Die Lärmbelastung ist für die Bewohnerinnen und Bewohner der Veddel seit jeher ein wichtiges Thema. Zum 01. Januar 2013 wird die Zollgrenze um den Freihafen aufgehoben. Der Bezirksabgeordnete Klaus Lübke (SPD) befürchtet, dass der LKW Verkehr in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern noch zunehmen wird. Ein neues Verkehrskonzept für die Veddel soll die Anwohner zukünftig entlasten.
Der Hafen brummt und mit ihm der Lieferverkehr. Im Sekundentakt rauschen die schwer beladenen Lastkraftwagen am Saalehafen entlang. Das dröhnen der LKW Motoren bestimmt die Geräuschkulisse entlang des Freihafens. Gebremst wird der Schwerlast-Lieferverkehr derzeit durch die Zollgrenze, die gut sichtbar durch einen hohen Metallzaun markiert wird. Vor dem verlassen des Hafenbereiches müssen die Fahrer stoppen, um die Zollpapiere überprüfen zu lassen. Abends und an den Wochenenden ist die Zufahrt in den Hafen durch ein schweres Eisentor versperrt. Unmittelbar dahinter wachsen die sechsstöckigen Rotklinkerbauten der Veddel in die Höhe. Rund 300 Menschen leben hier in direkter Nähe zum Freihafen. Mit dem Wegfall der Zollgrenze im Januar 2013 wird auch das Tor dauerhaft geöffnet bleiben. „Ich gehe davon aus, dass dann auch Nachts und an den Wochenenden, wenn die Anwohnerinnen und Anwohner sich zuhause erholen möchten, hier der LKW-Verkehr vorbeirollen wird“, sagt der Bezirksabgeordnete Klaus Lübke.
Der Freihafen auf der Veddel wurde 1888 eingerichtet. Der Hafen erlangte für die Schifffahrt eine besondere Bedeutung. Innerhalb des eingegrenzten Hafengebietes konnten Waren zollfrei entladen und gelagert werden. Auf diese Weise wurde die Weiterverschiffung und Weiterverarbeitung der Stückwaren wesentlich vereinfacht. Mit Pferdefuhrwerken und Lastkähnen wurden die Waren nach Bedarf weiterbefördert. Zollpflichtig wurden diese erst beim Verlassen des Freihafens. Durch die Einführung der Containerschifffahrt Mitte der 1960er Jahre verlor der Freihafen zunehmend an Bedeutung. Aufgrund europäischer Gesetzgebung und der Möglichkeiten der elektronischen Zollverarbeitung, die Zäune und Grenzen unnötig macht, beschloss der Senat die Zollgrenze zum 01. Januar 2013 aufzulösen.
Den Anwohnerinnen und Anwohnern droht so zusätzlicher Verkehrslärm. Bereits die nahe Bahnstrecke und der bisherige Hafenverkehr setzen der Veddel zu. Sechs Jahre haben die Einwohner des Hafenstadtteils für eine Lärmschutzwand zwischen Bahnstrecke und Wohnhäusern gekämpft. „Ich hoffe nun, dass diese 2016 errichtet wird“, sagt Klaus Lübke. Den möglichen zusätzlichen LKW-Lärm wird auch die Lärmschutzwand nicht dämpfen. Kurz vor der Hafenzufahrt wird die Wand enden. Die Situation verschärft sich durch Bauarbeiten der Bahn an den nahegelegenen Gleisen. Bisher fährt der Lieferverkehr rund 100 Meter von den Wohnhäusern entfernt in den Hafen hinein und verlässt diesen durch das Tor vor den Gebäuden. Durch die Bauarbeiten müssen beide Verkehrsströme direkt an den Wohnungen vorbei geführt werden. „Damit kann ich vorerst leben“, sagt Klaus Lübke. „Diese Einschränkung ist nur vorrübergehend. Es geht jedoch darum eine dauerhafte Lösung zur Entlastung der Anwohnerinnen und Anwohner zu finden.“
Nach Ansicht des Bezirkspolitikers soll der Verkehr zukünftig parallel zu den Bahngleisen umgeleitet und dann auf die B4 geführt werden. „Auf diese Weise fließt der Großteil der LKW nicht direkt an den Wohnhäusern vorbei“, erklärt Lübke. Die Hamburg Port Authority (HPA) hat bereits den Auftrag erhalten für diese Variante Planungen vorzubereiten. „Für mich ist es wichtig, dass nicht allein die HPA hier plant, sondern auch Stadtplaner der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt sowie des Bezirkes beteiligt werden“, sagt Lübke. Auf diesem Weg wären die Planungen nicht rein verkehrstechnisch, sondern würden Bedürfnisse des Stadtteils berücksichtigen. Einen entsprechenden Antrag für die Bezirksversammlung bereitet Klaus Lübke derzeit vor. An der zusätzlichen Belastung durch Verkehrslärm ab Januar kann jedoch bis zum Abschluss der Planungen niemand etwas ändern.
Titelbild: Jonas Walzberg
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