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Anonyme Hetze in Wilhelmsburg

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Die Verlegung des Opernfundus nach Wilhelmsburg steht seit Wochen in der Kritik. Neben der an den Veringhöfen ansässigen Kreativwirtschaft, ist auch das Unternehmen Autoteilehändler Akkaya in seiner Existenz bedroht. In einem anonymen Schreiben wird Geschäftsführer Oktay Akkaya nun mit rassistischen Diffamierungen dazu aufgefordert aufzugeben und Deutschland zu verlassen.

Von Isabella David & Dominik Brück

Bereits seit März tobt der Streit um die Verlegung des Opernfundus der Hamburgischen Staatsoper an die Veringhöfe nach Wilhelmsburg. An den ehemaligen Zinnwerken sind Kreative und Kleingewebetreibende angesiedelt. Der Bau des Opernfundus würde für sie alle das Aus bedeuten. So auch für Oktay Akkaya.

Immer wieder wendeten sich die Kreativen und Gewerbetreibenden am Veringhof an die Öffentlichkeit. Zuletzt in einem großen Artikel im Wochenblatt. Hier macht Oktay Akkaya seine Enttäuschung über die Entscheidung des SPD-Senats deutlich und fordert einen langfristigen Mietvertrag für seine Autoteilefirma. Aufgrund dieses Artikels erreichte Akkaya nun ein anonymes, rassistisches Schreiben, das Mittendrin vorliegt. Unter einem ausgeschnitten Bild von Akkaya aus dem Wochenblatt wird der Diplominformatiker diffamiert: „Du willst gar nichts, bist nur Türke hier und vertreibst Ersatzteile für Kamele und Trampeltiere.“ Weiterhin fordert der anonyme Schreiber den Unternehmer zum Aufgeben auf. „Ansonsten wünschen wir Dir lieber Oktay gute Heimreise“, heißt es weiter in dem hetzerischen Pamphlet. Das anonyme Schreiben ist gespickt mit zahlreichen weiteren rassistischen Äußerungen. Auf einer ganzen Seite hat der Verfasser des Briefes Ausschnitte aus der BILD-Zeitung über eine angebliche Bedrohung des Christentums in Deutschland durch den Islam zusammengestellt und kommentiert.

„Selbstverständlich habe ich dieses Schreiben ernstgenommen und Anzeige gegen unbekannt wegen Beleidigung bei der Polizei erstattet“, sagt Oktay Akkaya. Der 35-Jährige zeigt sich bestürzt über den Fremdenhass, der ihm in dem Schreiben entgegenschlägt. „Ich bin ein waschechter Hamburger Jung. Ich bin hier aufgewachsen, zur Schule gegangen, habe mein Abitur gemacht und mein Informatik-Studium mit einem Schnitt von 1,7 beendet. Ich führe seit mehr als zehn Jahren erfolgreich mein Unternehmen und zahle meine Steuern. Weder meine Familie noch ich haben vom Staat keinen einzigen Cent an Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld erhalten. Im Laufe meines Studiums habe ich auch kein Bafög beantragt. Alles, was ich bis jetzt erreicht habe, habe ich schwer und hart erarbeitet“, sagt Oktay Akkaya. Solche Diskriminierung sei dennoch keine Seltenheit. Immer wieder werde er in seinem Alltag mit diskriminierenden Situationen konfrontiert.

