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Bauprojekte in St. Georg: Kampf für bezahlbaren Wohnraum

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Dominik Brück
@dobrueck

| M.A. Politikwissenschaft | E-Mail: brueck@hh-mittendrin.de

In St. Georg beschäftigen zahlreiche Bauvorhaben die AnwohnerInnen und das Bezirksamt. Drei Wohnungsbauprojekte werden im Stadtteil als besonders wichtig angesehen: das geplante Allianz-Gebäude an der Koppel, der Hanse-Cube an der Adenauerallee und die historischen Villen An der Alster 34-38.

Drei große Bauvorhaben beschäftigen derzeit die BürgerInnen und das Bezirksamt im Stadtteil St. Georg. Während für den Bau des sogenannten „Hanse-Cube“ an der Adenauerallee bereits die Baugrube ausgehoben wurde, stehen Projekte am Alsterufer und in an der Koppel noch in den Startlöchern. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte führt derzeit Gespräche mit den verantwortlichen Investoren, um die Forderungen von Bezirkspolitik und AnwohnerInnen gegenüber den Bauherren durchzusetzen. Während an der Adenauerallee und an der Alster bisher noch keine Fortschritte erzielt werden konnten, hat es bei dem geplanten Bau an der Koppel 43-45 ein neues Angebot des Investors, der Allianz-Versicherungsgruppe, gegeben. Die Bedingungen des Versicherungskonzerns entsprechen jedoch noch nicht den Vorstellungen des Bezirksamtes und des Stadtteilbeirates.

Die Bebauung des Grundstücks zwischen der Koppel 43-45 und der Straße An der Alster 42 ist seit über einem Jahr geplant. Bereits im April 2012 wurde die Öffentlichkeit über das Vorhaben der Allianz informiert. Der Konzern plante damals 23 Eigentumswohnungen in einem sechsstöckigen Gebäude zu errichten. Das Projekt des Investors stieß im Stadtteil jedoch auf wenig Gegenliebe. Über 200 AnwohnerInnen haben dem notwendigen Bebauungsplan bisher formell widersprochen. Eine Initiative gründete sich mit dem Ziel die Höhe des Gebäudes zu begrenzen und statt Eigentumswohnungen bezahlbaren Wohnraum nach dem sogenannten ersten Förderweg zu schaffen. Aktuell liegt die Miete pro Quadratmeter bei derartig öffentlich geförderten Wohnungen bei 6,10 Euro. Auch der Bezirk fordert von der Allianz geförderten Mietwohnungsbau an der Koppel. Für Gespräche zwischen Bezirksamt und dem Investor wurde das Bebauungsplanverfahren gestoppt. Die Allianz will dem Bezirksamt und dem Stadtteil jetzt entgegenkommen. Das aktuelle Angebot des Versicherungsunternehmens sieht einen Verzicht auf den Bau von Eigentumswohnungen vor. Stattdessen sollen an der Koppel rund elf geförderte und sieben frei finanzierte Mietwohnungen, ohne Mietpreisbegrenzung, entstehen. Zusätzlich will die Allianz fünf weitere Mietwohnungen mit einer Mietpreisbindung von 15 Jahren errichten, die dem jeweils aktuellen Mietenspiegel für St. Georg entsprechen sollen. An der Gebäudehöhe von fünf Stockwerken plus eines sogenannten Staffelgeschoss hält der Investor jedoch fest. „Das ist ein Riesenschritt, dennoch sind wir nicht voll zufrieden“, sagt Michael Mathe, Leiter des Fachamtes Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirksamt. Die Allianz hat überraschend am 19. August einen Bauantrag eingereicht. Am Mittwoch befasste sich daher der Stadtplanungsausschuss erneut mit dem Thema. „Wir werden diesen Bauantrag nicht verhindern können, werden jedoch weiter Verhandlungen führen“, sagt Michael Mathe. Die Abgeordneten aller Fraktionen wollen an der Forderung von 100 Prozent öffentlich gefördertem Wohnungsbau an der Koppel festhalten. „Die Allianz kann ohne unsere Zustimmung den Bau nicht so umsetzen, wie sie es sich vorstellt. Wir sind daher in einer guten Verhandlungsposition“, sagt Bernhard Stietz-Leipnitz, Fraktionsvorsitzender der Linken. Sollte die Bezirksversammlung einer Änderung des Bebauungsplans nicht zustimmen, sind die Baumöglichkeiten der Allianz stark eingeschränkt. Auch in St. Georg halten die AnwohnerInnen daher weiter an den bisherigen Forderungen fest. „Die Allianz bewegt sich langsam, daher bleiben wir bei unseren Bedingungen für den Bau“, sagt Michael Joho, Vorsitzender des Einwohnervereins St. Georg. In seiner letzten Sitzung bekräftigte auch der Stadtteilbeirat St. Georg seine Empfehlung an den Bezirk, weiter ausschließlich geförderten Wohnungsbau an der Koppel zuzulassen. „Wir haben viel Luft und werden weiter durchhalten“, sagt Michael Schwarz, Mitglied des Stadtteilbeirats.

