Der Abbau einer Lärmschutzwand an der Bahnstrecke in Wilhelmsburg sorgt für Protest. AnwohnerInnen befürchten, dass der gestiegene Lärmpegel ihre Gesundheit gefährdet. Es ist nicht das erste Mal, dass die Wilhelmsburger über eine wachsende Lärmbelastung klagen.
Der Wind weht am Sonnabend kräftig im Katenweg in Wilhelmsburg und trägt das dröhnen der S-Bahn über die Gärten der AnwohnerInnen. Nichts trennt die Schienen der Bahnstrecke mehr von den Häusern der Familien die hier leben, seit am 22. Februar hier die Lärmschutzwände abgerissen wurden. „Wir können uns kaum im Freien aufhalten. Für das Anlegen von einem Beet im Garten habe ich zwei Wochenenden gebraucht“, sagt Alfred Lischewski von der Initiative „Engagierte Wilhelmsburger“. Das wollen die Menschen auf der Elbinsel nicht hinnehmen: Etwa 75 WilhelmsburgerInnen haben sich am Sonnabend versammelt, um gegen die wachsende Lärmbelastung zu demonstrieren. Unter dem Titel „Wilhelmsburger Lärm-Yoga“ sollte auf die Situation aufmerksam gemacht werden.
Gefährdung der Gesundheit befürchtet
Die meisten Protestteilnehmer tragen Ohrenschützer. Zum einen als Symbol gegen den Lärm, zu anderen zum Schutz gegen das Dröhnen der S-Bahn, die hier im Minutentakt vorbeirast. Am Wochenende auch die Nacht hindurch. „Wir haben hier zum Teil eine Lautstärke von 86 Dezibel gemessen“, sagt Lischewski. Ab 70 Dezibel herrsche eine akute Gesundheitsgefahr. Die AnwohnerInnen beklagen, dass auch bei geschlossenem Fenster an einen ruhigen Schlaf nicht zu denken ist. Zudem fehle die Frischluftzufuhr, da das Öffnen der Fenster für einen längeren Zeitraum wegen des Lärms nicht in Frage komme. Ein andauernder Brummschädel sei die Folge.
Mindestens einen Monat soll es nun dauern, bis mit den Arbeiten für eine neue Lärmschutzwand begonnen wird. Eine Dauerbelastung für jeden der in der Nähe der Bahnstrecke lebt. „Wir fahren uns schon jetzt wegen Nichtigkeiten gegenseitig an“, erklärt Lischewski. Die AnwohnerInnen verstehen daher nicht, warum man die alte Wand so früh entfernt hat. Zudem habe man sie nicht über die bevorstehenden Arbeiten informiert. Lediglich in der Zeitung habe es eine kurze Meldung gegeben.
Im ganzen Stadtteil regt sich Protest
Die AnwohnerInnen fordern jetzt, dass zumindest mit mobilen Lärmschutzwänden eine Verringerung des Lärmpegels erreicht werden soll. In einer persönlichen Erklärung eines Anwohners heißt es dazu: „Für die Blümchenschau igs wurde mit hohem finanziellen Aufwand in Rekordzeit dafür gesorgt, dass die Besucher und Blümchen durch eine Lärmschutzwand und Flüsterasphalt auf der Reichsstraße vor Lärm geschützt werden. Wie sieht es mit den Menschen aus die hier leben?“.
Der Protest im Katenweg ist Teil einer langen Reihe von Aktionen gegen die wachsende Belastung der BewohnerInnen von Wilhelmsburg durch Verkehrsprojekte. Nicht nur der Lärm, sondern auch die Luftverschmutzung wird dabei von Initiativen wie den „Engagierten Wilhelmsburgern“ als gesundheitsgefährdend eingestuft. Besonders die geplante Verlegung der Wilhelmsburger Reichstraße und der geplante Bau der Hafenquerspange A26 werden dabei immer wieder als Verursacher zusätzlicher Belastungen kritisiert. Ob die zuständigen Behörden auf den Widerstand der AnwohnerInnen reagieren werden, bleibt abzuwarten. Bei der Planung der Reichsstraße wurden die Einwände der BewohnerInnen weitestgehend ignoriert – weitere Proteste sollen daher folgen.
Fotos: Jonas Walzberg
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