Nach den umstrittenen Ereignissen rund um die Davidwache auf St. Pauli am 28. Dezember 2013 fahndet die Polizei jetzt mit einem Phantombild nach einer unbekannten Person.
Selten sorgte eine Pressemitteilung der Polizei für soviel Diskussionen wie die zu den Ereignissen auf St. Pauli am 28. Dezember 2013: Die Pressestelle meldete einen Angriff auf die Davidwache an der Reeperbahn, bei dem mehrere Beamten zum Teil schwer verletzt wurden. Die mutmaßlichen Ereignisse der Dezembernacht werden zur Kernrechtfertigung der Einrichtung eines großräumigen Gefahrengebietes auf St. Pauli, in der Sternschanze und teilen von Altona im Januar. In den Hamburger Medien werden die unbekannten Tatverdächtigen schnell dem „linken Spektrum“ und den politischen Zielen der Großdemonstration am 21. Dezember 2013 zugeordnet. Forderungen nach einem härteren Durchgreifen und entsprechender Ausrüstung der Polizeibeamten werden laut. Wochen nach den Ereignissen dann die Wende: es herrschen immer mehr Zweifel an der Beschreibung des Tathergangs werden. Die Polizei muss diesen schließlich korrigieren. Von einem Angriff auf die Wache ist nicht mehr die Rede, sondern von einer Auseinandersetzung zwischen unbekannten Personen und Polizeibeamten der Davidwache in den Nebenstraßen der Reeperbahn.
Rund sieben Wochen nach der betreffenden Nacht fordert die Polizei zur Hilfe bei der Fahndung auf: Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Abteilung für Staatsschutz im Hamburger Landeskriminalamt wird nun mit einem Phantombild nach einer unbekannten Person gefahndet, die verdächtigt wird, an einem schweren Landfriedensbruch beteiligt gewesen zu sein. Das Phantombild sei auf der Grundlage von Zeugenaussagen erstellt worden: Die darauf abgebildete Person habe sich als Mitglied einer Gruppe von über 30 Personen zunächst auf der Fahrbahn der Davidstraße aufgehalten und sich gemeinsam mit der Gruppe in Richtung Reeperbahn bewegt. Nach Eintreffen von Polizeibeamten vor der Davidwache sollen die Personen Flaschen und andere Gegenstände in Richtung der Polizeibeamten geworfen haben. Laut Polizeibericht soll die abgebildete Person diese Handlungen durch Rufe wie „Scheiß Bullen“, „… auf die Fresse“, „Holt Euch noch mehr ab!“ und „Habt Ihr noch nicht genug?“ unterstützt worden seien.
Die Gruppe sei danach über die Reeperbahn in Richtung der Hein-Hoyer-Straße geflüchtet, in der es bis zur Kreuzung der Seilerstraße zu weiteren Gewalttaten – unter anderem einem Flaschenwurf der abgebildeten Person gegen Polizeibeamte gekommen sein soll. In der Hein-Hoyer-Straße soll außerdem ein noch unbekannter Täter einen Stein aus kurzer Entfernung in Richtung Kopf eines Polizeibeamten geworfen haben, der dadurch erhebliche Gesichtsverletzungen mit Knochenfrakturen erlitt. Zudem wurden zwei weitere Polizeibeamte durch einen Flaschenwurf und den Einsatz von Reizgas verletzt. Für Hinweise, die zur Aufklärung des versuchten Totschlages in der Hein-Hoyer-Straße führen, hat die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg eine Belohnung in Höhe von 8.000 Euro ausgesetzt. Ob die Ermittlungen die tatsächlichen Ereignisse am 28. Dezember endgültig aufklären können, bleibt noch abzuwarten.
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