Der Hamburger Wohlfühlmorgen ist eine ganz besondere Aktion von Ehrenamtlichen für Wohnungslose und einkommensschwache Personen. Einen ganzen Morgen lang dreht sich dabei alles nur um die Menschen, die sonst von den Meisten kaum beachtet werden.
Ein neuer Haarschnitt, eine warme Dusche, der Gang zum Zahnarzt oder einfach nur ein leckeres Frühstück – für die meisten von uns ist all das völlig normal. Doch nicht allen Menschen in unserer Stadt geht es so. 4000 bis 5000 Obdachlose leben auf Hamburgs Straßen, etwa jedes vierte Kind von Hartz IV. Mehr als 100.000 Familien sind auf Sozialhilfe angewiesen, über 50.000 Haushalte überschuldet. Da ist es kaum verwunderlich, dass sich am vergangenen Sonnabend rund 400 Leute in der Pausenhalle und den Klassenräumen der katholischen Sankt-Ansgar-Schule in Borgfelde zum 8. Hamburger Wohlfühlmorgen tummelten. Ein Morgen, an dem sich alles nur um sie dreht.
100 Ehrenamtliche für einen ganz besonderen Morgen
Die Veranstaltung wird seit 2010 zweimal jährlich organisiert. Der Malteser Hilfsdienst, die Caritas, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Hilfsverein Alimaus stellen den Wohlfühlmorgen gemeinsam auf die Beine. Etwa 100 ehrenamtliche Helfer ermöglichen Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, einen ganz besonderen Morgen.
Wir möchten den Menschen etwas bieten, wofür sonst kein Geld da ist.
„Es ist schön, dass sich die Veranstaltung hier so etabliert hat“, sagt Hannah Panten, Sprecherin des Malteser Hilfsdienstes. „Hier geht es wirklich darum, etwas Gutes zu tun. Wer hier herkommt, soll sich wohlfühlen und gerne wiederkommen.“ Deshalb wird von den Gästen auch kein Nachweis verlangt. Stattdessen bedienen Schüler der Sankt-Ansgar-Schule die Besucher an den Plätzen. Freiwillige bieten Haarschnitte, Massagen, Akupunktur, Pediküre, Maniküre oder auch ganz nützliche Dinge wie Seife oder Infos und Tipps zum Stromsparen an – kostenlos. „Wir möchten den Menschen auch etwas bieten, wofür sonst vielleicht kein Geld da ist“, sagt Panten. „In der Turnhalle der Schule kann geduscht werden und wer möchte, kann heute auch Passfotos von sich machen lassen.“
Draußen auf dem Schulhof stehen das Arztzelt und das Zahnmobil. Wer sich nicht untersuchen lassen möchte, kann sich dort auch einfach nur eine Zahnbürste abholen. Sogar an die vierbeinigen Freunde haben die freiwilligen Helfer gedacht, auch Hasso, Bello und Co. werden medizinisch versorgt. In der großen Pausenhalle sind Tische aufgestellt. Schüler bringen Getränke und Speisen vom reichhaltigen Frühstücksbuffet direkt zu den Gästen. Eine Band spielt Live-Musik, die Stimmung ist fröhlich, fast ausgelassen.
Eine große Not in der Stadt
Anna Zaubitzer von den Maltesern ist bereits zum sechsten Mal als ehrenamtliche Helferin beim Wohfühlmorgen dabei. Aufbauen, abbauen, Tische eindecken, die Helfer versorgen – zu tun gibt es immer etwas. „Es ist jedes Mal wieder schön zu sehen, wie sehr sich die Menschen freuen“, sagt Zaubitzer. „Wenn sich jemand aufrichtig und mit einem Lächeln auf den Lippen bedankt, ist das ein wirklich schönes Gefühl.“ Die Veranstaltung werde von den Gästen gut angenommen. „Wir haben eine große Not in der Stadt, die vielen Hamburgern sicherlich gar nicht so bewusst ist“, sagt sie. „Ich finde, es sollte viel mehr solcher Termine geben.“
Die Organisatoren beschränken sich aber nicht auf Frühstücksbuffet und Dienstleistungen. Die Hamburger Kulturloge ist mit Restkarten für kulturelle Veranstaltungen dabei und wer möchte kann sich auch an die Sozial- oder Rechtsberatung wenden. „Es ist zwar nur ein Morgen, aber wir möchten einfach, dass die Menschen auch etwas mitnehmen“, sagt Malteser-Sprecherin Hannah Panten. Persönliche Zuwendung, ein nettes Miteinander und eine freundliche Atmosphäre seien wichtige Grundlagen für eine Veranstaltung wie den Wohlfühlmorgen. „Es geht um die Menschenwürde“, sagt Panten.
Einfach richtig wohl fühlen
Dass der Wohlfühlmorgen seinen Namen zu Recht trägt, findet auch Jutta. Sie ist schon zum vierten Mal als Gast bei der Veranstaltung in der Sankt-Ansgar-Schule. „Ich war Obdachlos und habe dann durch ein Plakat von dem Wohlfühlmorgen erfahren“, sagt sie. „Die Auswahl für das Frühstück ist sehr groß, das ist wie Weihnachten und Ostern zusammen. Ich komme aber auch wegen der Massage. Man fühlt sich hier einfach richtig wohl. Es ist toll, dass es so etwas gibt. Ich komme bestimmt noch einmal wieder.“
Die Idee für den Wohlfühlmorgen haben die Organisatoren aus Düsseldorf übernommen. Wer selbst mithelfen möchte, oder sich in Form von Sachspenden an der Veranstaltung beteiligen will, kann Kontakt mit den Maltesern, der Caritas, dem SkF oder der Alimaus aufnehmen. Nähere Informationen gibt es hier.
Während unserer Themenwoche Ehrenamt haben wir Menschen vorgestellt, die sich in Hamburg ehrenamtlich engagieren. Zum Beispiel Ingeborg Lindner, die im Kinder-Hospiz Sternbrücke hilft. Weitere Infos zu Engagement in Hamburg gibt es hier.
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