Die Islamische Gemeinde Al-Nour hat am Donnerstag zu einer Informationsveranstaltung für die BürgerInnen des Stadtteils Horn eingeladen. Die Gemeinde hat die ehemalige evangelische Kapernaumkirche gekauft und will diese in eine Moschee umwandeln. Die Kirche hatte zuvor mehrere Jahre leer gestanden (Mittendrin berichtete).
Horn empfängt die Al-Nour Gemeinde mit offenen Armen. Der große Saal der Wichernschule in Horn ist beinahe komplett gefüllt. Am Eingang werden die Besucher persönlich von Mitgliedern von Al-Nour begrüßt. Es gibt Kaffee, Tee und Kuchen. Zu Beginn berichtet Daniel Abdin, Vorsitzender der Al-Nour, wie und wo sich seine Gemeinde seit 20 Jahren zum Gebet versammelt, in einer Tiefgarage in St.Georg. Zunächst gedacht als eine Art Notunterkunft, wurde dieses dunkle Provisorium ohne Heizung, Fenster und Festlichkeit zu einer Dauereinrichtung für das tägliche Gebet, Hochzeiten oder Trauerfeiern. „Hier fehlt es an der nötigen Würde“, sagt Abdin und ergänzt: „Wir wollen keine Hinterhof-Moschee mehr sein.“
Anschließend berichtet der Architekt Moutrex Rachid Moutraji von den Plänen für das Gotteshaus. Er versichert, dass sich von außen kaum etwas am Gebäude ändern wird. Allein der Verbindungsbau zwischen Kirchenschiff und Turm wird ergänzt – er erhält ein zweites Stockwerk. Zudem wird der Eingangsbereich erneuert. Das Kreuz auf dem Dach der ehemaligen Kirche soll an eine christliche Gemeinde verschenkt werden. Der alte Grundstein soll auf dem Vorplatz der Moschee an die einstige Nutzung der Kapernaumkirche erinnern. „Wir wollen die Kirche als Gotteshaus erhalten, damit sie ihren Glanz behält“, sagt Daniel Abdin. Im Inneren wird sich jedoch vieles ändern. Zwar bleiben die Fenster erhalten, doch werden sie ergänzt durch islamische Ornamente. Die Moschee wird dann auch eine Fußbodenheizung erhalten. Die sanitären Einrichtungen müssen komplett erneuert werden. Zudem wird eine zweite Ebene eingebaut, über die die Frauen der Gemeinde ihren Gebetsbereich erreichen können. Mittlerweile belaufen sich die Schätzungen für die Sanierung der ehemaligen Kirche auf 1,5 Millionen Euro.
Pastor Kirch von der evangelisch-lutherschen Gemeinde in Horn begrüßt die islamische Gemeinde im Stadtteil. „Wir waren uns schnell einig, wir heißen die Al-Nour und ihre Besucher willkommen.“ Kirch machte aber auch deutlich, dass er sich der Unsicherheiten, vor allem bei den ehemaligen Mitgliedern der alten Kapernaum-Gemeinde, bewusst ist. Diesen Unsicherheiten könne man jedoch nur im Dialog begegnen. Sein Kollege aus St. Georg, Pastor Kraack, ergänzte: „Ich bin glücklich über die positive Stimmung heute Abend.“ Er machte deutlich, dass Al-Nour in St. Georg eine Lücke hinterlassen wird. Kraak schlägt außerdem vor, dass die Stadt sich an den Sanierungskosten der „beschämend verwahrlosten Kirche“ beteiligen sollte. Hansjörg Schmidt, Bürgerschaftsabgeordneter aus Horn, betonte, dass er Al-Nour bisher als offen und gesprächsbereit wahrgenommen hat. Ihn haben vor allem kritische Kommentare von Leuten irritiert, die nicht aus Horn oder aus Hamburg kämen „Wir sollten der Moschee-Gemeinde so viel gute Nachbarschaft geben, wie sie es braucht. Wir Horner können ein gutes Beispiel sein“, sagt Schmidt. Ähnlich bestätigte auch der Erste Polizeihauptkommissar Rainer Lübbert, dass die vielen Kontakte, die es seit 1993 mit der Al-Nour-Gemeinde gab, stets offen, verlässlich und konstruktiv waren: „Mir ist wichtig zu sagen, dass Al-Nour großes Interesse an guten nachbarschaftlichen Verhältnissen hat.“
In der anschließenden Diskussion werden eher praktische Fragen zum Umbau und einige Fragen zum Islam-Verständnis der Gemeinde beantwortet. Auf die Frage, ob sich Mädchen und Frauen in der Moschee verschleiern müssten, antwortet Abdin gelassen: „Wir sind vielfältig und bunt. Jeder darf sich kleiden, wie es der persönliche Glaube erlaubt.“ Abdin lädt interessierte Besucher ein, sich selbst ein Bild zu machen und betont: „Unsere Türen sind immer offen – egal ob sie glauben oder nicht. Wir bieten auch unsere Hilfe an, wo wir helfen können.“ Er versichert, dass die Mitglieder der Al-Nour-Gemeinde gute Nachbarn sein wollen. Abdin begegnet möglichen Bedenken häufig mit einem Augenzwinkern: „Unsere Freitagsgebete finden im Winter zwischen 12 und 14 Uhr und im Sommer zwischen 13 und 15 Uhr statt. Wir sind also längst weg, wenn Sie von der Arbeit nach Hause kommen.“ An Freitagen können es bis zu 250 Menschen werden, die die Moschee besuchen. In der Regel sind es mit 15 bis 20 Personen jedoch deutlich weniger.
Abschließend machte Abdin deutlich, dass die Bauarbeiten beginnen werden, sobald die Baugenehmigung erteilt wird und die Gemeinde genügend Geld gesammelt hat. „Das wird jedoch nicht vor Mai der Fall sein“, sagt Abdin. Es ist das Ziel von Al-Nour, die Moschee am 3. Oktober 2013 zu eröffnen und diesen Tag mit allen Interessierten zu feiern. Am Ende der Veranstaltung bedankte sich Daniel Abdin mit bewegter Stimme bei den Anwesenden: „Sie haben mir heute auch meine Ängste und Befürchtungen genommen.“ Nur wenige Minuten später konnte er erste spontane Spenden für den Umbau der neuen Horner Moschee entgegen nehmen.
Benjamin
22. März 2013 at 09:43
stolz auf Horn!