Am Samstag fand auf St. Pauli, in der Sternschanze und in Altona die „Lange Nacht der Solidarität“ statt. Mittendrin sprach mit einem der „kreativen Chaoten“, die die „Lange Solinacht“ im Hintergrund vorbereitet haben über die Beweggründe und die linke Szene in Hamburg.
Mittendrin: Warum gibt es die Lange Nacht der Solidarität?
Mayo: Es gab rassistische Kontrollen, es gab das Gefahrengebiet, es gab über 600 verletzte Demonstranten beim 21. Dezember, es wurde den Sankt Pauli-Hooligans oder der bösen schwarzen Chaoten der Angriff auf die Davidwache am 28. Dezember in die Schuhe geschoben, den es nie gab, es wurden die Bewohner aus den Essohäusern vertrieben und ein selbst ernannter Kulturattaché, der versucht selbst verwaltete Freiräumezu zerstören. Alles das darf nicht in Vergessenheit geraten, deswegen gibt es die lange Solinacht.
Mittendrin: Wer hat die Nacht der Solidarität eigentlich organisiert?
Mayo: Das war unser Hamburg und das Herz von Sankt Pauli. Wir sind nur die kreativen Chaoten, die das Programm geschrieben haben.
Mittendrin: Seid wann gibt es die Pläne für die Lange Nacht?
Mayo: Seit Mitte Februar, nach dem Gefahrengebiet. Erst wurde die Idee belächelt.
Mittendrin: Die Veranstaltungen drehen sich um viele Punkte, besonders aber um eine generelle Kritik gegen den Hamburger Senat. Wieso?
Mayo: Wenn man in Hamburg immer vom Tor zur Welt spricht, dann sollte man sich auch so verhalten. Der Hamburger Senat aber gibt sich sehr national und es gibt auch weiterhin rassistische Kontrollen. Das geht nicht. Wir sind Hamburg, uns gehört die Stadt und nicht dem Senat! Wir lassen uns vom Hamburger Senat nicht unterkriegen und wollen unsere Stadt mitgestalten. Das Gängeviertel ist dafür ein gutes Beispiel.
Mittendrin: Was passiert mit den Spenden, die ihr an jeder Veranstaltung sammelt?
Mayo: Das Geld geht direkt an die Flora-Anwälte für Reperssionskosten und für weitere politische Aspekte.
Mittendrin: Wie siehst du die linke Szene in Hamburg? Gibt es bei euch untereinander auch einen breiten Konsens für gewisse Themen zu kämpfen?
Mayo: Es geht hier nicht um gewisse spezielle Interessen die Leute vertreten und deswegen andere ausschließen, wie es vielleicht in Berlin durch die zahlreichen politischen Strömungen der Fall ist. Wenn wir etwas scheiße finden, sollten wir uns alle dafür einsetzen und sollten es ändern. Hamburg hat viel Potenzial.
Mittendrin: Muss sich linker Widerstand ändern? Die Lange Nacht der Solidarität besteht ja nicht ausschließlich aus Demonstrationen, sondern bietet auch kulturell sehr viel Programm.
Mayo: Das finde ich auch wichtig. Ich glaube nicht, dass sich Widerstand nur in breit aufgestellten und lautstarken Demonstrationen verfestigen kann. Widerstand soll auch in der Kultur stattfinden und soll alle ansprechen. Wir wollen schließlich darüber aufmerksam machen, dass es zu repressiven Handlungen in der Gesellschaft kommt. Deshalb wurde bewusst im Vorfeld darauf verzichtet es unter einem Anitfa Konsens zu stellen.
Mittendrin: Die Antifa ist ein gutes Stichwort. In einem taz-Interview stellt Henning Obens, Mitglied bei Avanti, die These auf, dass man auf neue rechte Strukturen, wie der AfD reagieren müsse. Die Antifa solle „raus aus der Abschottung“. Wie siehst du das?
Mayo: Klar ist, dass der von der AfD propagierte Rassismus nicht so offen publiziert wird, wie etwa bei der NPD. Ich stimme Obens zu, dass wir breitere Bündnisse der Linken brauchen, um gemeinsam darauf zu reagieren. Wenn sich die Antifa dazu mit anderen Gruppen kurzschließt, kann ich das nur für gut heißen. Hamburg zeigt sich da aber, wie schon angesprochen, vorbildlich. Hier gibt es viele engagierte Menschen, was man nicht zuletzt an der Unterstützung für „Lampedusa in Hamburg“ sieht.
Das Interview führten Tobias Johanning und Frederic Zauels.
Foto: Daniel Müller
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