht auf Wohnraum in Gefahr, wenn auch Genossenschaften schon so agieren wie Miethaie“, sagt eine Bewohnerin von „Elisa“. Es handle sich dabei nicht um einen Einzelfall. Gerade deshalb unterstützen auch zahlreiche andere Hamburger Initiativen das Patenschaftsprojekt. Darunter unter anderem die Initiativen „anna elbe“, „Siedlung Berne“, „Wir sind Eppendorf“, Langenhorn 73 und Reeperbahn 157 sowie die Mieterselbstverwaltung Schröderstift und die Gängeviertel Genossenschaft. Den Ursprung vieler Problemlagen rund um das Thema Wohnraum in Hamburg sehen die Beteiligten vor allem in der Politik des SPD-Senats. „Dies hier sind die Konsequenzen der verfehlten SPD Wohnraumpolitik“, sagt ein Vertreter der Initiative Langenhorn 73, der sich als Pate für den Erhalt von „Elisa“ einsetzt.

Unterstützung erhalten die BewohnerInnen von „Elisa“ auch aus dem wohl prominentesten vom Abriss bedrohten Gebäude Hamburgs – von der Initiative Esso-Häuser. „Kein Abriss Am Elisabethgehölz, kein Abriss der Esso-Häuser, bei dieser Forderung bleiben wir“, sagt Irene Bude für die Initiative Esso-Häuser. „Es darf nicht sein, dass das Zuhause von Menschen aus Profitinteressen abgerissen wird und Leute damit verdrängt werden“, so Bude weiter.

Klagen gegen die Kündigung

Einige der MieterInnen, denen von der vhw eine Verwertungskündigung bereits ausgesprochen worden ist, gehen mittlerweile rechtlich gegen die Kündigungen der Genossenschaft vor. In der vergangenen Woche wurde außerdem bekannt, dass in dem Neubau, „Elisa II“, nicht wie bisher geplant 122, sondern nur noch 102 Wohnungen entstehen sollen. Dazu kommt es, weil der vhw das sechste Stockwerk in einem Neubau nicht genehmigt worden ist.

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