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Elisa: Die Zeichen stehen auf Abriss

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Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

Am Montagmorgen überreichte die Initiative „Rettet-Elisa“ der Vereinigten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (vhw) Mieterunterschriften für den Erhalt von Elisa. Im November gab die vhw bekannt, an den Plänen festzuhalten, die Wohnungsanlage am Elisabethgehölz in Hamm abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Die vhw hatte gleichzeitig angekündigt eine Sanierung durchzuführen, wenn mehr als die Hälfte der Bewohner diese befürworten würde.

Seit 15 Monaten kämpfen die Mieter der Backsteinbauten am Elisabethgehölz – kurz Elisa genannt – um den Erhalt ihrer Wohnungen. Auch ein einberufener Runder Tisch mit Vertretern der Bezirkspolitik konnte die Vereinigte Hamburger Wohnungsgenossenschaft (vhw) bisher nicht von ihren Plänen abbringen, die Häuser abzureißen. Die Mieter kritisieren, dass bei einem Neubau die Wohnungen wesentlich größer und auch teurer werden würden. Auf einer Mieterversammlung am 15. November kündigte die vhw eine endgültige Entscheidung bis zum Ende des Jahres an. Marco Hahn vom Vorstand der vhw versprach den Anwesenden jedoch, dass die Verwaltung der vhw eine Sanierung dann in Betracht ziehen würde, wenn mehr als die Hälfte der Mieter einer Sanierung von Elisa zustimmen.

Wie ernst es die vhw mit dieser Ankündigung meint, stellt die Inititiative „Rettet-Elisa!“ nun auf die Probe. Zwei Drittel der Mieter haben sich in einer Willensbekundung mit ihrer Unterschrift für den Erhalt von Elisa ausgesprochen. Am Montagmorgen wurden die 40 gesammelten Stimmen durch Wilfried Lehmpfuhl vom Mieterverein zu Hamburg an die vhw übergeben.

Marco Hahn nahm die Willensbekundungen zwar entgegen, stellte jedoch deutlich klar, dass die Unterschriften nur als Meinungsbild zu sehen seien. „Wir können nicht beurteilen unter welchen Umständen diese Unterschriften zustanden gekommen sind“, sagt Hahn. So habe die vhw keine Kenntnis darüber, ob der Informationsstand der befragten Mieter überhaupt ausreiche, um eine Entscheidung zu treffen. Weiter bemängelte Hahn, dass die vhw nicht selbst an den Gesprächen beteiligt gewesen sei.

Wilfried Lehmpfuhl vom Mieterverein kritisierte den Umgang der vhw mit den Willensbekundungen:  „Die vhw unterstellt der Initiative und den Hauspaten Einfluss auf die befragten Mieter genommen zu haben“, sagt Lehmpfuhl. „Sogar von einem Aufruf zum Boykott wird hier gesprochen.“ Die vhw unterstellt der Initiative, den anderen Mietern nahegelegt zu haben, keine Gespräche mit der vhw zu führen. Die Initiative „Rettet-Elisa“ weist diese Vorwürfe von sich. „Es wird immer wieder deutlich, dass sie der vhw nicht vertrauen“, sagt Hahn, „aber wenn ich ehrlich sein soll, ich vertraue ihnen auch nicht“. Weiterhin bekräftigte er, dass die vhw weiterhin auch die mögliche Sanierung der Wohnanlage prüfe. „Für die Umsetzung einer Sanierung fehlt es jedoch noch an Fördergeldern“, so Hahn. Es sei darüber hinaus kein Geheimnis, dass die vhw einen Ersatzneubau, also einen Abriss von Elisa, präferiere.

Die noch im November angekündigte Entscheidung über Elisa bis zum Endes des Jahres 2012 wird nicht zustande kommen. „Die vhw wird in den nächsten Wochen eine endgültige Entscheidung treffen“, sagt Hahn. Bis Ende Januar, soll klar sein, wie es mit Elisa und den Mietern der Wohnanlage weiter geht. Hahn stellte klar, dass das Ergebnis bereits bis zum sechsten Runden Tisch zu Elisa feststehen soll. „Daran werden dann weitere Gespräche mit den Bewohnerinnen und Bewohnern anknüpfen“, sagt Hahn. Dabei soll es dann auch um eventuelle zeitweilige oder langfristige Unterbringung in anderen Wohnungen gehen.

Für die Initiative stellte die Übergabe der Willensbekundungen zwar das gewünschte Signal dar,  führte jedoch nicht unmittelbar zu der gewünschten Entscheidung für einen Erhalt von Elisa. „Die vhw hat deutlich gemacht, dass die Stimmen der Mieter nicht ernst nimmt. Aus dem Versprechen von der Mieterversammlung im November hat Herr Hahn sich herausgewunden“, sagt ein Mitglied der Initiative. Die vhw habe zwar ihre Strategie geändert, halte jedoch weiter am Abriss fest. „Wenn der letzte Mieter ausgezogen ist, dann haben wir keine Chance mehr der vhw etwas entgegenzusetzen, um Elisa zu erhalten“, betont ein weiterer Mieter. Die Zukunft der Wohnanlage Elisa in Hamm ist weiter nicht entschieden – und mit ihr auch die Wohnsituation der Mieterinnen und Mieter.

Hier geht es zu den Hintergründen rund um Elisa in Hamm:

Angst um Elisa

Letzte Chance für Elisa?

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