Die Initiative Esso-Häuser hat Zweifel am Zustand der im Dezember evakuierten Gebäude auf St. Pauli geäußert. Der Bezirk will offene Fragen klären, sieht jedoch die Evakuierung weiter als notwendigen Schritt an.
Die Initiative Esso-Häuser hat Zweifel daran geäußert, dass das Ensemble am Spielbudenplatz in so einem schlechten Zustand sind, wie es der Bezirk und der Eigentümer Bayerische Hausbau behaupten. Nachdem BewohnerInnen in der Nacht auf den 15.Dezember Erschütterungen gemeldet hatten, waren die Gebäude evakuiert worden. Kurz darauf hatte der Bezirk die Esso-Häuser für unbewohnbar erklärt. Inzwischen sind die MieterInnen aus ihren Wohnungen ausgezogen. Bis zur Fertigstellung eines Neubaus sollen die BewohnerInnen jetzt in Übergangswohnungen leben. „Bis heute hält der Bezirk die Belege darüber zurück, was Ursache und Auswirkungen der Erschütterungen gewesen sein könnte und in welchem Zustand die ESSO-Häuser nach der Erschütterung wirklich sind“, kritisiert Oxana Smakova von der Initiative ESSO-Häuser. „Damit bleibt undurchsichtig, ob die Evakuierung unausweichlich war und der Abriss wirklich zwangsläufig ist“, so Smakova weiter.
Die Initiative fordert den Bezirk daher auf die Untersuchungsergebnisse offen zu legen. Die Öffentlichkeit, nicht nur in St. Pauli, habe ein Recht darauf, die Grundlagen von Verwaltungshandeln zu erfahren. „Wer Transparenz verweigert, schürt Zweifel und handelt gegen Allgemeininteressen“, sagt Smakova. Die Initiative verlangt daher vom Bezirksamt Antworten und Belege für folgende Fragen zu liefern:
- Was ist in der Nacht auf den 15. 12.2013 passiert? Wer hat die Räumung veranlasst, aufgrund welcher Grundlage?
- Welche Art von Erschütterung hat es gegeben? Gibt es Ergebnisse in der Ursachenklärung?
- Wieso wurden keine Schwingungsversuche im belasteten Zustand der Gebäude gemacht, um die subjektiven Einschätzungen von Erschütterungen durch einzelne Mieter zu verifizieren?
- Warum wurde bislang noch kein einziges Ergebnis der Begutachtungen durch BaustatikerInnen der Stadt Hamburg veröffentlicht?
- Wenn hier wirklich Gefahr im Verzug herrscht, warum wurde nicht direkt nach der Evakuierung der Weihnachtsmarkt auf dem Spielbudenplatz geräumt und dauerhaft geschlossen?
- Warum wurden nicht als Sofortmaßnahme die Benzintanks der Tankstelle leer gepumpt? Ein Einsturz der Häuser mit vollen Benzintanks hätte verheerende Folgen.
- Warum wurde die Häuser nicht großflächig abgesperrt und der Verkehr großflächig um die Häuser herumgeleitet? Der Verkehr auf der Reeperbahn und dem Spielbudenplatz fließt bis heute wie gewohnt.
- Warum wurde nicht in einer Sofortmaßnahme die tonnenschwere LED-Werbewand entfernt? (Die Werbetafel wurde inzwischen abgenommen. Anm. d. Redaktion)
- Mit dem Abrissantrag, der schon Anfang August gestellt wurde passierte monatelang nichts. Warum wird diese Abrissgenehmigung nun unter enormem Zeitdruck und mit extrem kurzen Fristen für Einsicht- und Stellungnahme durchgewinkt?
Laut Initiative haben ExpertInnen darauf hingewiesen, dass die genannten Schritte bei einsturzgefährdeten Gebäuden umgehend hätten erfolgen müssen. Der Bezirk hat zugesichert, die offenen Fragen im Rahmen von Gesprächen mit der Initiative beantworten zu wollen, sieht aber die Kritik als unbegründet an. „Schon ein Gutachten im Sommer 2013 hat ergeben, dass die Gebäude höchstens bis Juni 2014 bewohnbar sind. Diese Annahme war leider falsch“, sagt Sorina Weiland, Pressesprecherin des Bezirksamtes Hamburg-Mitte. Eine genaue Ursache werde sich nur schwer ermitteln lassen, was zähle sei das Ergebnis. „Statiker haben anhand von Rissen festgestellt, dass sich das Gebäude bewegt hat. Es wäre unverantwortlich gewesen nicht zu handeln“, so Weiland weiter.
Christoph
29. Januar 2014 at 14:43
Könnte man da nicht mal einen „Guerilla-Statiker“ reinschicken, der heimlich ein neues Gutachten macht?
Pingback: Zeitplan für den Abriss der Esso-Häuser | Mittendrin | Das Nachrichtenmagazin für Hamburg-Mitte
Christina
16. Februar 2014 at 18:17
Für mich ist klar man hat die Kulthäuser mit Absicht runterkommen lassen damit Sie schnell abgerissen werden können um Provit zu machen auf Kosten der Mieter.