Kultur

„Die Neger“ im Schauspielhaus: Festival als Kritik

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Tobias Johanning
@tobiasjohanning

Redakteur | E-Mail: johanning@hh-mittendrin.de

Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland hat ein Kulturfestival gegen Rassismus organisiert. Damit regiert der Verein auf das Theaterstück „Die Neger“, das am Sonnabend seine Premiere im Deutschen Schauspielhaus feiert.

Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland übt Kritik an dem Theaterstück „Die Neger“, das am Sonnabend erstmals im Deutschen Schauspielhaus aufgeführt wird. Bereits im Vorfeld gab es Proteste gegen den diskriminierenden Titel, das in der Werbung praktizierte „Blackfacing“ der weißen SchauspielerInnen. Insbesondere das Fehlen einer Kontextualisierung von Werk und Titel war der Anlass für einen offenen Brief diverser Schwarzer Organisationen aus Österreich und Deutschland, der die Absetzung des Stückes fordert.

Ein „hochkomplexes Maskenspiel“ 

Das Schauspiel unter der Leitung des Regisseurs Johan Simons beruht auf dem Werk „Die Neger“ des französischen Schriftstellers Jean Genet von 1958. Das Schauspielhaus selbst beschreibt die Inszenierung als „hochkomplexes Maskenspiel“. Ein Teil der Schauspieler, maskiert als Schwarze, übernehme dabei die Rolle der Kolonisierten und demonstriere „mit subversivem Witz rassistische Klischees, die Weiße Schwarzen zugeschrieben haben“. Weiter verweist das Schauspielhaus auf die Intention des Autors: „In seinem Vorwort betont Genet, er habe das Stück für Weiße geschrieben. Diesen soll der Spiegel vorgehalten werden, diese will er provozieren, auch, indem er das subversive Potential der von ihnen Unterdrückten feiert.“

Festival gegen Rassismus für Dialog

Um zu zeigen, dass mit dem Thema Rassismus auch anders umgegangen werden kann, hat die Hamburger Regionalgruppe der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland ein Festival gegen Rassismus organisiert. Kooperationspartner sind unter anderem die Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ und die Werkstatt 3 für internationale Kultur und Politik. Das Festival mit dem Titel „Mit unseren eigenen Stimmen – Black is more than a (Black)Face“ soll zeigen, dass Menschenrechtsverletzungen wie (Neo-)Kolonialismus und Rassismus adäquat nur von den Betroffenen dargestellt und diskutiert werden sollten.

Positive Aktionen statt Reaktion auf Negatives

Zwischen dem 14. Juni und dem 3. Juli gibt es so beispielsweise die Ausstellung „Daima“. Diese soll exemplarisch schwarze Frauen in Deutschland zeigen und lässt sie sich mit ihren eigenen Worten beschreiben. Der thematische Schwerpunkt ist dem Leben von schwarzen Menschen in Deutschland gewidmet, welches die VeranstalterInnen versuchen in seiner Vielfältigkeit erlebbar zu machen. „Wir hoffen damit eine angenehme, selbstbestimmte Interaktion zu erreichen und auch die Wirkung in Richtung der Schwarzen Community aufs Positive zu verstärken. Dies drückt auch unseren Stand als Akteure aus, statt als reine Reaktion auf Negatives“, so die Initiative. Das gesamte Programm gibt es auf der Homepage der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland.

Foto: von Poom! (Schauspielhaus) [CC-BY-SA-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

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