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BUND Hamburg fordert Umdenken beim Baumschutz

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Camilla Lindner
@CamillaLindner

Redakteurin | Studentin der Anglistik und Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: lindner@hh-mittendrin.de

Am Freitag lud der Landesverband Hamburg des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu einer Pressekonferenz zum Thema Baumschutz in Hamburg ein. Den Naturschützern geht das Engagement der Stadt nicht weit genug. Sie fordern ein schnelles Umdenken für ein grüneres Hamburg.

BUND- Landesgeschäftsführer Manfred Braasch eröffnete diesen Freitag zum Ende der Baumfällsaison die Pressekonferenz in der Landesgeschäftsstelle in der Lange Reihe. Die aktuelle Situation in Hamburg sieht laut BUND folgendermaßen aus: Rund 6000 Bäume wurden im Winter 2013/14 gefällt. Davon 1000 Straßenbäume, 2000 Parkbäume und 3000 Bäume auf Privatgrund. 2011 war Hamburg noch Umwelthauptstadt. Doch die seit 2011 bestehende Baumpflanzaktion „Mein Baum- Meine Stadt“ hält Manfred Braasch für „einen PR- Gag“. Das Umwelthauptstadtjahr sei nun schon lange vorbei. „Wenn Hamburg seinen Ruf als „Grüne Stadt“ nicht verlieren will, muss beim Baumschutz grundsätzlich umgesteuert werden. Es darf in der Stadt kein Baum mehr gefällt werden, der nicht mindestens eins zu eins ersetzt wird“, so Braasch.

Denn Bäume seien wichtig für die Reduktion von Lärm, die Bindung von CO2, die Beeinflussung lokaler Klimageschehnisse und die Ästhetik einer Stadt. Schlechte Beispiele für den Umgang mit Grün in Hamburg sind aus Sicht des BUND der Lohmühlenpark in St. Georg oder die Internationale Gartenschau in Wilhelmsburg. In St. Georg wurden 50 Bäume gefällt und nur 30 nachgepflanzt. In Wilhelmsburg mussten wegen der Internationalen Bauausstellung  und der Gartenschau  bis zu 5000 Bäume weichen. An Nachpflanzungen fehlt es hier ebenfalls.

Die Baumschutzverordnung besagt, dass Bäume ab einem Durchmesser von 25 cm zur Fällung genehmigt werden müssen. Bäume niedrigeren Durchmessers dürfen einfach so gefällt werden. Braasch kritisiert die Genehmigungspraxis:  Über 90 Prozent der Fällanträge würden durchschnittlich in Hamburg genehmigt. Eine kritische Untersuchung des Landesrechnungshofes sei hier gefragt und auch beantragt, so Braasch. Man wartet jedoch schon seit zehn Jahren auf diese.

Was muss getan werden?

Man benötigt laut BUND eine bessere Finanzausstattung zur Pflege der Bäume: In Hamburg stehen pro Baum zehn Euro jährlich zur Pflege zur Verfügung. Zum Vergleich: In Berlin beträgt die Pflegesumme pro Baum 50 Euro, in Bremen 34 Euro. Um eine gute Pflege durchzusetzen, benötige ein Baum um die 60 Euro pro Jahr, sagt Braasch. Der Pflegeansatz sei hier unzureichend. Außerdem würden zu wenige Bäume nachgepflanzt. „Wenn an einem Ort ein Baum gefällt wird, muss an einem anderen Standort nachgepflanzt werden“. Die Neupflanzung müsse  vorangetrieben werden. Geld und Flächen seien da, würden jedoch nicht bedient.

Um eine Fällung erst gar nicht realisieren zu können, fordert der BUND Hamburg den Schutz von alten und somit wertvollen Bäumen. Vor allen Dingen bei Baustellen werden Bäume nicht hinreichend vor Beschädigungen geschützt. So wird der Stamm des Baumes  meist beschädigt, was zu einem mehrere Jahre dauernden Sterben führt. Das SPD- Regierungsprogramm zum Thema Umwelt- und Naturschutz ist aus Sicht des BUND bisher nicht ernsthaft umgesetzt worden. Dort heißt es unter anderem: „Wir werden uns verstärkt um den Hamburger Naturschutz und die Grün- und Erholungsgebiete kümmern, den Baumbestand erhöhen.“

Kommentare anzeigen (1)

1 Kommentar

  1. Ralf

    2. März 2014 at 19:11

    Sickbags, denkt daran Sickbags mitzunehmen (erhältlich bei allen Fluggesellschaften), wenn euch im kommenden Wahlkampf zu den Bezirkswahlen, ein SPD – Kandidat über den Weg läuft und stotternd die Worte Umweltschutz, Naturschutz oder gar das Wort Nachpflanzung aus seinem Mund herauspurzelt läßt. Dann könnte es sein, dass es zu unmittelbaren Brechreizen kommt und es wird Zeit den Sickbag aus der Tasche zu nehmen, um dort dezent den Mageninhalt zu parken. Sollte kein Mülleimer in der Nähe sein, den verschlossenen Sickbag dem Kandidaten als Wahlkampfspende für die SPD in die Hand drücken.

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