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Praxisklinik Mümmelmannsberg: Widerstand gegen die Schließungspläne

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

Die Klinikgruppe Dr. Guth beabsichtigt weiterhin die Bettenstation der Praxisklinik Mümmelmannsberg zum September 2014 zu schließen. Der Widerstand gegen diese Pläne wächst jedoch zunehmend. Als Reaktion hat die Geschäftsführung der Klinik dem Personal jetzt untersagt öffentlich über die Folgen der Schließung zu sprechen.

Im September 2014 soll die Bettenstation der Praxisklinik Mümmelmannsberg geschlossen werden. Für die Patienten des Stadtteils bedeutet dies, dass eine stationäre Behandlung in ihrem Stadtteil nicht länger möglich sein wird. Aus Sicht vieler Ärzte der Klinik stellt das eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung von Mümmelmannsberg dar. Allen Ärzten wurden bereits jetzt die Verträge für die Nutzung der Bettenstation mit Wirkung zum 30. September 2014 gekündigt. Im Stadtteil regt sich jedoch Widerstand gegen das Vorhaben der Klinikgruppe Dr. Guth, der die Praxisklinik gehört. Sowohl der Sanierungsbeirat Mümmelmannsberg, als auch der Regionalausschuss Billstedt fordern einen Erhalt der Klinik in den bestehenden Strukturen. Auch die Bezirksversammlung und die Bürgerschaft werden sich bald mit dem Thema beschäftigen müssen. Die Fraktion die Linke arbeitet derzeit an einem Antrag auf beiden Ebenen, der einen Erhalt der Bettenstation fordern wird.

Die Praxisklinik stellt seit rund 35 Jahren die medizinische Versorgung für die Bevölkerung von Mümmelmannsberg und des gesamten Stadtteils Billstedt sicher. Insgesamt leben im Einzugsgebiet des Krankenhauses rund 70. 000 Menschen. Die Patienten profitieren dabei von der besonderen Organisationsform der medizinischen Einrichtung. Fast alle ärztlichen Fachrichtungen sind vor Ort vertreten. Von der Chirurgie bis zur Radiologie kann die Behandlung der Patienten in ein und demselben Gebäude erfolgen. Die Ärzte sind dabei keine Angestellten des Krankenhauses, sondern haben ihre Räumlichkeiten von der Klinikgruppe, die Eigentümer der Immobilie ist, gemietet und kooperieren bei der Versorgung der Patienten. Auch die Bettenstation wird von allen Ärzten genutzt, um ihre Patienten unterzubringen. Sollte diese Station geschlossen werden, könnte ein Teil der Behandlungen nicht länger vor Ort Erfolgen. Die Patienten müssten längere Wege auf sich nehmen, um in anderen Krankenhäusern behandelt zu werden.

Ein Teil der Ärzteschaft will sich mit dieser Situation nicht abfinden und kämpft für den Erhalt der Praxisklinik in ihrer derzeitigen Form. Dr. Petra Strobel hat sich mit einem Schreiben an den Senat gewandt. „Im schlimmsten Fall wandern ohne die Bettenstation viele Ärzte ab und die PatientInnen können nicht mehr ausreichend versorgt werden“, sagt Strobel. Die Klinikgruppe Dr. Guth will jedoch keine öffentliche Diskussion über die Änderungen der medizinischen Einrichtung im Stadtteil führen. In einem Schreiben, das Mittendrin vorliegt, wurde dem Klinikpersonal untersagt Fragen der Presse zu beantworten. Den Belegärzten, die keine Angestellten der Klinikgruppe sind, wurde mit Konsequenzen gedroht, sollte weiter öffentlich über die Schließung der Bettenstation gesprochen werden. „Es gibt seit Jahren solche Probleme und wir werden mundtot gemacht“, sagt Strobel. Das schlimmste jedoch sei, dass die Ärzte nicht ausreichend über die Vorgänge informiert würden. Die Geschäftsführung der Klinik streitet die Vorwürfe ab. „Es gibt kein Verbot sich an die Presse zu wenden. Zudem werden die Ärzte und das Personal umfassend informiert. Es gibt regelmäßige Gespräche und meine Tür steht immer offen“, sagt Markus Kaiser, Verwaltungsleiter der Praxisklinik.

Einen Teilerfolg hat der Widerstand der Ärzte jedoch bereits jetzt erreicht. Die Klinikgruppe prüft derzeit, ob der OP-Bereich auch nach der Schließung der Bettenstation erhalten werden kann. Ein externer Betreiber würde dann den OP verwalten und für Operationen an die Ärzte vermieten. Diese könnten dann zwar nur ambulante Operationen durchführen, so aber zumindest einen Teil der bisher möglichen Behandlungen weiter anbieten. Für einige PatientInnen bedeutet jedoch auch dieses Modell, dass längere Wege in Kauf genommen werden müssen, da in der Praxisklinik Mümmelmannsberg nicht länger Behandlungen im bisherigen Umfang stattfinden können. Dr. Strobel glaubt weiter an das bisherige Modell der Praxisklinik. „Wir kämpfen weiter und sind guter Hoffnung“, sagt Strobel. Daher habe sie jetzt damit begonnen ihre Praxis zu renovieren. „Wir wollen den jetzigen Standard erhalten, doch dafür brauchen wir die Hilfe der Stadt“, sagt Strobel. Am 21. Oktober sind weitere Gespräche zwischen Klinikgruppe, Ärzten und der Gesundheitsbehörde geplant. Dort soll dann auch über die Zukunft des OP-Bereiches entschieden werden. Einige BürgerInnen aus dem Stadtteil haben bereits angekündigt während der Gespräche für den Erhalt der Klinik in der derzeitigen Form demonstrieren zu wollen.

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