Am Sonntag wurde die PlanBude am Spielbudenplatz auf St. Pauli offiziell eröffnet. In den kommenden Monaten sollen die AnwohnerInnen hier selbst Ideen für die Gestaltung des Essohäuser Areals entwickeln.
Protest, Evakuierung und schließlich Abriss: Heute stehen die Essohäuser nicht mehr, ein hoher Bauzaun versperrt die Sicht auf das Grundstück. Auch die Esso-Tankstelle ist Geschichte.
An ihrer Stelle steht nun ein Container – die PlanBude. Hier sollen die St. PaulianerInnen in den kommenden Monaten ihre Ideen für die Gestaltung des Areals sammeln. Diese sollen im Anschluss in die Entwürfe der Architekten und letztlich in die Neubauplanungen des Investors, der Bayerischen Hausbau, einfließen.
Mit Lego, Knete und Stiften Ideen festhalten
Bei der Eröffnungsfeier am Sonntag konnten rund um und in der PlanBude an verschiedenen Stationen erste Ideen gesammelt werden. „Die PlanBude hat bereits seit drei Wochen geöffnet“, sagt Christina Röthig, die sich bei dem Beteiligungsprojekt engagiert. Eigentlich sollte die PlanBude bereits im Sommer eröffnen. Ob die Verzögerungen von der eingeplanten sechsmonatigen Beteiligungsphase abgezogen werden, sei noch nicht klar. „Auch so ist die Zeit schon ziemlich knapp“, so Röthig weiter. Schließlich sollen so viele Menschen wie möglich mit in die Gestaltung des Areals einbezogen werden. Dafür sollen unter anderem Fragebögen an die Haushalte im Stadtteil verschickt werden.
Auch jetzt kann dieser schon in der PlanBude ausgefüllt werden. Nicht nur AnwohnerInnen, auch interessierte TouristInnen dürfen den Bogen ausfüllen, ihre Ideen aufzeichnen, kneten oder mit Lego nachbauen. Auf einer Hitzekarte kann dargestellt werden, wo es besonders laut ist oder wo grüne Freiflächen entstehen sollen. Auf der Dachterrasse können die jüngsten BewohnerInnen des Stadtteils ihre Wünsche für das Esso-Areal mit einem speziellen Kinderfragebogen oder als Zeichnungen festhalten.
Hoffnung und Skepsis
Wer groß genug ist, kann zwischen Zaun und Anzeigenplakat auch einen Blick auf die Baustelle erhaschen. „Ich hätte mir gewünscht, dass man von der Dachterrasse und auch unten durch kleine Fenster beobachten kann, was auf dem Grundstück passiert“, sagt Andreas Gerhold, Bezirksabgeordneter der Piraten. So wirke die PlanBude sehr abgeschottet von der Fläche. Insgesamt freut sich der Politiker aber über den Beginn des Beteiligungsprozesses. „Ich bin sehr gespannt darauf, was hier entstehen wird“, sagt Gerhold.
Auch die Initiative Essohäuser begrüßt den offiziellen Start der PlanBude. „Die Chancen stehen gut, dass hier die Bürgerbeteiligung nicht ins Leere läuft, weil sie zu einem frühen Zeitpunkt im Planungsprozess stattfindet“, heißt es von Seiten der Initiative. Die Politik habe es in der Hand, Einfluss auf den Bebauungsplan zu nehmen und zu bestimmen, unter welchen Voraussetzungen sich das Areal entwickeln werde. „Dass die Politik sich hier traut, Demokratie in der Stadtplanung weiter zu denken, nehmen wir sehr ernst“, so die Initiative weiter. Man werde allerdings genau beobachten, ob die Wünsche der AnwohnerInnen auch umgesetzt würden. Besonders das Rückkehrrecht der MieterInnen, bezahlbare Mieten in dem Neubau und ein transparentes Wettbewerbsverfahren nach dem Planbudenprozess werden dabei als wichtige Ziele genannt.
„Das Interesse ist groß, es gibt aber auch Skepsis darüber, was mit den Ideen passiert“, sagt Christina Röthig. Zusätzlich zur PlanBude gibt es ein Begleitgremium, in dem auch Bezirkspolitik, die Verwaltung, die Initiative Essohäuser und die GWA St. Pauli vertreten sind. Schön wäre es, wenn hier später auch Zwischenstände der Planungen der Architekten gezeigt würden, so Röthig. So könne man schon früh sehen, welche der Ideen umgesetzt werden.
Ein neues Stück St. Pauli muss entstehen
„Das hier ist nicht irgendein Stück Hamburg. Das ist ein Areal, an dem sehr viel hängt für die Zukunft von St. Pauli“, sagt Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD). Daher sei es wichtig, dass die Bürgerbeteiligung hier ein Stück weiter gehe als bei bisherigen Bauvorhaben. „Das hat eine ganz neue Dimension – noch nie haben wir ein Beteiligungsverfahren so früh eingeleitet“, so Grote weiter.
Nun gelte es, die unterschiedlichen Vorstellungen der St. PaulianerInnen in ihrer ganzen Breite zu erfassen. „Das hier muss ein echtes Stück neues St. Pauli werden“, betont Grote. Es gehe um Nachbarschaft, das Miteinander von Gewerbe und Wohnen, um all das, was die Essohäuser einst ausgemacht habe. „Es muss sich nun zeigen, ob das wirklich Geschichte ist oder man diesen Mikrokosmos der Essohäuser wieder ermöglichen kann“, sagt Grote.
Geöffnet hat die PlanBude von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 16 bis 21 Uhr. Der erste Workshop mit dem Titel „Knack den St. Pauli Code“ findet am Samstag, den 1. November von 16 bis 19 Uhr statt. Bei einer Fotosafari geht es hier um die Frage, was St. Pauli eigentlich ausmacht. Anmelden kann man sich per Email an office@planbude.de.
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