Am Freitagnachmittag wurde die Soulkitchen-Halle in Wilhelmsburg durch das Bezirksamt Hamburg-Mitte geschlossen. Einem Gutachten zufolge sei das Gebäude akut einsturzgefährdet. Trotz dieses Rückschlags für die Bemühungen, die Kulturszene am Veringkanal zu erhalten, zeigen die Betreiber der Soulkitchen-Halle und der benachbarten Zinnwerke am Sonnabend, welches Potential in den kulturellen Einrichtungen des Stadtteils liegt.
Kaum zwei Stunden Zeit bleibt den Betreibern der Soulkitchen-Halle am Freitagnachmittag, um das wichtigste Equipment aus dem Gebäude zu retten. Kurz darauf verschweißen Handwerker des Eigentümers, der städtischen Sprinkenhof AG, die Zugänge und sperren das Gelände mit einem Bauzaun ab. „Wir waren total überrascht. Jetzt sitzen wir hier draußen und unser Material ist drinnen“, sagt Betreiber Mathias Lintl. Bereits im vergangenen Jahr hatte es Diskussionen über die Schließung der Halle gegeben.
Die Nutzungsgenehmigung für die Soulkitchen-Halle, in der Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen stattfinden, war zum 31. Dezember 2012 ausgelaufen. Nachdem die Betreiber zahlreiche Reparaturen an der ehemaligen Lagerhalle durchgeführt hatten, wurde die Genehmigung im März 2013 erneut bis zum Jahresende ausgesprochen. Nach Informationen von Mittendrin kam es am vergangenen Donnerstag zu einem Treffen zwischen Vertretern der Sprinkenhof AG, der Bauprüfabteilung des Bezirksamtes, der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt und Vertretern der Internationalen Bauausstellung. Im Zuge der Besprechung wurde ein Gutachten der Sprinkenhof AG präsentiert, in dem die statische Stabilität der Halle als unzureichend bezeichnet wird. Auf Grundlage des Gutachtens entschied das Bezirksamt Hamburg-Mitte die Halle mit sofortiger Wirkung zu schließen und Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen. „Das Gutachten kennen wir derzeit nicht vollständig. Nur das Ergebnis wurde uns präsentiert“, sagt Mathias Lintl.
Am Montag wollen die Betreiber der Soulkitchen-Halle Widerspruch gegen die Schließung einlegen und Einsicht in das vollständige Gutachten verlangen. „Wir werden dann überlegen ob wir ein eigenes Gutachten in Auftrag geben“, erklärt Lintl. Falls möglich, wolle man dann notwendige Arbeiten an der Halle durchführen. „Wir wollen die Genehmigung wiedererlangen bis Ende des Jahres Veranstaltungen anbieten zu können“, so Lintl weiter. Am Sonnabend wollen Lintl und seine Mitstreiter jedoch erst einmal auf den dritten Geburtstag der Soulkitchen-Halle anstoßen. In einem Zelt vor der Halle sorgten die Nirvana-Coverband „Teenage Angst“ und die Helmet-Revival-Band „Betty“ für rockige Geburtstagsgrüße.
Auf der anderen Seite des Veringkanals organisieren die Zinnwerke am Sonnabend einen bunten Nachmittag, um ein weiteres Zeichen gegen den Bau des Fundus der Hamburgischen Staatsoper in Wilhelmsburg zu setzen. Durch den Bau des Opernfundus wären in direkter Nachbarschaft der Soulkitchen-Halle weitere Kreative, Künstler und Kleingewerbetreibende in ihrer Existenz bedroht. „Die Schließung der Soulkitchen-Halle ist ein schlechtes Omen. Was hier entstanden ist wird aktuell stark bedroht“, sagt Marco Antonio Reyes Loredo, Sprecher der Zinnwerke. Unter dem Motto „Kanal und Liebe“ wurde am Sonnabend am Veringhof gezeigt, welches Potential in der Wilhelmsburger Kulturszene steckt. Flohmark- und Kunsthandwerkstände, musikalische Darbietungen sowie Führungen durch die Zinnwerke und Präsentationen vieler Wilhelmsburger Vereine und Initiativen zogen über 1000 Besucher an. „Unsere Erwartungen wurden mehr als übertroffen“, sagt Loredo.
Während die Zukunft der Soulkitchen-Halle ungewiss ist, gibt es für die Zinnwerke zumindest einen Hoffnungsschimmer. Am Donnerstag wird die SPD in der Bezirksversammlung beantragen, den Opernfundus nicht in Wilhelmsburg sondern in Rothenburgsort zu bauen. „Dieser Vorschlag klingt für uns sehr gut und wäre für alle eine Win-Win Situation“, sagt Marco Antonio Reyes Loredo. Der Erhalt der Zinnwerke wäre dann der erste Schritt in eine sichere Zukunft für die gewachsene Kulturszene in Wilhelmsburg.
Mark vom Hamburger Sommer
15. Juni 2013 at 23:12
Ups, das wäre fast an mir vorbeigegangen. Danke für die Info. Und … dranbleiben.
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