Am Mittwoch gründete sich in der Jubilatekirche der „Runde Tisch Billstedt“ mit dem Ziel Flüchtlinge und andere Menschen in Not im Stadtteil zu begrüßen und zu unterstützen. Der Runde Tisch ist eine Reaktion auf eine Bürgerinitiative, die eine Unterbringung von weiteren Flüchtlingen in Billstedt ablehnt.
Billstedt ist bunt, lautet die deutliche Botschaft des „Runden Tisch Billstedt“, der am Mittwoch in der Jubilatekirche an der Merkenstraße erstmalig zusammengekommen ist. Die Anwesenden wollen zeigen, dass die Forderungen der „Bürgerinitiative Schulgelände Osteinbeker Weg“ nicht die Mehrheitsmeinung des Stadtteils darstellen. Die Initiative besteht fast ausschließlich aus AnwohnerInnen des ehemaligen Schulgeländes am Osteinbeker Weg. Hier sollen voraussichtlich Anfang November rund 60 Flüchtlinge einziehen. Die Initiative lehnt diese Pläne ab und fordert keine Flüchtlinge mehr in Billstedt unterzubringen, da aus Sicht der AnwohnerInnen der Stadtteil bereits zu stark durch die bestehenden Flüchtlingsunterkünfte belastet sei. „Ich habe im Regionalausschuss zu diesem Thema sehr viel Hass gespürt, daher sorge ich mich vor Szenen, wie wir sie derzeit in Berlin erleben“, sagt Wolfgang Strauß, beigewählter Bürger der Linken im Regionalausschuss Billstedt.
Eine derartige Situation will der Runde Tisch verhindern. „Es ist für mich selbstverständlich, die neuen BewohnerInnen unseres Stadtteils freundlich zu begrüßen“, sagt Dietlind Jochims, Pastorin der Gemeinde und Initiatorin des Runden Tisches. Bereits im April hatte Jochims zu einer Veranstaltung zur Unterstützung der geplanten Flüchtlingsunterkunft eingeladen. Rund 30 BürgerInnen sind am Mittwoch zusammengekommen, um gemeinsam zu überlegen, wie eine Begrüßung der Flüchtlinge gestaltet werden kann. Die Anwesenden repräsentieren dabei einen bunten Querschnitt des Stadtteils. Im Saal der Gemeinde sitzen VertreterInnen des Stadtteilprojektes Sonnenland, Mitglieder des Interkulturellen Garten Billstedt und von Verikom-Billstedt. Auch die BilleKidz und zahlreiche weitere BürgerInnen sind neben den Parteien SPD und die Linke vertreten. „Was ich selbst als Flüchtlingskind erlebt habe, möchte ich anderen ersparen und die Menschen hier vor Ort unterstützen“, sagt Mehmet Yildiz, Bürgerschaftsabgeordneter der Linken. Für seine Kollegin, die Bezirksabgeordnete Renate Hercher-Reis muss es dabei das Ziel sein, die Flüchtlinge schnell aus der Unterkunft in normale Wohnverhältnisse zu bringen.
Die Vorschläge für eine angemessene Begrüßung der neuen BillstedterInnen sind vielfältig. Neben einem Begrüßungsfest ist auch die Übernahme von Patenschaften für Flüchtlingsfamilien im Gespräch. „Die Menschen wollen zuerst einmal zur Ruhe kommen. Wir sollten behutsam Kontakt aufnehmen und dann sehen wo wir helfen können“, sagt Yildiz. In weiteren Treffen will der Runde Tisch klären, wie die Kontaktaufnahme mit den Flüchtlingen gestaltet werden soll. Einen symbolischen Willkommensgruß wollen die BillstedterInnen den neuen MitbürgerInnen in jedem Fall zukommen lassen. „Um zu zeigen, dass wir sie hier gut aufnehmen wollen“, sagt Yildiz.
Die Aktionen des Runden Tisches sollen ein Symbol gegen die ablehnende Haltung der Bürgerinitiative sein. Diese hat inzwischen Klage gegen die Unterbringung eingereicht, da sie nach eigenen Angaben befürchtet, dass der geplante Wohnungsbau auf dem Schulgelände durch die Flüchtlinge verzögert werden könnte. Aus dem Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung heißt es jedoch, die Erstellung des nötigen Bebauungsplans sei wie vorgesehen im Zeitplan. Die Entkernung des alten Schulgebäudes ist bereits abgeschlossen. Bald werden die nötigen Arbeiten für den Bau der Flüchtlingsunterkunft beginnen. Für viele Mitglieder des Runden Tisches sind die Argumente der Bürgerinitiative nur vorgeschoben. „Viele haben einfach Angst aus Unkenntnis. Daher sollten wir dafür sorgen, dass sie ihre neuen Nachbarn schnell kennenlernen, um diese Ängste abzubauen“, sagt eine Teilnehmerin des Runden Tisches am Mittwoch. Weitere Begegnungen will der Runde Tisch auch mit den Flüchtlingen schaffen, die derzeit in der Einrichtung am Mattkamp leben. Auch hier sollen in Kürze bis zu 80 neuen BewohnerInnen untergebracht werden. Auch diese Menschen sollen gut aufgenommen und unterstützt werden. „Niemand flüchtet ohne Grund aus seiner Heimat. Es ist daher unsere Pflicht im wohlbehüteten Deutschland, uns um diese Menschen zu kümmern“, sagt Elisabeth Thun vom Interkulturellen Garten. Einige Mitglieder des Runden Tisches unterstützen schon seit fast 20 Jahren die Flüchtlinge am Mattkamp. Diese ungebrochene Solidarität und Hilfsbereitschaft wollen sie in Billstedt auch weiter pflegen. „Wer dennoch Zweifel hat, sollte einmal in die St. Pauli Kirche gehen und sehen, wie dort den Flüchtlingen aus Lybien geholfen wird. Soviel Menschlichkeit gibt es nicht nur auf St. Pauli sondern auch hier bei uns in Billstedt“, sagt Pastorin Jochims.
Erich
15. September 2013 at 11:05
Leider habe ich diese Versammlung verpaßt, ich währe gern da bei gewesen !! Aber ich stehe ja mit einigen Teilnehmer-Innen in ein guten Kontackt !! Weiter hin müssen wir es wieder lernen, das wir nicht nur mißtrauisch gegen ander Menschen sind, sondern das wir wieder lernen, auf sie zu zu gehen !! Es ist nicht mehr hin zu nehmen, das es bestimmte Leute gibt, die gegen sich und dieser Welt sind !! Denn sie leben nicht allein auf dieser Welt, und müssen es mal lernen, über ihren Schatten zu springen !! Das was da oben zu lesen ist, stimmt nun mal, es sind Kriegsflüchtlinge, und für die muß man alles tun, das sie zu ruhe kommen, und hier und da unterstützt werden !! Deshalb stehe ich sehr posiv der Iniative gegenüber, sie willkommen zu heißen !! Klar kann man nach St.Pauli schauen, was die Menschen da leisten, aber das kann Billstedt auch !!
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