Auf einem Blog stellt die Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ einzelne Mitglieder der Gruppe mit ihren Berufen vor. Das Ziel: Eine Arbeitserlaubnis für die Flüchtlinge in Deutschland.
Die Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ fordert nun schon seit über einem Jahr ein Bleibe- und Arbeitsrecht in Hamburg. Dabei entstand die Idee, die Flüchtlinge mit deutschen KollegInnen zu zeigen und ihre Berufe vorzustellen. Die Fotografin Marily Stroux erzählt, wie die Idee entstanden ist: „Wir haben mit einem der Flüchtlinge darüber geredet, welchen Beruf er früher ausgeübt hat. Er erzählte, dass er für das Auto eines Bürgermeisters verantwortlich gewesen war. Da dachten wir uns, Olaf Scholz hat sowas ja sicher auch. Eigentlich wäre es cool, die beiden mal zusammen zu fotografieren und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen.“ In einem öffentlichen Brief listete die Gruppe dann auf, welche Berufe ihre Mitglieder haben, und bat deutsche KollegInnen darum, sich für ein gemeinsames Foto am Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen. Viele Fotos sind dabei schon entstanden, weitere soll es noch geben. Auf dem Projektblog können Interessierte sich jetzt über die Lebens- und Arbeitswege der Flüchtlinge informieren.
Keiner will Sozialleistungen
Flüchtling Samy beispielsweise erzählt, dass er in Nigeria technischer Assistent war und in privaten Krankenhäusern gearbeitet hat. Seine Ausbildung hat er in einer Universitätsklinik absolviert. Seine Spezialgebiete sind Bakteriologie und Pathologie. Jetzt möchte er gerne wieder arbeiten und sich auch weiterbilden, um neue Technik kennenzulernen. Sein Ziel ist klar: Er will unbedingt wieder Wissenschaftler werden – auch, wenn er dafür in Deutschland noch einmal eine komplett neue Ausbildung anfangen muss. Er ist überzeugt, dass er das eines Tages schaffen wird: „I will be a scientist!“
Christina war in Largos acht Jahre lang ausgebildete Köchin in einem Fünf-Sterne-Hotel. Als ihr Chef das Hotel aufgeben musste, kam sie nach Lybien, später floh sie nach Italien. Das Problem: Durch die Krise besteht hier ein riesiger Arbeitsplatzmangel. „Das war echt schlimm für mich“, erzählt sie. „Ich habe eine Ausbildung und könnte arbeiten, aber ich musste trotzdem betteln.“ So kam sie wie viele weitere Flüchtlinge nach Deutschland. Auf Sozialleistungen will sie aber nicht angewiesen sein: „Wir brauchen eine Arbeitserlaubnis. Wir können und wollen arbeiten – und zwar jetzt!“
Eine Arbeitserlaubnis ist möglich
Peter Bremme von ver.di macht deutlich, dass die Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ nicht illegal in Hamburg ist: „Ihre Identitäten sind amtlich festgestellt, sie haben Papiere aus Italien und dürfen sich im Schengenraum bewegen. Was jetzt fehlt, ist die Anerkennung der italienischen Papiere und die damit verbundene Arbeitserlaubnis.“ Außerdem erklärt er, dass in Hamburg gerade akuter Fachkräftemangel besteht. Über 50.000 Fachstellen können momentan nicht besetzt werden. Er sieht auch eine gesteigerte Bereitschaft, Menschen aus dem Ausland einzustellen.
In einem Urteil hat das Bundesverwaltungsgericht kürzlich noch einmal festgestellt, dass es gar nicht möglich ist, in einem zweiten EU-Land noch einmal ein Asylverfahren zu durchlaufen. Das Ultimatum des Senats, sich in ein weiteres solches Verfahren zu begeben, widerspricht dem. Deshalb fordert die Gruppe weiterhin persönliche Gespräche mit dem Senat, um die Situation zu klären. Die Arbeitserlaubnis stellt für sie neben dem Aufenthaltsrecht als Grundlage für den Aufbau eines neuen Lebens die zentrale Forderung dar.
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