Auch im Falle der anderen Bauvorhaben in St. Georg wollen die BürgerInnen und der Bezirk ihre Vorstellungen umsetzen. Die Baugenehmigung für den „Hanse Cube“ an der Adenauerallee ist inzwischen erloschen. Ursprünglich wollte die Patrizia Projektentwicklung hier ausschließlich Büroräume errichten. Die Baugrube wurde bereits ausgehoben, liegt jedoch seit längerem verlassen da. Sicher ist, dass inzwischen beabsichtigt ist, auch hier Wohnungsbau zu betreiben. Rund 120 Wohnungen könnten im besten Fall hier entstehen. „Wir wollen hier auf jeden Fall einen Anteil an geförderten Wohnungen haben“, sagt Michael Mathe. Die Patrizia sei davon jedoch bisher nicht überzeugt worden. Das Bezirksamt will daher weitere Gespräche mit dem Unternehmen führen. Wann der Bau weitergehen könnte, ist bisher nicht abzusehen.

Ebenfalls unklar ist die weitere Zukunft der in die Jahre gekommenen Gebäude An der Alster 34-38. In den vergangenen Jahren hatten die Häuser mit den historischen weißen Fassaden verschiedene Eigentümer. Keiner hatte es jedoch geschafft, die sanierungsbedürftigen Gebäude instandzusetzen. In der Vergangenheit war sogar über einen Abriss und Neubau der Villen direkt an der Außenalster spekuliert worden. Der jetzige Eigentümer plant nun in den historischen Gebäuden Wohnungsbau. 26 neue Wohnungen könnten hier so entstehen. „Öffentlich geförderte Wohnungen werden hier wohl nicht entstehen, dafür ist die Lage zu attraktiv“, sagt Michael Mathe. Das Bezirksamt will sich jedoch dafür einsetzen, dass trotz der erheblichen Baumängel die typischen weißen Außenfassaden erhalten bleiben. „Etwas völlig Neues halte ich an dieser Stelle für falsch“, sagt Mathe. Bisher wurde noch kein Bauantrag gestellt. Das Bezirksamt will in weiteren Gesprächen mit dem Investor und in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt klären, ob die Fassaden im Originalzustand wiederhergestellt werden können. „Ich hoffe, dass wir trotz der schweren Baumängel hier wieder die alten weißen Fassaden sehen werden“, sagt Michael Mathe. Eine ähnliche Diskussion war im vergangenen Jahr bereits ergebnislos geführt worden. Die neuen Äußerungen des Leiters des Fachamtes Stadt- und Landschaftsplanung geben jedoch Grund zu der Annahme, dass es diesmal zu einem positiven Abschluss der Gespräche kommen könnte.

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