Die Pride Week 2015: „Akzeptanz ist schulreif“

DIe CSD-Parade 2014 vor dem Hamburger Rathaus. (Foto: Christian Schnebel)
Politik
Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

Unter dem Motto „Akzeptanz ist schulreif: Sexuelle Vielfalt auf den Stundenplan“ startet die Pride Week 2015 am Freitag in Hamburg. Damit stellt der Veranstalter Hamburg Pride die Themen Sexualpädagogik und Sexualaufklärung ins Zentrum des diesjährigen Christopher Street Day. 

Bereits seit 1980 findet der Christopher Street Day jeden Sommer in Hamburg statt. Dazu gehört nicht nur die große Parade, sondern auch ein breit gefächertes Rahmenprogramm und eine politische Kampagne. „Die Vielfalt von Lebensformen und sexuellen Identitäten muss selbstverständlicher Bestandteil der Bildungspläne in Deutschland sein“, erklärt Stefan Mielchen, Erster Vorsitzender von Hamburg Pride, den Schwerpunkt der diesjährigen Pride Week. Deshalb müsse im Schulunterricht über mehr gesprochen werden, als Schwangerschaftsverhütung und Geschlechtskrankheiten.

Aufklärung statt rückwärtsgewandte Diskussion

Die Lebenswirklichkeit der Kinder sei eine andere: „Wenn Conchita Wurst den Eurovision-Song-Contest gewinnt, Thomas Hitzlsperger sein Schwulsein öffentlich macht oder im Kindergarten ein Kind davon erzählt, dass es zwei Mamis oder zwei Papis hat, dann sind das Themen, die im Leben von Kindern und Jugendlichen stattfinden, zu denen sie Fragen haben und Antworten erwarten dürfen – von ihren Eltern, aber auch von ihren Lehrerinnen und Lehrern“, sagt Mielchen weiter. Mit dem diesjährigen Motto will sich Hamburg Pride einer rückwärtsgewandten Diskussion über Sexualpädagogik entgegenstellen. Besonders kritisiert der Vereinsvorsitzende Akteure, wie die „Besorgten Eltern“, „Demo für alle“, Pegida und die Alternative für Deutschland (AfD). „Wir wehren uns dagegen, dass Aufklärung als ‚Gehirnwäsche’, ‚Frühsexualisierung’ oder ‚Indoktrination’ bezeichnet wird“, so Mielchen.

Die Geschichte des CSD
Im Jahr 1969 leisteten Lesben, Schwule, Transgender und Bisexuelle erstmals systematisch Widerstand gegen staatliche Diskriminierung und Repression. Dabei kam es nach einer Polizei-Razzia im Stonewall Inn im New Yorker Bezirk Greenwich Village drei Tage lang zu  massiven Protesten der queeren Community. In Erinnerung an diese Ereignisse finden seitdem in aller Welt jährliche politische Paraden statt, die Christopher Street Days bzw. Gay Pride Paraden.

Informiert, diskutiert und aufgeklärt werden soll auch im Rahmen der Pride Week. Bei Podiumsdiskussionen, Ausstellungen und Lesungen geht es zehn Tage lang um zahlreiche Facetten der LGBTI-Community in Hamburg. Wir haben die Programm-Highlights für euch zusammengefasst:

Freitag, 24. Juli,

Das Hissen der Regenbogenfahne am Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof gibt am Freitagnachmittag den Startschuss für die Pride Week 2015. Gefeiert werden sollte der Beginn der Pride Week eigentlich mit der „Queer HalliGalli Party“ auf dem Sommerdom. Da dort aber das geplante Festzelt fehlt, muss die Party leider ausfallen. Feiern könnt ihr am Freitag stattdessen in der Contact Men´s Bar in der Danziger Straße 51 in St. Georg. Ab 20 Uhr lautet das Motto hier: „Nackt!“ Die CSD-Partynacht ist nur für Männer, Einlass ab 18 Jahren.

Samstag, 25. Juli,

Mit der Pride Night findet am Samstag die offizielle CSD-Eröffnungsfeier im Schmidtchen am Spielbudenplatz 21 statt. Neben Schirmherrin Katharina Fegebank (Grüne) und weiteren Talkgästen erwarten die Moderatoren Annie Heger und Markus Barth die Opernsängerin Tante Woo und das Gesangs-Duo „Das Lumpenpack“ auf der Bühne. Einlass ist ab 20.30 Uhr, die Eröffnungsshow beginnt um 21.30 Uhr. Tickets kosten im Vorverkauf 25 Euro. Damit löst ihr gleichzeitig das Ticket für die anschließende CSD-Eröffnungsparty im Schmidts Tivoli. Tickets gibt es hier.

teaser

Sonntag, 26. Juli,

Bei einem Stadtrundgang kann man sich am Sonntag auf die Spuren lesbischen Lebens in Hamburg begeben. Karin Schönewolf und Reingard Wagner wollen gemeinsam mit den TeilnehmerInnen des Rundgangs lesbische Orte von der Vergangenheit bis in die Gegenwart erlaufen und wiederentdecken. Los geht es um 15 Uhr am Frauencafé endlich, Dragonerstatt 11.

