Seit Dienstag macht die Homepage der „Initiative Sauberes Hamburg“, die sich für eine „Säuberung“ der Stadt von Obdachlosen ausspricht, in den Sozialen Netzwerken die Runde. Mehr Aufmerksamkeit erhält nur noch die Gegeninitiative „Stoppt die Initiative Sauberes Hamburg“ auf ihrer Facebook-Präsenz. Mit einer Petition soll die Original Homepage gestoppt werden. Doch welches Ziel verfolgen die Initiatoren der beiden Seiten wirklich? Erste Ergebnisse der Recherchen von Mittendrin.
Mittlerweile haben sich die Macher der Seite zu erkennen gegeben. Hier geht es zum Artikel.
„Die SPD geht mit gutem Vorbild voran!“, heißt es im neusten Beitrag auf der Homepage der „Initiative Sauberes Hamburg“. Im weiteren Beitrag bezieht sich die „ISHH“ auf die Kooperation des Bezirks Hamburg-Mitte mit der Deutschen Bahn am Hauptbahnhof und verlinkt auf einen Artikel der tageszeitung (taz.). „In einer Kooperation mit der Bahn werden seit Ende Oktober Obdachlose und Zeitungsverkäufer endlich aus dem Hauptbahnhof vertrieben.“, so die ISHH weiter. Dies sind nur Ausschnitte aus einem der zahlreichen Beiträge, die bereits seit dem 14. Februar auf der Seite veröffentlicht werden. Die Seite zielt auf alle Themen rund um Obdachlosigkeit in Hamburg. Bekannte Einrichtungen wie das Pik As oder die Initiative „Pfand gehört daneben“ werden diffamiert. Eine größere Aufmerksamkeit erhält die Seite jedoch erst seit der Eröffnung der Facebook-Präsenz der Gegeninitiative „Stoppt die Initiative Sauberes Hamburg“ am Montag, die eine Welle der Empörung verursacht hat. Jeder neue Beitrag auf der Homepage wird in der Facebook-Gruppe geteilt und diskutiert. Viele Menschen äußern ihre Unterstützung für die Gegeninitiative und werben für eine Petition gegen die ISHH. Über eine eingebundene Petitions-Anwendung kann diese direkt unterzeichnet werden. Bis Mittwochabend haben bereits 2.500 Menschen die Seite geliked. Die Facebook Seite der ISHH selbst gefällt hingegen nur 40 Menschen.
Hetze oder Satire – Wer steckt dahinter?
Schnell bekommt die Diskussion auf der Facebook-Seite jedoch einen anderen Dreh. Der Grundtenor schwingt um. Von Satire und einer Troll-Seite ist die Rede. „Sowas kann doch keiner ernst meinen“, „Da will jemand mit Satire auf die Situation der Obdachlosen in Hamburg hinweisen“ sind sich viele User einig. Auch auf Twitter beginnt eine Diskussion über die Kampagne. Es entwickelt sich die Verschwörungstheorie, dass hinter die Homepage und den überzogenen Formulierungen der Grundgedanke steht, Aufmerksamkeit für die Belange Obdachloser zu schaffen. Viele User beginnen selbst zu recherchieren, wer dahinter stecken könnte. Die Suche geht jedoch ist Leere. „Die Initiative Sauberes Hamburg ist ein Zusammenschluss aus besorgten Bürgern, welche das grundlegende und von der Politik oft ignorierte Problem der Obdachlosigkeit selbst in die Hand nimmt“, schreiben die Initiatoren im „Über uns“ Bereich ihrer Seite. Mehr Aufschluss darüber, wer die Initiatoren wirklich sind, kann jedoch auch das Impressum der Seite nicht geben. Angegeben ist dort nur der Hinweis auf „Global Webdesign Services“ und eine Adresse auf der Karibikinsel Curacao. Die Angaben im Impressum bleiben unzureichend. Es fehlen der Name eines Unternehmens oder des Betreibers selbst sowie eine vollständige Anschrift. Die Angabe eines Postfaches ist nicht ausreichend. Darüber hinaus fehlt die Angabe eines Verantwortlichen für den Inhalt der Seite. Das äußere Erscheinungsbild der Seite und auch das genutzte Content Management System weisen auf einen professionellen Hintergrund der Seite hin. Die Domain ist durch WhoisGuard in den USA anonymisiert worden. Durch diese Art des Bulletproof-Hostings, das oft von Kriminellen genutzt wird, um keine Spuren im Internet zu hinterlassen, wird eine Lokalisierung nahezu unmöglich gemacht. Auf der Seite selbst wird eine Geocodierung für das genutzte Google-Maps Plugin angegeben. Diese führt jedoch direkt in die Mitte der Außenalster. Der Webspace der Homepage ist bei der IT-Firma „Domain Facotory“. Auf Nachfragen hin wurde Mittendrin informiert, dass es bereits einen Vorgang zu der Seite gäbe. Weiter äußerte sich „Domain Factory“ jedoch bisher nicht.
