Am 31. Mai 2013 wurden die neuen Freiflächen des Campus Lohmühlenpark in St. Georg eröffnet. Für die weiteren Bauarbeiten an dem Projekt ist seit dem 1. August die Straße Berliner Tor gesperrt. Seitdem kommt es in den anliegenden Nebenstraßen, vor allem in der Lindenstraße, vermehrt zu Verkehrsbehinderungen. AnwohnerInnen beschweren sich über Stau, Lärmbelästigung und Gefährdungen.
Bereits seit drei Monaten stehen die öffentlichen Flächen des Campus Lohmühlenpark zwischen Steindamm und Berliner Tor den St. GeorgerInnen sowie den Studierenden der Hochschule für Angewandte Wissenschaften zur Verfügung. Dabei handelt es sich um den zweiten Abschnitt des Lohmühlenparks, der im Rahmen der Integrierten Stadtteilentwicklung St. Georg-Mitte als Schlüsselprojekt umgestaltet wird. Bereits 2001 wurde der erste Abschnitt des neugestalteten Lohmühlenparks eröffnet, der von der Langen Reihe bis an den Steindamm reicht.
Bereits Ende Mai 2013 wurden die ersten Teilprojekte des Campus Lohmühlenpark noch vor Fertigstellung des Gesamtprojekts eröffnet. Finanziert wird das Projekt mit Stadtteilentwicklungsmitteln. Für die Umsetzung ist Rahmen der Gebietsentwicklung das Planungsbüro ASK zuständig, dass vom Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung des Bezirksamts mit dieser Aufgabe betreut worden ist. Bezirksamt, Bezirkspolitik und Stadtteilbeirat streben gemeinsam bereits seit Jahren die Umsetzung des Großprojektes an. Die öffentlichen Freiflächen im Lohmühlenpark sollen die Sport- und Bewegungsmöglichkeiten für die AnwohnerInnen und Naherholungsangebote für den Stadtteil und das angrenzende Stiftsviertel erweitern. Dazu sollen neben den öffentlichen Grünflächen auch ein Streetballfeld und eine Basketballfläche beitragen. Darüber hinaus soll der Lohmühlenpark einen Campus für die Studierenden der Hochschule für Angewandte Wissenschaft schaffen, die direkt am Berliner Tor angesiedelt ist. Auf den öffentlichen Flächen soll es auch Raum für Freizeitangebote und Stadtteilfeste geben, damit aus dem neuen Lohmühlenpark ein Treffpunkt für alle AnwohnerInnen, BesucherInnen und Studierende wird. So fanden in diesem Sommer bereits unterschiedliche Märkte und ein Open-Air-Kino im Lohmühlenpark statt.
Die vorgezogene Nutzung des Lohmühlenparks soll die Umsetzung des gesamten Projekts für die AnwohnerInnen vorstellbar und erlebbar machen. Erlebbar sind seit einigen Wochen für viele St. GeorgerInnen jedoch auch die Konsequenzen der Baumaßnahmen für den Verkehr. Für die weiteren Baumaßnahmen sind seit dem 1. August Teile der Straße Berliner Tor vor den Gebäuden der HAW Hamburg und der Alexanderstraße gesperrt. Besonders stark ist dies für die BewohnerInnen der Lindenstraße zu spüren, zahlreiche Beschwerden über Lärm- und Verkehrsbehinderungen sind bereits beim Bezirksamt und dem Planungsbüro ASK eingegangen.
Die AnwohnerInnen der Lindenstraße beschweren sich seit der Sperrung über den Rückstau, die schlechte Anfahrtmöglichkeit für Rettungswagen und andere Einsatzfahrzeuge, die verstärkte Lärmbelastung sowie die Gefährdung von VerkehrsteilnehmerInnen. „Insbesondere im Feierabendverkehr kommt es zu Staus und Hupkonzerten. Man kommt kaum aus seiner Ausfahrt. Die Belastung für die Nebenstraßen wurde nicht bedacht“, sagt ein Anwohner der Lindenstraße vergangen Dienstag im Stadtteilbeirat St. Georg. Eine andere Anwohnerin geht bei ihrer Einschätzung sogar noch weiter: „Die Situation ist gefährlich. FahrradfahrerInnen müssen Slalom fahren oder auf den Gehweg ausweichen. Fußgänger werden gradezu weggehupt. Die Nerven der AutofahrerInnen liegen blank!“ Zu zusätzlichen Gefährdungen komme es, da oftmals die rechts vor links Regelung an der Alexanderstraße sowie die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern missachtet werde.