Im Pride House werden ab 17 Uhr die Portraitfotografien von Alexa Seewald ausgestellt. Jedes ihrer Fotos ist ein individuelles Statement für die Akzeptanz nicht-herteronormativer Lebensformen und  gegen Stigmatisierungen und Schubladendenken. Das Pride House und die Ausstellung der „andersrum“-Portraits findet ihr An der Alster 40.

Ab 19.30 Uhr stellen Thomas Bartel und Marlies Schwanhilfe im Seminarraum 1 im Pride House ihre Arbeit vor. Die Seniorenassistenten beschäftigen sich mit der Betreuung von älteren homosexuellen Menschen. In der Altenpflege wird oftmals nicht einmal in Betracht gezogen, dass die zu betreuende Person homosexuell sein könnte.

Montag, 27. Juli,

Am Montagnachmittag laden die Jusos-Hamburg zu einer Podiumsdiskussion ins Pride House. Gemeinsam mit den VertreterInnen anderer politischer Jugendorganisationen und MitarbeiterInnen des Zentrums GenderWissen und Hein & Fiete soll ab 16.30 Uhr über die Thematik „Straight-Acting“ diskutiert werden.

Auch Märchen können queer sein – und sind nicht nur für Kinder. Ab 17 Uhr liest Frank Thies im Pride House aus seinem Buch „Die 9 bunten Königinnenreiche“ und unternimmt mit den ZuhörerInnen eine Reise mit Regenbogenfamilien, Trans-Spinnen und Bi-Kobolden.

Auch danach könnt ihr direkt im Pride House an der Alster bleiben: Ab 19.30 Uhr findet hier eine Podiumsdiskussion über sexuelle Vielfalt statt. Akzeptanz ist schulreif, aber was heißt das eigentlich? Der Vorstand von Hamburg Pride diskutiert mit SexualpädagogInnen und ExpertInnen über das Thema, das dem diesjährigen Hamburg Pride das Motto gibt.

Dienstag, 28. Juli,

Auch in diesem Jahr veranstaltet das JungLesbenZentrum wieder einen Grillabend. Neulinge sind eingeladen, die JungLesben und die Pädagoginnen kennenzulernen. Gegrillt wird am Montag ab 17 Uhr in der Glashüttenstraße 2 beim Lesbenverein Intervention. Willkommen sind alle lesbischen und bisexuellen Mädchen und Transmenschen bis 25 Jahre, die sich mit der lesbischen Community verbunden fühlen.

Ebenfalls ab 17 Uhr wird im Pride House über die aktuelle politische Lage im Transbereich gesprochen. Die Bürgerschaftsfraktion der Linken lädt zu einer Diskussion mit Franziska Neumeister, engagiert für Trans*normal, Christian Schenk, ehemaliger Bundestagsabgeordneter, der sich schon lange für und mit Transmenschen einsetzt, Leo Yannick Wild von TransInterQueer e.V. aus Berlin, Wiebke Fuchs vom Runden Tisch Transgender Nord, Soorum und vom MHC Hamburg und Anna Rinne, Gesundheitsreferentin bei der Linksfraktion. Moderieren wird die Veranstaltung Kersten Artus, ehemalige gleichstellungspolitische Sprecherin der Linksfraktion.

Politisch geht es um 19.30 Uhr auch im Rathaus weiter. Dort lädt die Fraktion der Grünen zu einer Informationsveranstaltung über die Situation der Aufklärung an Hamburger Schulen. Mit dabei ist Beate Proll von der Schulbehörde und Soorum, dem Schul-Aufklärungsprojekt aus dem Magnus-Hirschfeld-Centrum. Um eine Anmeldung wird gebeten.

Mittwoch, 29. Juli,

Auch das Rathaus wird bunt: Am Mittwoch wird um 11 Uhr die Regenbogenfahne am Hamburger Rathaus gehisst. Direkt im Anschluss diskutieren ab 12 Uhr im Rathaus Jugendliche aus St. Petersburg und Hamburg mit PolitikerInnen über die Auswirkungen der Gesetze gegen LGBTI in Russland. Veranstaltet wird die Diskussion von den LGBTI FachsprecherInnen der rot-grünen Koaltion: Farid Müller (Grüne) und Annkathrin Kammeyer (SPD) und dem LSVD Hamburg.