Ähnlichkeiten mit Seiten der Stadt – „Wir distanzieren uns ausdrücklich“
Auffällig ist auch das Design der Seite, das sehr stark an die neue Aufmachung von hamburg.de erinnert. Sogar die Welle, die sonst unter dem Hamburg-Logo zu sehen ist, findet sich unter dem Logo der „ISHH“ wieder. Auch das Stadtwappen wird verwendet. „Die Ähnlichkeit können wir nicht leugnen“, sagt Christoph Holstein, Sprecher der Senatskanzlei. Bereits seit Dienstag beschäftige sich die Senatskanzlei mit der Seite. „Wir lassen derzeit prüfen, welche rechtlichen Möglichkeiten wir haben, um gegen das Design und die Seite vorzugehen“, sagt Holstein weiter. Im Bezug auf das Logo, besteht offenbar jedoch kaum eine Möglichkeit des juristischen Vorgehens, da nur das Logo insgesamt mit dem Hamburg Symbol geschützt sei. Anders sehe es jedoch mit dem unzureichenden Impressum aus, welches zu einer Abmahnung der Seite führen kann. Die Ähnlichkeit zu offiziellen Seiten der Stadt sei bei dieser Art von Inhalt eine besonders schwierige Situation „Wir wollen uns ganz klar von diesen furchtbaren Inhalten der Seite distanzieren“, betont Holstein. Laut Informationen von Mittendrin sind auch beim Bezirksamt Hamburg-Mitte bereits Beschwerden gegen die Seite eingegangen.
Bilder von Flickr-Nutzern – „Ich bin stinksauer!“
Auf der Seite werden zudem Fotos von Nutzern von Flickr, des Fotostream-Service von Yahoo, genutzt. Die Quellen werden ordnungsgemäß angegeben. Der Fotograf des Titelbildes der Seite, Dierk Schäfer, weiß erst seit gestern, dass sein Bild in diesem Kontext genutzt wurde. Schmidt weist eindeutig daraufhin, dass er mit der Veröffentlichung des Bildes, das in Vichy in Frankreich und nicht in Hamburg aufgenommen wurde, auf der Seite der „Initiative Sauberes Hamburg“ nicht in seinem Sinne sei. „Ich bin gegen jede Art der Diskriminierung sozial schwacher und verabscheue Menschen, die ihre Stadt „säubern“ wollen“, so Schäfer. „Ich bin stinksauer über die Verwendung meines Bildes auf der Seite“, sagte er gegenüber Mittendrin. Auch habe er bereits versucht bei den Betreibern der Seite eine Entfernung seines Bildes zu erwirken. Leider bleibt auch ihm nur die Kontaktmöglichkeit über die einzige Emailadresse, die auf der Seite angegeben ist. Vor wenigen Stunden wurde das Bild auf der Homepage ausgetauscht. Nun wird das Bild eines anderen Flickr Nutzers verwendet.