Foto: Jonas Walzberg -  ZinnwerkeBereits zum zweiten Mal wendet sich der Geschäftsführer von Autoteile Akkaya nun in einem Brief an Hamburgs Ersten Bürgermeister Olaf Scholz. In diesem kritisiert Akkaya die grundsätzliche Planung den Opernfundus an die Veringhöfe zu verlegen, obwohl es laut einer Machbarkeitsstudie besser geeignete Standorte in Moorfleet und Billbrook gibt. Darüber hinaus geht Akkaya auch auf das anonyme Schreiben und den Fremdenhass ein, den er alltäglich erlebe. Insbesondere thematisiert Akkaya, dass er eine Ungleichbehandlung seines Betriebes sowie der Autolackiererei Dirik im Gegensatz zu seinen Nachbarn am Veringhof durch die Politik sieht. Während den Kreativen und dem Getränkehandel von Klaus Meerkötter bereits früh alternative Standorte in Aussicht gestellt wurden, gingen Oktay Akkaya und Naim Elezaj, der die Lackiererei betreibt, bisher leer aus. „Obwohl seit dem Erhalt unserer Kündigungen fast sechs Wochen vergangen sind und wir mit mehreren regionalen Politikern über den Opernfundus gesprochen haben, ist bisher nichts passiert“, sagt Oktay Akkaya. „Und Genau diese Ungleichbehandlung macht mich weitaus betroffener als der Inhalt des Briefs vom anonymen Absender.“ Im Weiteren appelliert Akkaya an den Bürgermeister, den Opernfundus nicht an die Veringhöfe zu verlegen. „Wenn der Opernfundus am Veringhof gebaut wird und wir verdrängt werden, sieht sich dann der anonyme Schreiber nicht durch die Politik bestätigt und unterstützt?“, fragt Akkaya den Bürgermeister.

Von dem anonymen Schreiben lässt sich Oktay Akkaya nicht einschüchtern: „Genau dieses Schreiben gibt mir den Ansporn mich weiterhin für unsere Sache zu engagieren“. Auch Klaus Lübke, Bezirksabgeordneter der SPD, zeigt sich bestürzt über das fremdenfeindliche Schreiben und stellt dem Kleinunternehmer Unterstützung in Aussicht. „Wir haben die Gewerbetreibenden dort lange Zeit nicht auf dem Schirm gehabt. In der nächsten Bezirksversammlung am 23. Mai wollen wir einen Antrag einbringen, der auch den Unternehmern dort Hilfe anbietet“, sagt Klaus Lübke. „Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass Herr Akkaya sich an die Bezirkspolitik wendet, bevor er den Bürgermeister anschreibt“, so Lübke weiter. Oktay Akkaya fürchtet , dass diese Hilfe zu spät kommt. „Es steht in den Sternen, ob ich eine passende Ausgleichsfläche erhalten kann“, sagt Akkaya, der selbst 50. 000 Deutsche Mark in die Herrichtung des Geländes am Veringhof gesteckt hat. Für die Bezirksabgeordnete der Grünen, Jutta Kodrzynski, darf das Schreiben an Oktay Akkaya nicht ohne Folgen bleiben. „Ich hoffe, dass so etwas in der ganzen Stadt eine Diskussion auslöst“, sagt Kodrzynski. „Das ist nicht der Stil in dem wir in Wilhelmsburg und Hamburg miteinander umgehen wollen“, so Kodrzynski weiter.

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4 Kommentare

  1. Birte

    11. Mai 2013 at 18:17

    Dieser Rassismus ist einfach nur zum Kotzen, primitiv obendrein. Wir leben hier gerne mit unseren Nachbarn aus vielen Nationen und sind nicht zuletzt deshalb hier nach Wilhelmsburg gezogen.

  2. Jörg Ehrnsberger

    11. Mai 2013 at 19:43

    Vielen Dank für diesen so rasch erschienenen und guten Artikel. Oktay ist ein wundervoller Mensch, immer freundlich und positiv drauf. Er hat in jahrelanger Arbeit seinen Betrieb aufgebaut. Insofern ist ganz klar, dass der Verfasser des Briefes Oktay nicht kennen kann. Solche Briefe an ihn haben keinen Platz in Wilhelmsburg.

    Wer diesen Brief geschrieben hat, sollte mutig genug sein, ihn mit seinem echten Namen zu unterzeichnen, zu seiner Meinung zu stehen und sich einer Diskussion zu stellen. Am besten nachdem er oder sie sich erst mal richtig informiert hat, wobei Kopien von Artikeln aus der BILD-Zeitung, wie auf der Rückseite des Briefes, sicher nicht die einzige Informationsbasis sein sollte.

