Bei strahlendem Sonnenschein und eisiger Kälte haben weit über 500 Menschen in Hamburg-Horn gegen eine Kundgebung von Rechtsextremen demonstriert. Die Initiative „Pro Deutschland“ wollte am Sonnabend vor der ehemaligen Kapernaumkirche, die zu einer Moschee umgebaut werden soll, die „fortschreitende Islamisierung“ thematisieren. Allerdings sind hierzu nur 16 Personen erschienen. Zudem gelang es ihnen nicht, den Kundgebungsort zu erreichen, da ihnen Teilnehmer einer Gegen-Kundgebung den Weg versperrten.
Aufgerufen zu dieser Gegen-Kundgebung hatte das „Hamburger Bündnis gegen Rechts„. Den Aufruf unterstützten Gewerkschaften, unterschiedliche Vereinigungen sowie Stadtteilinitiativen und politische Parteien. Auch Vertreter des Islamischen Zentrums Al-Nour beteiligten sich an der Veranstaltung, die nur weniger hundert Meter von der geplanten Kundgebung der Rechtsextremen entfernt stattfand. Al-Nour hatte das Gebäude der ehemaligen Kapernaum-Kirche Ende 2012 erworben, um sie in eine Moschee umzubauen. „In einer Demokratie hat selbstverständlich jeder das Recht, seine Meinung ungehindert zu äußern. Ich freue mich aber natürlich, dass die überwältigende Mehrheit anders denkt, als die Rechtsextremen und das heute auch deutlich zeigt“, sagt Daniel Abdin, Vorsitzender der Al-Nour Gemeinde.
Zwei Tage zuvor hatte die islamische Gemeinde die Bürger in Horn über die Pläne zum Umbau der ehemaligen evangelischen Kirche zu einer Moschee informiert und war bei ihnen auf großes Interesse gestoßen. „Wir Hornerinnen und Horner heißen die Al-Nour-Gemeinde herzlich willkommen.“, unterstreicht die Bürgerschaftsabgeordnete Annkathrin Kammeyer (SPD), die in Horn aufgewachsen ist und auch heute noch im Stadtteil lebt. Mit Blick auf die Veranstaltung der Rechtsextremen fügt sie hinzu: „Die Kundgebung von den Rechten heute hat nichts mit der tatsächlichen Einstellung der Menschen vor Ort zu tun. Das sind irgendwelche Leute, die von irgendwo herkommen, um hier ihre islamophoben Gedanken zu verbreiten.“ Karin Wienberg vom Stadtteilverein Horn betont: „Nazis wollen wir hier nicht haben. Wir freuen uns auf eine gute Nachbarschaft und auf viele neue Begegnungen.“ Bernd Ohde, Fraktionsvorsitzender der FDP in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, ergänzt: „Diese Rechten versuchen hier in Horn ihr braunes Süppchen zu kochen. Das wird aber nicht gelingen. Wir freuen uns auf eine konstruktive Nutzung des Gebäudes der ehemaligen Kapernaum-Kirche durch die Al-Nour.“
Für beide Kundgebungen waren die Sievekingsalle und die Horner Rampe für mehrere Stunden voll gesperrt. Zahlreiche Einsatzfahrzeuge, die Hamburger Reiterstaffel sowie über 800 Beamte waren vor Ort. Die Polizei versuchte zwar die wenigen Personen, die zur Kundgebung von Pro Deutschland wollten, zum Kundgebungsort zu geleiten, scheiterte jedoch an den Teilnehmer der Gegen-Kundgebung, die ihnen unter „Nazis raus“- und „haut ab“-Rufen den Weg versperrten. Es flogen ein paar Schneebälle auf die Rechtsextremen. Weiterhin kam es zu einem kurzen Gerangel mit der Polizei, die sich daraufhin entschied, die Rechten in einem Kleinbus vom Veranstaltungsort zu entfernen. Niemand wurde verletzt.
Am Ende zog der Horner Bürgerschaftsabgeordnete Hansjörg Schmidt (SPD) ein positives Fazit: „Die Menschen in Horn haben heute ein klares Zeichen gesetzt. Es sind weit mehr Gegendemonstranten als Nazis erschienen und haben gezeigt, dass hier für Rechtsextreme kein Platz ist.“
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