Die Gegenkampagne – Gesichtslos und anonym
Die dubiose Seite der Initiative selbst bleibt nicht die einzige Ungereimtheit. Dies zeigt ein näherer Blick auf die Facebook-Auftritte der Pro-und Kontraseite. Die Seite der ISHH selbst existiert bereits seit dem 1. Januar 2013. Erst seit Montag, den 18. Februar ist die Seite aktiv. Die Gegenseite ist ebenfalls seit Montag aktiv. Auffällig ist nicht nur, dass die selbsternannte Gegeninitiative keinerlei Namen über die Initiatoren preisgibt, sondern auch, dass die Beiträge der Originalseite immer wieder geteilt werden. Die ohnehin schon polemischen und völlig überspitzten Beiträge werden immer wieder verbreitet, die Diskussion weiter angefeuert. Immer wieder wird auch darauf verwiesen, dass man auch auf der Homepage direkt die Beiträge kommentieren kann. Ist mit in einem anderen Tab des Browsers bei Facebook eingeloggt, kann man direkt einen Kommentar mit Bild und Namen hinterlassen. Viele Nutzer machen auch davon Gebrauch. Auch hier wird die Diskussion von einigen Nutzern immer wieder befeuert. Am Mittwoch läuft die Seite Gegeninitiative zu Hochtouren auf. Sogar Fotomontagen werden von Usern gepostet: Ein durchgestrichenes „ISHH“ neben einem Schild der Stadt Hamburg. Die Macher der Facebook-Seite bleiben im Verborgenen. Auffällig ist die ähnliche Gestaltung der Facebook-Seite der Gegeninitiative im direkten Vergleich mit der Homepage der ISHH. Dubioser ist nur noch die integrierte Petitions-Anwendung. Ohne eine sicherere Verbindung werden die persönlichen Daten der Unterzeichner gespeichert. Es ist völlig unklar, an wen sich die Petition überhaupt richtet und vor allem – an wen die Daten gehen! Als Reaktion auf Kritik und einen Bericht der Hinz & Kunzt am Mittwochnachmittag löschten die Betreiber die Petitions-App. Auch auf direkte Nachfrage hin, geben sie jedoch ihre Identität nicht preis.
Fazit: Nach Einschätzungen von Mittendrin ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich bei den Betreibern der Homepage „Initiative Sauberes Hamburg“ und den Machern der Gegeninitiative „Stoppt die ISHH“ um den gleichen Personenkreis handelt. Dies lässt sich durch die Anonymität und Gesichtslosigkeit der Gegenkampagne, das Spiel mit einem ähnlichen Design und die gezielte Verbreitung der Beiträge begründen. Darüber hinaus spielt der zeitliche Faktor eine große Rolle. Die Gegenkampagne reagiert nur wenige Stunden nach der ersten Aktivität der ISHH auf Facebook. Mehr noch: Direkt haben die Initiatoren ein geeignetes Titelbild und sogar eine Petitions-App zu Hand. Weiterhin ist festzustellen, dass der Inhalt der Homepage der ISHH die Absicht hat Aufregung und somit Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die Gegenkampagne steigert diese Aufmerksamkeit maßgeblich. Die Seite ist professionell gemacht und jemand hat weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Hetze gegen Obdachlose in Szene zu setzen. Unklar bleibt weiterhin, wer wirklich hinter der Kampagne steckt und vor allem, was die Zielrichtung der Aktion ist. Beute der Initiatoren scheinen in jedem Fall die Daten vieler Nutzer zu sein, die sich für eine gute Sache – ein Vorgehen gegen die „Initiative Sauberes Hamburg“ – einsetzen wollten.
Hinweis der Redaktion: Achtung es besteht Verwechslungsgefahr! Es gab in Hamburg im Jahr 2000 schon einmal eine „Initiative Sauberes Hamburg“, gegründet durch die Altonaer Bezirksabgeordneten Fred Stoppel und Marcus Weinberg von der CDU. Die ISH befasste sich jedoch mit Graffitis und herumliegenden Müll – keinesfalls mit Menschen. Ob von den Initiatoren eine Anlehnung an diese Initiative vorgesehen ist, ist uns nicht bekannt.
Christian
20. Februar 2013 at 21:13
Gab es denn schon irgendeine Stellungnahme der Seitenbetreiber?
Die scheinen ja schon irgendwie mit Twitter und Facebook zusammen zu arbeiten. Seit drei Tagen werden die jetzt gespamblocked und gemeldet, aber es gibt die Seite immer noch. Würden die denn bei sowas mitspielen?
Isabella David
20. Februar 2013 at 21:18
Leider liegt uns noch keine Stellungnahme der Betreiber der Seite vor. Der Einwand ist durchaus berechtigt, da andere Seiten, die gemeldet werden ja durchaus schnell gesperrt werden. Wir werden diesem Aspekt und der Geschichte insgesamt weiter nachgehen. Vielen Dank für den Hinweis!
Christian
20. Februar 2013 at 22:01
Kein Problem. Ich unterstütze junge Investigativjournalisten, wo immer ich sie finde. Gibt viel zu wenige, die aufrichtig und gewissenhaft recherchieren und veröffentlichen, so wie du/ihr es tust/tut.
Isabella David
21. Februar 2013 at 10:30
Vielen Dank für das Lob!
