Gegendemonstranten blockieren AfD-Demonstration

Politik
Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

– Am Samstag hat die AfD eine Kundgebung mit etwa 500 Teilnehmern am Steintorplatz am Hauptbahnhof abgehalten. 

– Die norddeutschen Landesverbände der Partei hatten zu einer Demonstration gegen die aktuelle Asylpolitik aufgerufen, im Vorfeld hatte man auch damit gerechnet, dass Neonazis an der Demonstration teilnehmen. 

– Etwa 1.200 Gegendemonstranten blockierten die Demonstrationsroute, ursprünglich wollte die AfD vom Hauptbahnhof über Mönckebergstraße und Jungfernstieg zum Gänsemarkt ziehen.

Am Samstagnachmittag wollte die Alternative für Deutschland (AfD) in Hamburg gegen „Asylchaos“ und „Politikversagen“ auf die Straße gehen. Rund 1.200 Gegendemonstranten verhinderten einen Demonstrationszug durch die Innenstadt.

„Gegen das Politikversagen! Asylchaos stoppen!“ – unter diesem Motto wollte die AfD am Samstag in Hamburg demonstrieren. Die Landesverbände der Partei aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburgvorpommern hatten zu der Demonstration aufgerufen. Vom Hauptbahnhof, wo täglich zahlreiche Flüchtlinge ankommen und auf ihre Weiterreise warten, sollte die Demonstration durch die Innenstadt zum Gänsemarkt laufen.

Schon vor Beginn der Auftaktkundgebung am Steintorplatz stehen den etwa 500 Teilnehmern der AfD-Veranstaltung um 13:30 Uhr hunderte Gegendemonstranten gegenüber, am Ende sind es über tausend. Das klare Ziel der Demonstranten: Die AfD soll in Hamburg nicht einen Meter laufen.

AfD: „Die Polizei hat kapituliert“

Die Redebeiträge des Hamburger AfD-Vorsitzenden Bernd Baumann und der Parteivorsitzenden Frauke Petry werden immer wieder lauten Rufen und Pfiffen der Gegendemonstranten übertönt. Während Baumann den Teilnehmern der Kundgebung „Wir sind das Volk“ entgegenruft und Petry den Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert, machen die Gegendemonstranten deutlich, wo sie die AfD politisch einordnen: „Nazis raus“ und „Mehr Bildung für die AfD“, wird der Kundgebung vor dem Museum für Kunst und Gewerbe zugerufen.

Auch nach drei Durchsagen der Polizei, die Kreuzung zu räumen, damit die AfD ihre Demonstration durch die Innenstadt durchführen kann, entfernen sich die Gegendemonstranten nicht. Die Situation am Hauptbahnhof bleibt bis zum Ende angespannt, eine Gegendemonstration ist nicht offiziell angemeldet. Viele Menschen, die am Samstag gegen die AfD auf die Straße gehen, befürchten bis zum Schluss, dass die Polizei die Kreuzung räumt, um die Demonstration doch noch durchzusetzen. Dort, wo sich Teilnehmer der AfD-Kundgebung und Gegendemonstranten gegenüberstehen kommt es immer wieder zu kleineren Auseinandersetzungen, einige Eier fliegen auf AfD-Anhänger.

AfD Kundgebung, 31.10.15, Foto: Isabella David

AfD zeigt Nähe zur Rechten

Im Vorfeld hatte man damit gerechnet, dass sich, wie bei einer Demonstration der AfD in Rostock in der vergangenen Woche, auch in Hamburg Neonazis der Veranstaltung anschließen werden. „Zumindest die NPD-Kader blieben der Kundgebung in Hamburg jedoch fern, die Veranstaltung war dominiert von Teilnehmern aus dem bürgerlichen Milieu“, fasst Journalist Benjamin Laufer die Zusammensetzung der AfD-Kundgebung am Samstag bei publikative.org zusammen. Auch bis zu 50 Rechtsextreme haben an der Kundgebung teilgenommen. Sie sollen versucht haben, Journalisten am Fotografieren zu hindern. Im Sprachgebrauch der Reden von Baumann und Petry offenbare sich die Nähe der AfD zur Pegida.

Von den Redebeiträgen bekommt der Großteil der Demonstranten auf der anderen Straßenseite wenig mit. Zwei Wasserwerfer der Polizei trennen die meisten Gegendemonstranten von der AfD-Kundgebung. Die „Wir sind das Volk“-Rufe des Hamburger AfD-Vorsitzenden Baummann und seine Forderung die Verfassung zu ändern, um einen „Aufnahmestopp“ für Flüchtlinge zu ermöglichen, kommen jedoch auch bei den Gegendemonstranten an und werden mit Pfiffen und Rufen beantwortet.

Applaus für erfolgreiche Blockade

„Die Polizei hat kapituliert“, sagt Baumann am späten Nachmittag über die Lautsprecheranlage. Die Beamten könne die AfD nicht „vor den Linksfaschisten schützen“. Unter Polizeischutz und lauten „Haut ab, haut ab“-Rufen der Gegendemonstranten werden die AfD-Anhänger schließlich in die U-Bahnstation geleitet. Als alle Teilnehmer der Kundgebung abgereist sind, applaudieren die Gegendemonstranten am Hauptbahnhof – in Hamburg konnte die AfD nicht einen Meter machen.

Kommentare anzeigen (1)

1 Kommentar

  1. Theo Win

    2. November 2015 at 22:41

    Und jetzt freuen Sie sich also, dass vermummte, schwarz gekleidete Schlägertrupps so erfolgreich das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und das Demonstrationsrecht der Teilnehmer abgewürgt haben?

    Ich sage nur: Pfui, liebe Politikstudentin.
    Oder besser: Sie müssen wohl noch viel lernen. Über Demokratie und so.
    Ist Ihnen eigentlich klar, wieviele Bürger in HH nicht mit auf die Straße gegangen sind, um ihre wahlberechtigte Meinung zu äußern, aus Angst vor Terror von Menschen WIE IHNEN?
    Soll das (wieder) die Zukunft sein? Das hatten wir schon mal!

    Aber noch habe ich die Hoffnung, dass Leute wie Sie eines Morgens aufwachen und in den Spiegel blicken. Und dort starrt Sie genau die faschistische SA-Terrorfratze an, die Sie doch eigentlich bekämpfen wollten.

    Und dann erkennen Sie, und dann kehren Sie um.
    Das nennt man: erwachsen werden. Nicht die schlechteste Entscheidung.

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