Auf vielseitigen Wegen kämpfen die Kreativen und Gewerbetreibenden am Veringhof in Wilhelmsburg gegen den Bau des Fundus der Hamburgischen Staatsoper auf dem Gelände der alten Zinnfabrik. Zuletzt machte Unternehmer Oktay Akkaya in einem offenen Brief an Bürgermeister Olaf Scholz auf die Situation am Veringhof aufmerksam. Nun bietet die Gemeinschaft am Veringhof einen kreativen Nachbarschaftsdienst an – die Rettung vernachlässigter Topfpflanzen.
Tief hängende und vertrocknete Blätter, staubtrockener Boden und ein schlechtes Gewissen. Ein Problem, das viele Menschen ohne grünen Daumen wohl nur zu gut kennen. Nur wenige Optionen bleiben, wenn man die Pflanze selbst nicht mehr aufpäppeln kann: Dem traurigen Gewächs beim endgültigen Verdorren auf der Fensterbank zusehen oder die traurige Pflanze direkt entsorgen. Doch endlich gibt es Abhilfe für chronisch vernachlässigte Gewächse: Die Gartencrew der Zinnwerke Wilhelmsburg bietet allen HamburgerInnen an, ihre traurigen und vereinsamten Topfpflanzen für den Sommer 2013 in Pflege zu nehmen. Wer eine einsame und traurige Topfpflanze bei sich zuhause oder im Büro hat, die mehr Luft und Liebe verdient, ist eingeladen, seine Topfpflanze am 18. Mai zwischen 11 und 15 Uhr in die Zinnwerke zu bringen. „Wir garantieren hier kostenlose Pflege, persönliche Betreuung, Zuspruch und regelmäßiges Wässern durch unseren hauseigenen Biologen. Die Zimmerpflanzen werden hier am Empfang mit Namen versehen, so dass ihre Besitzer sie später grün und glücklich zurückbekommen können“, so die Gartencrew.
Gleichzeitig ist jedoch offen, wie lang die Pflege der Topfpflanzen garantiert werden kann. Der Mietvertrag für die alten Zinnwerke läuft am 30. Juni aus. Auf dem Grundstück, das der städtischen Sprinkenhof AG gehört, soll der neue Fundus der Hamburgischen Staatsoper entstehen. Für die Gewerbetreibenden und Kreativen, die auf dem Gelände im Reiherstiegviertel angesiedelt sind, würde dies das Aus bedeuten. Der Weg zum Veringkanal wäre in Zukunft durch ein 18 Meter hohes und 200 Meter langes Hochregallager versperrt. Das umstrittene Vorhaben des Senats und der Baubehörde stößt auf Widerstand bei den BürgerInnen des Stadtteils und Oppositionspolitikern. Auch in der Bürgerschaft brachten die Oppositionsparteien ihren Unmut über die Verdrängung der Kreativen und Gewerbetreibenden immer wieder zum Ausdruck. Die Kritik an den Plänen des Senats liegt insbesondere in einer Machbarkeitsstudie begründet, aus der hervorgeht, dass es alternative, besser geeignetere Standortmöglichkeiten für den Fundus gibt. In einem Antrag will die FDP-Fraktion in der Bürgerschaft in dieser Woche nun erneut nachhaken. Die Liberalen beantragen einen Stopp des Verfahrens und Transparenz über die Entscheidung für den Standort in Wilhelmsburg. Die anderen Standorte sollen erneut einer Prüfung unterzogen werden.
Wird das Verfahren nicht gestoppt, sollen bereits im Herbst 2013 die Abriss- und Bauarbeiten am Veringhof beginnen und bisherigen NutzerInnen – samt ihrer Topfpflanzen – ausziehen.
Kontakt für interessierte Topfpflanzenbesitzer: Topfpflanze@zinnwerke.de oder telefonisch unter 01525 3783141
Foto: Jonathan Miske
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