Während in anderen Stadtteilen heftig über den Bau von Flüchtlingsunterkünften gestritten wird, begrüßen viele WilhelmsburgerInnen eine im Reiherstiegsviertel geplante Einrichtung – und wollen noch mehr tun, um zu helfen.
Die Lage der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) ist verzweifelt: Immer mehr hilfesuchende Flüchtlinge kommen nach Hamburg, für die es nicht genügend Unterkünfte gibt. 4.700 zusätzliche Plätze werden in der ganzen Stadt alleine in 2014 benötigt, nur 2.080 wird man voraussichtlich bis Ende des Jahres schaffen können. Wie hoch der neue Bedarf im kommenden Jahr sein wird kann noch niemand sagen. Die Behörde stehe mit dem Rücken zur Wand, musste auch Sozialsenator Detlef Scheele kürzlich eingestehen. Rund 300 Menschen müssen aufgrund des Platzmangels derzeit in Zelten leben. Wo man sie im nahenden Winter unterbringen kann ist noch nicht geklärt.
Platz für 132 Menschen
In der ganzen Stadt sucht die BASFI aufgrund der aktuellen Notlage nach Möglichkeiten Flüchtlinge unterzubringen. Auch Standorte, die bisher als nicht geeignet erschienen, werden dabei erneut in Betracht gezogen. Zudem prüft die Behörde, ob zusätzliche Unterkünfte auf Wohnschiffen geschaffen werden können. Eine geeignete Fläche hat der Bezirk Mitte der BASFI im Reiherstiegviertel vorgeschlagen: Ein Grundstück Am Veringhof 23b. Auf der 3.500 Quadratmeter großen Fläche könnten 132 Menschen in fünf Wohnhäusern untergebracht werden. Zusätzlich würde der Betreiber Fördern und Wohnen ein Gemeinschafts- und Verwaltungsgebäude errichten. 24 Menschen könnten pro Haus untergebracht werden, geplant wird mit zwei BewohnerInnen pro Zimmer. Zudem würde auf dem Gelände eine Spiel und Freizeitfläche entstehen. Der Bezirk hat für das Vorhaben bereits eine befristete Genehmigung für fünf Jahre in Aussicht gestellt. Mitte September sollen die Pläne im Zuständigen Bauausschuss vorgestellt werden. Stimmt die Bezirkspolitik zu, könnte die Einrichtung im Sommer 2015 eröffnet werden. Vorher ist eine öffentliche Informationsveranstaltung geplant. In der Unterkunft würden nicht nur Flüchtlinge untergebracht, die neu nach Hamburg kommen, sondern auch solche, die sich schon länger in der Stadt aufhalten und derzeit in Gemeinschaftsunterkünften leben müssen, die über keine getrennten Zimmer verfügen.
Keine „Das Boot ist voll“-Mentalität
Die Hilfsbereitschaft der Nachbarschaft ist groß: Im Sanierungsbeirat „Südliches Reiherstiegviertel“ spricht sich niemand gegen die Unterkunft aus. Lautstarke Diskussionen wie in anderen Stadtteilen gibt es hier nicht. Im Gegenteil: Die Wilhelmsburger Tafel erklärt sich bereit, regelmäßig Lebensmittel an die Unterkunft zu liefern. Die evangelisch methodistische Gemeinde will bei der Kinderbetreuung unterstützen und die KünstlerInnen der benachbarten Künstlergemeinschaft bieten an bei der Gestaltung der Unterkünfte zu helfen. Die Beiratsmitglieder gehen aber noch weiter: Man solle prüfen, ob angesichts des hohen Bedarfs nicht eine zusätzliche Unterkunft an der Dratelnstraße gebaut werden könne. Hier könne man deutlich mehr Menschen unterbringen als Am Veringhof. Eine „Das Boot ist voll“-Mentalität gibt es im Beirat nicht. Der Bezirk hatte eine Anfrage der BASFI bezüglich der Dratelnstraße abgelehnt, da hier Wohnungsbau für die Entwicklung der neuen Mitte Wilhelmsburg geplant ist. Einen entsprechenden Beschluss kann der Beirat nicht fassen, da die Fläche außerhalb des Sanierungsgebietes liegt. Man will die Forderung aber an den Beirat für Stadtteilentwicklung Wilhelmsburg weitergeben. Dort wäre eine entsprechende Empfehlung an die Bezirkspolitik möglich.
Foto: Jonas Walzberg/Der Mattkamp in Billstedt: So ähnlich könnten die Unterkünfte in Wilhelmsburg aussehen.
Maureen
1. September 2014 at 00:42
Während dieser Tage laufen bereits die Vorbereitungen mit der BASFI und dem Stadtteil Billstedt.
Denn was an anderen Orten noch in Planung ist, wird in Billstedt bald Realität sein.
In der Berzeliusstraße wird ein Wohndorf errichtet für 600 Flüchtlinge, es zeigt, Billstedt hat ein Herz für die Menschen!
Ich freue mich unter Menschen zu wohnen, die Hilfsbereitschaft und Hoffnung in ihren Herzen tragen.
Und die an ihre Mitmenschen denken, welche durch Krieg und Flucht erschöpft sind.
Deshalb haben wir uns „DIE LINKE“ politisch dafür eingesetzt, dass diesen Menschen schnell vor dem Winter geholfen wird.
Im sozialen Bereich bleiben wir dran an den Planungen.
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