Der ehemalige Sitz der Regionalen Beratungs- und Unterstützungsstelle (Rebus) im Karolinenviertel steht seit Oktober 2012 leer. Im Quartier wächst die Sorge vor einer zunehmenden Gentrifizierung durch einen Verkauf des Gebäudes an die Werbeagentur Jung von Matt. Die Stadt bestätigte jetzt, dass aktuell Gespräche über eine Vermietung mit dem Unternehmen geführt werden.
Die Werbeagentur Jung von Matt scheint ein Auge auf das historische Gebäude an der Flora-Neumann-Straße 3 geworfen zu haben. Durch die Fenster der Konzernzentrale blickt man direkt auf die 1889 errichtete Schule. Bis zum Oktober 2012 war hier der Sitz der Rebus Hamburg-Mitte. Der Senat teilte mit, dass die Beratungsstelle für Schülerinnen und Schüler aus dem Gebäude ausziehen musste, da durch die Umstrukturierung des Beratungsangebotes eine Nutzung des Gebäudes nicht länger erforderlich sei. Seitdem sorgt sich das gesamte Viertel vor einer Vermietung oder einem Verkauf der alten Schule an die Werbeagentur. Im November fanden Proteste des Bündnisses „Mietenwahnsinn stoppen“ vor dem Gebäude statt, um eine Nutzung im Sinne der Anwohnerinnen und Anwohner zu fordern.
Auf Nachfrage von Mittendrin gab die Finanzbehörde, die Eigentümerin des Gebäudes ist, bekannt, dass Gespräche mit der Agentur Jung von Matt geführt würden. „Derzeit wird eine Vermietung des Gebäudes für überwiegende Gemeinbedarfsnutzung sowie eine Anteilige gewerbliche Nutzung geprüft“, sagt Björn Domröse, Sprecher der Finanzbehörde. Die Behörde gab weiter an, dass aktuell keine weiteren Alternativen geprüft würden. Eine Rückkehr der Rebus an die Flora-Neumann-Straße wird ausgeschlossen. Die Umstrukturierung zu den neuen Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) mache die Rückkehr unnötig.
Der Quartiersbeirat Karolinenviertel lehnt eine Vermietung an Jung von Matt strikt ab. In seiner Sitzung im Februar beschloss der Beirat eine Empfehlung an den Ausschuss für Wohnen und soziale Stadtteilentwicklung der Bezirksversammlung. In dieser fordern die Beiratsmitglieder einen Erhalt der Flächen für den Gemeinbedarf im Quartier. Eine gewerbliche Nutzung sei abzulehnen. Weiterhin fordert der Quartiersbeirat, dass die Rebus die Möglichkeit erhalten solle in das Gebäude zurückzukehren. „Einen Verkauf oder eine Vermietung an Unternehmen lehnen wir klar ab. Wir brauchen hier keine Leuchttürme der Gentrifizierung“, sagt Dietmar Schinkat, Mitglied im Quartiersbeirat Karolinenviertel. Die Empfehlung des Beirates wurde einstimmig beschlossen. Das Thema wird somit bald Thema im Ausschuss für Wohnen und soziale Stadtteilentwicklung sein.
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