Michael Büker
20. Februar 2013 at 22:14
Dass riesige Konzerne wie Twitter oder Facebook wissentlich und willentlich mit einem (mutmaßlichen) kleinen Haufen wütender selbsternannter Saubermänner zusammenarbeiten, halte ich für ausgeschlossen. Eher ist es so, dass tendenziell amerikanische Maßstäbe angelegt werden, wenn es um die Bewertung von Inhalten im Sinne der Redefreiheit geht, die in den USA sehr viel weiter ausgelegt wird als in Deutschland – oder dass diese Erscheinung auf dem Radar von Twitter und Facebook so klein ist, dass es keines Eingreifens bedarf.
dierk schäfer
20. Februar 2013 at 22:13
Hier scheint es viele Dunkelmänner zu geben. Da es mein Photo aus Vichy war, das zweckentfremdet wurde, habe ich mich mit der ISHH beschäftigt. „Mein“ Obdachloser erschien unter der Schlagzeile „Weg damit!“ Ein ziemlich direkter Appell an die Müllabfuhr. Doch da liegt ein Mensch und kein Ungeziefer. Die Betreiber tarnen sich und nutzen einen fast rechtsfreien Raum für ihre Haß-Propaganda. Sie nehmen zudem Photos ohne weitere Recherche irgendwo her. Einige Mailschreiber, die mich aufmerksam gemacht hatten, schrieben, sie hätten sich meine Bilder und meinen Blog angeschaut, und das passe ja wohl nicht zu dieser Verwendung. Und nach dem, was „Mittendrin“ recherchiert hat, bewegt sich diese Initiative auch sonst im Illegalen. Die Betreiber sind die wahren Asozialen. Die Hamburger sollten ihnen nicht auf den Leim gehen.
derb
22. Februar 2013 at 16:25
Umgekehrte Psychologie. Ähnliche Begebenheit hier: http://www.youtube.com/watch?v=nw3zNNO5gX0
Pingback: Obdachlose? Weg damit! « Dierk Schaefers Blog
d@gobertr (@dagobertr)
21. Februar 2013 at 00:05
Klasse, bestens geschriebener Beitrag, Frau David. Habe fast noch nie so gut geschriebenes gelesen. esgrüßt.d@gobertr
Isabella David
21. Februar 2013 at 10:31
Vielen Dank für dieses Lob!
ISHH
21. Februar 2013 at 12:58
Moin Frau David,
Gratulation zu Ihrer knallharten, investigativen Recherche.
Wir sind allerdings empört, welche Theorien hier teilweise aufgestellt werden. Wir möchten uns an dieser Stelle unter anderem ausdrücklich von dem Vorwurf distanzieren, dass hinter unserer Initiative ein Daten klauendes Monster stünde. Wir engagieren uns mit aller Ernsthaftigkeit und ganzem Einsatz für ein sauberes, schöneres und besseres Hamburg. Wir machen auf die gravierenden Probleme auf den Straßen unserer Stadt aufmerksam! Wir fordern neue politische Konzepte im Umgang mit den Obdachlosen und ein Ende dieser erbärmlichen Zustände.
Wir erarbeiten aktuell ein Konzept für undurchwühlbare Mülleimer, um die das lästige Problem der Pfandsammler in den Griff zu bekommen, und unterstützen Maßnahmen wie die Installation von Sprinkleranlagen in Passagen und auf öffentlichen Plätzen. Wir begrüßen es ausdrücklich, wenn mit solchen Methoden unsere Straßen von Uringestank und Schmutz befreit werden. Wir forcieren auch den weiteren Ausbau von Maßnahmen wie das Abspielen klassischer Musik in U-Bahnhöfen. Wir würden es sehr begrüßen, wenn Projekte wie der Zaunbau wieder aufgegriffen würden und die SPD engagierter ihre Konzepte fortführe.
Wir werden unsere Konzepte und Ideen dazu demnächst veröffentlichen.
Hochachtungsvoll
Ihre Initiative Sauberes Hamburg
Isabella David
21. Februar 2013 at 13:47
Tatsächlich entkräften Sie mit ihrem inhaltsleeren Kommentar nicht eines meiner angeführten Argumente.
Anmerkung: Aus redaktionellen Gründen haben wir ihre Links aus dem Kommentar entfernt.
dierk schäfer
21. Februar 2013 at 21:33
Ist doch schön, daß sich die „Initiative“ gemeldet hat. Da die Planungen dermaßen skurril sind, dürfte es sich tatsächlich um eine Art Studentenulk handeln. Dazu könnte passen, daß auch die Gegeninitiative ähnlich anonym verfährt. Es gilt in Kreisen der Medienwissenschaften als Erfolg, einen Hoax zu plazieren, dem möglichst viele aufsitzen.