  3. Peter Albrecht

    15. Mai 2013 at 15:49

    Wir dürfen keine rassistischen Verhältnisse dulden! Gerade dieses Land hat eine sehr grausame und unvergängliche Erfahrung mit dieser Problematik gemacht. Das darf auf keinen Fall wieder passieren!

    Deutschland muss sich freuen, dass solche Unternehmer wie Herr Akkaya hier investieren, die Wirtschaft stützen und damit unser Wohlstand sichern. Ich entschuldige mich im Namen aller Deutschen für die beschämenden Äußerungen und wünsche weiterhin viel Erfolg und Kraft, um diese unangenehme Situation zu bewältigen.

  4. Manfred Schubert

    1. Juni 2013 at 21:44

    Es ist ein Unding, dass zwei von vier Gewerbetreibende Alternativen für ihre Flächen angeboten bekommen, während die anderen Beiden keinerlei Unterstützung erhalten.
    Das habe ich schon in der Aprilsitzung des RA betont.
    Dass Oktay Akkaya das kritisiert und in einem Brief an den Bürgermeister genau auf diese Ungleichbehandlung hinweist, das ist doch wohl nachvollziehbar. Wer das nicht versteht, sollte dafür gute Gründe haben. Diese zu benennen, das ist für uns -Die LINKE- ein Grundrecht. Freie Meinungsäußerung ist uns über das Grundgesetz zugesichert. Für den Erhalt dieses Rechtes kämpfen wir gerne.
    Etwas völlig Anderes jedoch ist es, wenn in einem anonymen Brief Rassismus verbreitet wird.
    1. Ist das KEIN Grundrecht. Das ist in aller Regel eine Betonung von Hassgefühlen. Aber wogegen richtet sich dieser Hass? Oft gegen das Erreichte. Oktay hat viel erreicht. Mit Engagement, mit viel Fleiß und auch mit dem Einbringen seiner Finanzen in sein Ziel der Selbstständigkeit. Und er hat Erfolge zu vermelden. Was sollte daran kritikwürdig sein?
    Was wäre daran wert gehasst zu werden?
    2. Oft ist ein anonymer Brief Ausdruck von persönlicher Unzufriedenheit. Unzufrieden zu sein hat viele mögliche Gründe. Häufig ist der Mensch mit seinen Mitmenschen unzufrieden, weil es „Denen viel besser geht als mir“. Das könnte daran liegen, dass ich mir selbst zu wenig Mühe gebe mehr zu erreichen und zufriedener zu werden. Dann sollte ich aber die Gründe bei mir suchen nicht bei den Anderen, den erfolgreicheren.
    3. Aus meiner Sicht ist das einfach Feigheit. wenn ich mit meinen Mitmenschen nicht zurecht komme, wenn ich etwas an ihnen kritisieren möchte, wenn ich sie einfach nicht mag, dann kann ich ihnen das sagen. Ins Gesicht sagen, das bedeutet aber, dass ich zu meiner Meinung stehen muss. Das ist eine Art von Ehrlichkeit, an der es der Schreiberin, dem Schreiber aber ganz offensichtlich mangelt. Aus Feigheit dann einen anonymen diffamierenden Brief zu schreiben, das ist für mich nicht akzeptabel. Zu seiner Meinung zu stehen, das ist nicht immer leicht, sondern ganz oft sehr schwer. Vor Allem, wenn das nicht Jedermanns Meinung ist. Trotzdem ist das offene Gespräch für mich die einzige Alternative.
    Aber feige zu sein ist so herrlich einfach. Man kann sich freuen, dass die eigene Meinung veröffentlicht wurde und hat den Vorteil, dass ja Niemand die Absenderin, den Absender kennt.
    Dass derartige Verhaltensweisen durch Teile der deutschen Presse auch noch gefördert werden, sollte uns auch zu Denken geben.
    Für „Die LINKE“ darf und will ich hier betonen:
    Wir freuen uns über Mitmenschen wie Oktay Akkaya und wünschen ihnen eine Zukunft hier auf der Insel. Geprägt von gegenseitiger Anerkennung, nicht von Hass.
    Manfred Schubert

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