Besonders kritisieren die AnwohnerInnen die Umleitungskarte, die die BewohnerInnen der Lindenstraße erhalten haben, die aber auch auf der hamburg.de zu finden gewesen ist. Auf der Karte wurde die Lindenstraße als alternative Route für die Sperrung der Straße Berliner Tor gekennzeichnet. Nach der Sitzung des Stadtteilbeirates St. Georg wurde die Karte jedoch aktualisiert und empfiehlt nun, die Lindenstraße zu umfahren und nicht mehr als Abkürzung zum Steindamm zu benutzen. „Es handelt sich vorerst um eine temporäre Sperrung bis zum 2. November“, sagt Markus Weiler vom Fachbereich Management des öffentlichen Raumes des Bezirksamts Hamburg-Mitte. „Allerdings wird daraus im kommenden Jahr eine dauerhafte Sperrung, wenn die richtigen Bauarbeiten am Lohmühlenpark beginnen“, erklärt Weiler weiter. Man könne davon ausgehen, dass es sich derzeit um eine Eingewöhnungsphase handle und der Verkehr in der Lindenstraße wieder abnehmen werde. Eine zusätzliche Belastung entstehe derzeit durch die Bauarbeiten am Heidenkampsweg, die aber voraussichtlich nur noch bis zum 7. September andauern sollen.
„Wir haben diese Entwicklung kommen gesehen und beobachten genau das, was auch die AnwohnerInnen hier beschreiben“, sagt Andreas Nieberding, Leiter des PK11, das am Steindamm 82, Ecke Lindenstraße ansässig ist. Die Bedenken habe das PK11 bereits bei den Planungen die Straße Berliner Tor zu sperren in einer Stellungnahme formuliert. Dieser sei auch die Behörde für Inneres und Sport gefolgt. „Verbotenerweise wird vom Steindamm links auf die Lindenstraße abgebogen“, erklärt Nieberding. Das führe in den Hauptverkehrszeiten zu zusätzlichen Behinderungen. 14 Tage habe man die Autofahrer darauf aufmerksam gemacht, danach mit der Erhebung eines Bußgeldes in der Höhe von 10 Euro begonnen. „Bisher können wir jedoch keine Verbesserung der Situation feststellen“, sagt Nieberding weiter. Problematisch sei die Verkehrssituation in der Lindenstraße auch für Einsatzfahrzeuge des Polizeikommissariats, die nach links abbiegen wollen. Weniger kritisch sieht das Diplom Ingenieur Peter Schmeck, der mit der Verkehrsplanung rund um den Lohmühlenpark beauftragt gewesen ist: „Unsere Untersuchung hat ergeben, dass es kein Problem darstellt, die Straße Berliner Tor zu sperren“. Er gehe davon aus, dass die AutofahrerInnen sich nur erst an die neue Verkehrssituation gewöhnen müssten.
Im Stadtteilbeirat fallen indes viele mögliche Verbesserungsvorschläge: die Ampelschaltung ändern oder anpassen, aus der Lindenstraße eine Einbahnstraße machen, eine Anwohnerstraße oder zumindest Anwohnerparken einrichten oder Fußgängerüberwege oder Inseln zur Verkehrsberuhigung schaffen. „Ich würde mich vehement gegen die Einrichtung einer Einbahnstrasse an dieser Stelle aussprechen“, betont Nieberding. Dies begründe sich unter anderem daraus, dass die Einsatzfahrzeuge der Polizei zu viele zeitaufwendige Umwege in Kauf nehmen müssten oder mit Blaulicht und Sirene selbst oftmals den Verkehr in einer solchen Einbahnstraße behindern müssten. Auch eine reine Anwohnerstraße sei aus Sicht des PK11 nur schwierig umsetzbar, da eine Kontrolle sehr zeitaufwendig wäre. Eine Änderung der Ampelphasen hätte Konsequenzen für den gesamten betroffenen Straßenzug und wird vom PK11 damit ebenfalls als eher schwierig umsetzbar angesehen. Derzeit findet durch das PK11 eine Überprüfung der Verkehrsentwicklung in der Lindenstraße statt. Dabei spielen der Verkehrsfluss, die Geschwindigkeit und auch die Fahrzeugart eine Rolle. Bei der Auswertung sollen die aktuellen Werte mit Vergangenheitswerten der letzten Jahre verglichen werden. „Wir sind uns des Problems bewusst, können jedoch leider keine kurzfristige Lösung anbieten“, so Nieberding weiter. „Mit vielen hier aus St. Georg haben wir lange an diesem Projekt gearbeitet. Die Beschwerden müssen ernstgenommen werden, dürfen aber nicht das Projekt insgesamt in Frage stellen“, betont Michael Joho, Vorsitzender des Einwohnervereins St. Georg und Mitglied des Stadtteilbeirats. Bereits am kommenden Montag, den 2. September 2013, soll in einer Arbeitsgruppe erneut über die Problematik diskutiert werden (18 Uhr, in der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Berliner Tor 5, Raum 3.13).
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Harald
11. März 2014 at 14:22
Online Petition zur Aufhebung der Sperrung der Straße Berliner Tor:
https://www.openpetition.de/petition/online/aufhebung-der-dauerhaften-sperrung-der-strasse-berliner-tor