Die Buchhandlung Wohlers in St. Georg kann erhalten bleiben. Ein Mietvertrag für ein Ladenlokal an der Langen Reihe 38 wurde vergangene Woche unterzeichnet. Im Hintergrund wurden schon seit längerem Gespräche geführt. Der ausdauernde Protest der Bewohnerinnen und Bewohner von St. Georg hielt das Schicksal des Traditionsgeschäftes in Medien und Politik präsent.
Noch während auf dem Hansaplatz eine große Solidaritätskundgebung mit der Buchhandlung Wohlers stattfand (Mittendrin berichtete), wurde vergangenen Donnerstag der rettende Mietvertrag unterzeichnet. „Wohlers bleibt – dann eben woanders“ war das Motto der Veranstaltung. Bereits zum achten Mal hatte der Einwohnerverein St. Georg zum Protest aufgerufen. Jetzt ist bekannt geworden, was viele hinter vorgehaltener Hand schon vermutet hatten. Immobilienbesitzer Karl-Heinz Ramke aus St. Georg bietet Jürgen Wohlers und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, die 79-jährige Tradition der Buchhandlung weiter zu führen. Bezirksamtsleiter Andy Grote hatte im Rahmen eines Runden Tisches mit den Grundeigentümern von St. Georg vermittelt, berichtet das Abendblatt.
„Dem Einwohnerverein und mit ihm vielen St. Georgerinnen und St. Georgern fallen gleich mehrere Steine vom Herzen“, sagt Michael Joho, der Vorsitzende des Vereins. „Unser Dank geht an den neuen Vermieter und den Bezirk, insbesondere auch an die Partner aus dem Bürgerverein und Hunderte von St. Georgerinnen und St. Georger, die im letzten halben Jahr nicht müde geworden sind, für den Erhalt der Buchhandlung einzutreten.“ Der Protest im Stadtteil und die politische Hintergrundarbeit haben erreicht, was zu Scheitern drohte. Vor wenigen Wochen waren die Verhandlungen mit dem derzeitigen Vermieter Frank Jendrusch gescheitert (Mittendrin berichtete). Der Immobilienmakler hatte beklagt, zu sehr unter Druck gesetzt worden zu sein. Ausgangspunkt der Proteste gegen Jendrusch war eine Mieterhöhung von 1400 Euro auf 4300 Euro gewesen.
„Das ist ein wichtiges Signal. Mit der Buchhandlung Wohlers bleibt ein Traditionsgeschäft auf der Langen Reihe erhalten. Alle Bemühungen haben sich gelohnt. Die große Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger St.Georgs hat gezeigt, dass wir gemeinsam viel bewegen können“, sagt der Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksversammlung, Falko Droßmann. „Besonderer Dank gilt den Grundeigentümern, die sich für einen neuen Standort sehr engagierten und dem Bezirksamtsleiter, der den Prozess unterstützte“, sagt Droßmann weiter.
Für den Einwohnerverein St. Georg ist der Fall Wohlers damit noch nicht abgeschlossen. Bereits letzten Donnerstag kündigte Michael Joho an, Jürgen Wohlers gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern von St. Georg beim Umzug zu unterstützen. Für den Stadtteil bedeutet der Erfolg Hoffnung, auch zukünftig der Gentrifizierung, der Verdrängung alteingesessener Bewohner und Gewerbetreibenden, Einhalt gebieten zu können. „Diese Auseinandersetzung hat den Stadtteil verändert und unterstrichen, dass wir Bewohner und Bewohnerinnen und die Gewerbetreibenden noch ein Wörtchen mitzureden haben bei der weiteren Stadtteilentwicklung“, sagt Michael Joho.
Jochen Bölsche
4. Dezember 2012 at 14:31
Danke für den guten, informativen Bericht über die hocherfreuliche Entwicklung!