Wer allerdings dermaßen die Vorurteile engstirniger Zeitgenossen bedient, und dies zulasten der Ärmsten der Gesellschaft, sollte wissen, wo die Posse aufhört. Denn das Bashing von Minderheiten zählt zu den fiesesten Entgleisungen einer Gesellschaft http://dierkschaefer.wordpress.com/2013/02/21/zum-versagen-der-demokratie-im-europa/
Da waren mir die Keksklauer aus Hannover doch lieber. http://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/4948295920/lightbox/ http://dierkschaefer.wordpress.com/2013/02/06/der-keks-ist-wieder-da/
Die hatten Humor – im Gegensatz zu Herrn Bahlsen.
http://dierkschaefer.wordpress.com/2013/01/29/noch-einmal-zum-keksklauer/
derb
22. Februar 2013 at 16:30
Und wie wäre es, wenn es nicht um einen Hoax, sondern um das Aufmerksammachen geht? Obdachlose und ihre Probleme werden ja tatsächlich selten wahrgenommen. Man geht einfach vorbei.
jens
26. Februar 2013 at 13:06
aufmachung und wortwahl der seite sprechen doch eindeutig genau dafür: aufmerksamkeit schaffen FÜR obdachlose unter zuhilfenahme eines ausgesprochen grenzwertigem, dunkelschwarzem humors.
dabei wird zugleich die perversität unserer gesellschaft entlarvt: erst wenn mit offensichtlichen mitteln wie denen der diskriminierung und diffamierung gearbeitet wird, entsteht eine öffentlichkeit. im konsum alltag der meisten hamburger werden sogenannte „penner“ doch einfach nur ausgeblendet.
das frau david diesen umstand nicht erkennen mag, spricht nicht gerade für ihren investigativen journalismus.
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Maxwellsdemon2000
27. Februar 2013 at 09:22
Der Artikel IST sehr gut recherchiert! Und: ich dachte, der Vorwurf des Datenklaus ging an die Gegeninitiative? Warum fühlte sich der Kommentator der ISHH so angesprochen?
Meine Vermutung zu dem Ganzen ist ja auch, dass es sich um einen Hoax handelt, ich glaube aber nicht, dass das Studenten sind. Ich vermute es handelt sich um Obdachlose, die unserer Gesellschaft den Spiegel vorhalten wollen. Möglicherweise ist die Initiative aus der gleichen Idee entstanden wie Obachlosenzeitungen á la Straßenfeger. Vielleicht handelt es sich ja aber auch um Überreste der Occupie-Bewegung? Ich bin mir nicht sicher, ob die Bewegung ihr Ziel tatsächlich erreicht hat. Die Vorschläge, die sie macht, sind satiremäßig so überzogen, dass keine rechten Ordnungsfanatiker dararauf reingefallen sind. Wäre doch interessant gewesen, wenn tatsächlich ein paar echte Spießer kommentiert hätten, die das ganze für bare Münze nehmen. Sämtliche Kommentare wie z.B der Student der Sozialwissenschften, der sich über „Penner“ beschwert, halte ich für gefaked, da zu realitätsfern.
chris
2. März 2013 at 07:01
Inzwischen haben sich ja die Betreiber geoutet, auf der einen, wie auch der anderen Seite. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine mehr oder weniger geschickte Guerillamarketingaktion. Die Reaktion darauf wurde in der Form sicher nicht einkalkuliert. In wieweit bereits zu Beginn der Kampagne das Wohl der Obdachlosen im Fokus der Aktion stand, steht vermutlich in den Sternen.
Die Verschleierung der Identität hat in diesem Zusammenhang einen üblen Beigeschmack (hier auch noch einmal dargelegt: http://www.lead-digital.de/start/social_media/fake_oder_echt_empoerung_ueber_facebook_seite_initiative_sauberes_hamburg ).
Im Gespräch ist die Firma auf jeden Fall, in sofern hat die Kampagne ihr Ziel in dieser Hinsicht erfüllt. Ob dies zu eventuell wirtschaftlich erhofften Nutzen führt, bleibt abzuwarten. Zu hoffen ist, dass am Ende nicht diejenigen darunter zu leiden haben, auf deren Rücken dieses „Spielchen“ gespielt wurde.
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