Auf dem Gehweg vor der Buchhandlung Wohlers in der Langen Reihe steht mit farbiger Kreide die Kampfansage St.Georgs gegen Verdrängung und Mietwucher geschrieben. Wohlers bleibt! Täglich wird der Schriftzug erneuert. Der Stadtteil steht geschlossen hinter Jürgen Wohlers und seiner Buchhandlung. Dem Traditionsgeschäft drohte nach 79 Jahren das aus. Zu hoch waren die Mietforderungen des Eigentümers Frank Jendrusch (Mittendrin berichtete). Jetzt steht fest, der Schriftzug ist Prophezeiung. Die Buchhandlung Wohlers wird erhalten bleiben. Ein Sieg der hart erkämpft werden musste.
Dem Vorsitzenden des Einwohnervereins St.Georg, Michael Joho, sind die Anstrengungen der vergangenen Wochen und Monate anzusehen. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern des Stadtteils hatte er für den Erhalt der Buchhandlung Wohlers gekämpft. „Wir haben jederzeit deutlich gemacht, dass wir nicht nachgeben werden“, sagt Joho. „Es war unsere Absicht durch breiten Protest den Druck auf Frank Jendrusch aufrecht zu erhalten. Das ist uns gelungen“. Mit kreativen Protestformen hat der Verein auf das Schicksal der Buchhandlung aufmerksam gemacht. Demonstrationen, Lesungen, Kundgebungen und Unterschriftensammlungen sind nur ein kleiner Teil des Bürgerprotestes zur Unterstützung von Jürgen Wohlers. Seit Ende Juli hielt der Einwohnerverein jeden Dienstag eine Mahnwache vor der Buchhandlung ab. Immer dann, wenn die Mietinteressenten kamen. „Der Makler hat uns sehr deutlich gesagt, dass wir hier keinen Erfolg haben werden und nach Hause gehen sollen. Er hat sich geirrt. Wir sind geblieben und haben Erfolg gehabt“, sagt Michael Joho.
Große Erleichterung gab es dann, als Mitte dieser Woche bekannt wurde, Wohlers wird bleiben. Die plötzliche Einigung mit dem Vermieter sichert dem Buchhändler einen Mietzeitraum von fünf Jahren zu einem bezahlbaren Preis zu. Der beharrliche Protest der Bürger von St.Georg hat diesen Erfolg möglich gemacht. Am 10.November soll es ein großes Fest im Haus für Kunst und Handwerk geben, um den Sieg zu feiern. „Dieser Teilerfolg motiviert uns weiter für mehr Mieterschutz zu kämpfen“, sagt Joho. Auch in Zukunft will der Einwohnerverein St. Georg für den Erhalt von Traditionsgeschäften einstehen. Die Einwohner von St. Georg sollen nicht aus ihrem Stadtteil verdrängt werden.
Der Teilerfolg des Einwohnervereins bedeutet besonders Jürgen Wohlers und seinen Mitarbeitern viel. Ingrid Ness arbeitet seit 45 Jahren in der Buchhandlung und kann kaum fassen, dass es weitergehen wird: „Wir alle freuen uns unendlich. Wir hätten nicht gedacht, dass der gesamte Stadtteil so fest hinter uns stehen würde“.
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