Vielfalt auf den Stundenplan: Welche Konsequenzen hat das für die Ausbildung der LehrerInnen? Das Queer Referat der Universität Hamburg lädt ab 19 Uhr zu einem Diskussionsabend in den AStA-Trakt, Von-Melle-Park 5. Diskutiert werden soll mit Erziehungswissenschaftlerin Dr. Bettina Kleiner, Beate Proll vom Landesinstitut für Lehrerbildung, Soorum und Bejamin Ehlers von dem Zusammenschluss Schwule Lehrer.

CSD 2014 | Foto: Christian Schnebel

Donnerstag, 30. Juli,

Donnerstag ist Regenbogentag auf dem Hamburger Dom: Mit der Aktion „2 für 1“ darf an ausgewählten Fahrgeschäften die bessere Hälfte umsonst mitfahren – egal, ob Homo-Pärchen oder beste Freunde. Ab 19 Uhr startet dann eine Parade quer über das Heiligengeistfeld. Für einen schönen Ausklang des Tages sorgt im Anschluss DJ Berry E. an den Plattentellern im Dom-Beachclub.

Oft stecken wir Menschen automatisch bei der ersten flüchtigen Begegnung in Schubladen. Dass wir das machen und vor allem, dass dies unser Handeln beeinflusst, ist uns dabei oft nicht bewusst. In einem offenen Workshop sollen diese Bilder und die daraus entstehenden Vor- und Nachteile thematisiert werden. Gastreferent ist Kay Alexander Zepp, Geschäftsführer des Jugendnetzwerks Lambda Berlin-Brandenburg und Aktivist mit Bühnenerfahrung der AHA Berlin. Los geht es um 18 Uhr bei der AIDS-Hilfe Hamburg in der Langen Reihe 30-32.

Freitag, 31. Juli,

Am Freitag startet das große CSD-Straßenfest an Jungfernstieg und Ballindamm. Auf der Bühne stehen Heather Peace, Freitag, 22.45 Uhr, und Roman Lob, Sonntag, 21 Uhr. Außerdem gibt es zahlreiche Infostände der Community und eine Jugendarea für junge CSD-BesucherInnen sowie Musikinseln, an denen von Freitag bis Sonntag getanzt und gefeiert werden kann. Das Straßenfest öffnet am Freitag um 15 Uhr, am Samstag und Sonntag jeweils um 11 Uhr. Freitag und Samstag kann hier bis Mitternacht gefeiert werden, am Sonntag bis 22 Uhr.

csd 2015

Feiern können alle Frauen am Freitag auch im Café Seeterrassen in Planten un Blomen. Hier findet ab 19 Uhr „Die Nacht der Verzauberten“ statt. Auf zwei Dancefloors kann hier durch die Nacht vor der großen Parade getanzt werden. Im Weißen Saal legt Dj D_nise L einen Mix aus Standard und Latein, Oldies, Dance-Classics und Hits auf; in der TangoBar spielt euch Djane Angela ab 21 Uhr Disco-Hits, Tanzmix, Rock und Elektro-Pop. Karten gibt es im Vorverkauf für 11 Euro bei frauen@endlich-salon.de, beim Tanzsalon in der Lerchenstraße und im mhc am Borgweg für 12 Euro. An der Abendkasse könnt ihr für 15 Euro dabei sein.

Auch beim Electro Pride im Uebel & Gefährlich wird am Vorabend der Parade gefeiert. Die Berliner DJs Kollektiv Ost und David Dorad läuten im Feldstraßenbunker gemeinsam mit DJ Miyagi und Jan von Nebenan das CSD-Wochenende ein. Tickets gibt es an der Abendkasse für 10 Euro, los geht es um Mitternacht.

Samstag, 1. August,

Der Höhepunkt des Hamburg Pride: Die große, politische Parade am Samstag. Los geht es um 12 Uhr an der Langen Reihe, Ecke Schmilinskystraße in St. Georg. Angeführt wird der bunte Demonstrationszug unter anderem von Schirmherrin und Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne). Die Parade zieht durch die Innenstadt, von St. Georg über die Mönckebergstraße bis zum Jungfernstieg.

Sonntag, 2. August,

Nach der Parade ist vor dem Straßenfest: Wer nach der Pride Week noch Energie hat, kann auch am Sonntag noch bis 22 Uhr das CSD-Straßenfest an der Binnenalster besuchen. Das ganze Programm der Pride Week 2015 in Hamburg findet ihr hier.

Fotos: Christian Schnebel, CSD 2014
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