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Lampedusa in Hamburg: Weihnachten mit vagen Aussichten

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Paul Steffen

*1967 | Leiter der Jungen Akademie für Zukunftsfragen in Hamburg | Politologe & Dozent: Politik, Gesellschaft, Kultur | Kontakt: paul.n.steffen@web.de

Daniel Osmadu wurde in Ghana geboren, kam durch die Flucht aus dem lybischen Bürgerkrieg über Italien nach Hamburg, und gehört derzeit zu den sogenannten „Lampedusa-Flüchtlingen“,  die in der Kirchengemeinde St. Pauli Unterschlupf gefunden haben. Daniel Osmadu möchte in Hamburg bleiben. Mittendrin hat mit ihm über die Gründe und seine Träume vom Leben gesprochen.

Haben Sie einen persönlichen Traum?

Na ja, also im Augenblick leben wir ohne richtige Aufenthaltspapiere hier. Wenn wir ein Bleiberecht bekommen könnten, würde ich sehr gerne meine Ausbildung zum Krankenpfleger und später vielleicht zum Arzt machen, um zu arbeiten.

Was haben Sie aus Ihrer Zeit in Hamburg bisher gelernt?

Wir hatten schon davor so viel Schlimmes erlebt. Als die NATO in Libyen intervenierte, sollten wir als afrikanische Gastarbeiter das Land verlassen. Ganz viele von uns gelangten zu Flughäfen, dann gab es aber Flugverbotszonen. Das libysche Militär schickte uns dann mit überfüllten Schiffen nach Italien. Viele gingen über Bord und ertranken. In Italien hatten wir keine Perspektive, auch kein Dach über dem Kopf. Wir lebten dort auf der Straße und hatten praktisch nichts – und hier zuerst auch nicht. Dann kam der Kontakt zur Kirche in St. Pauli, wo viele von uns aufgenommen wurden. Ich habe seither viel Sympathie und Hilfe von Mitmenschen erfahren dürfen. Wir haben aber auch demonstriert, um der Politik und vielen Hamburgern unsere Notlage näher zu bringen. Aus manchen Unterstützern sind auch Freunde geworden.

Wie würden Sie Ihr Leben im Augenblick beschreiben?

Hm, gut und nicht so gut. Es gibt immer noch viel Hilfe. Zum Beispiel wurden hier neben der Kirche einige Wohncontainer aufgestellt, weil es inzwischen zu kalt ist, um auf dem Kirchenboden zu schlafen. Das ist schon sehr gut. Aber wir haben trotzdem Angst, Hamburg wieder ins Ungewisse verlassen zu müssen. Wir wollen uns viel lieber mit unseren Fähigkeiten hier einbringen, arbeiten und leben.

Wie fühlt sich das Wohnen im Container an?

Wir wohnen hier zu dritt in einem Container. Es gibt einen Heizer und Betten. Wir haben einen Container, um uns zu waschen und einen, um zu kochen. Es gibt auch einen Raum für den ehrenamtlichen Deutschunterricht. Da kann man sich auch so aufhalten, zum Beispiel wenn es draußen so kalt und regnerisch ist wie heute. Manche von uns gehen auch in die Kirche nebenan zur Andacht. Manche sind allerdings Muslime. Es gibt nicht immer etwas zu tun. Wichtig ist, das wir manchmal Kontakt zu unseren Familien aufnehmen können, wenn wir  Möglichkeiten zum telefonieren bekommen. Einige von uns gehen auch jeden Samstag um 13Uhr zum Hauptbahnhof, wo ein Zelt unserer Gruppe steht, als gemeinsamer Treffpunkt, auch für die Demos. Dort wollen wir unseren Wunsch zeigen, hier bleiben zu dürfen und nicht mehr von Spenden und Hilfen abhängig zu sein.

Haben Sie eine Botschaft für die Leser?

Ja, Gott schütze alle unsere Unterstützer. Mit ihnen können wir stark bleiben und die schwierigen Situationen aushalten. Diese Solidarität macht glücklich und lässt uns auf eine gemeinsame Zukunft in Hamburg hoffen.

Lampedusa: Statt Demo nur Kundgebung

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