Am Samstag gastierte City and Colour anlässlich der England- und Europa-Tour im Docks am Spielbudenplatz. Dallas Green, aus dessen Vor- und Nachnamen sich der Projektname ergibt (Dallas ist eine Stadt, Green eine Farbe), und seine Band begeisterten die mehr als 1000 BesucherInnen mit musikalischem Können und Gesangseinlagen, die Ihresgleichen suchen.
Das Licht im Saal erloscht, die Bühne war in Rot und Blau ausgeleuchtet. Fast alle Konzertgäste klatschten Beifall, als die Band die Bühne betratt. Diejenigen, die nicht Klatschten, taten dies, weil sie die Hände voll hatten. Nicht mit Getränken, sondern mit Smartphones. Ein Unding. Dieses Phänomen unserer Zeit scheint für viele Menschen wichtiger zu sein, als einem Musiker 90 Minuten lang ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.
Dabei geht es mir nicht einmal um die Leute, die die schönsten Momente des Konzerts mit dem Handy filmen oder fotografierten. Während Dallas Green sich auf der Bühne die Seele aus dem Leib sang, über Liebe, Verlust und das Leben, hatte eine Konzertbesucherin vor mir nichts Besseres zu tun, als auf dem Smartphone zu googeln, warum denn wohl ihr WhatsApp keine Verbindung aufbauen kann. Und zwar gleich zwei Mal.
Dabei lieferte Dallas Green und seine Band Musikalisches auf höchstem Niveau. Auch wenn die Show deutlich rockiger daherkam, als man es bisher von dem Acoustic-Folk-Rock-Projekt gewohnt – es war „fucking awesome“, wie eine junge Frau hinter mir bei einem der Stücke anerkennend bemerkte. Dallas Green, der mit der Band Alexisonfire bekannt wurde, bevor er sich mit City and Colour der ruhigeren Musik zuwandte, zeigte einmal mehr, dass er nicht nur seine Instrumente beherrscht. Gesanglich überzeugte der 33-jährige Kanadier ein ums andere Mal durch perfekt sitzende Töne, eine in jeder Tonlage klare Stimme und Soloeinlagen, die sicher nicht nur bei mir für Gänsehaut sorgten.
Fast andächtige Stille herrschte im Publikum, als Green allein mit Akustikgitarre und Mundharmonika „Grand Optimist“, „Body in a Box“ und „The Girl“ spielte und sang. Mehr oder weniger ausgelassen wurde an einigen Stellen getanzt, so zum Beispiel bei „Thirst“ und zwischenzeitlich spielte die Band sich und das Publikum in einen regelrechten Rausch. Ausladende Instrumentalpassagen, wie sie auch auf den City and Colour-Studioalben zu hören sind, zeigten die Virtuosität auf, mit der die Musiker ihre Instrumente spielen.
Erwähnung finden sollte hier auch Hannah Georgas. Die sympathische Kanadierin überzeugte als Support durchweg mit wundervollem Gesang, clever durchdachter Musik und erfrischend elektronischen Akzenten von Keys und Synthesizer.
Dallas Green und Band gaben außer den Stücken vom aktuellen Album „The Hurry and The Harm“ auch viele Klassiker von älteren Platten zum Besten. Immer wieder brandete schon bei den ersten Tönen eines Stückes Beifall auf. Mit seiner humorvollen, natürlichen Art hatte Dallas Green die Zuhörer von Anfang an auf seiner Seite. Und mit musikalischer und instrumentaler Vielfalt, einem guten Gespür für das Publikum und seiner einzigartigen Stimme machte er den Abend für die mehr als 1000 Zuschauer zu einem ganz besonderen.
Foto: Marvin Mertens
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