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St. Georg: E-Busse oder Parkanlage?

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Isabella David
@isabelladavid89

Chefredakteurin | Studentin der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg | Kontakt: david@hh-mittendrin.de

Die Planungen der Hochbahn für eine Parkfläche am Zentralen Omnibusbahnhof sorgen für Streit in der Bezirkspolitik und Unmut in St. Georg: Statt einem „Central Park“ soll eine Aufladestation für E-Busse entstehen. 

In St. Georg wird seit Jahren die Idee eines Central Parks diskutiert. Die Hochbahn legt nun für dieselbe Fläche ein Konzept für eine Auflade-Station für Elektrobusse vor. Von diesen neuen Planungen wurden im Januar nicht nur die BürgerInnen St. Georgs, sondern auch die Abgeordneten der Bezirksversammlung überrascht. In der letzten Sitzung des Verkehrsausschusses stellten Vertreter der Hochbahn ihr Konzept für die Fläche hinter dem Zentralen Omnibusbahnhof vor, die bisher als Pendlerparkplatz genutzt wird. Die Hochbahn plant hier drei Einzelladestationen für Elektro- und Hybrid-Busse und eine Ladebrücke unter der weitere zehn Busse platz finden würden. Zusätzlich soll der Platz auch als Ausweichparkplatz für Busse und Autos der Hochbahn genutzt werden. Mit den Elektrobussen soll der CO²-Ausstoss der Hansestadt deutlich verringert werden. Teil der Maßnahmen ist die Einrichtung einer Innovationslinie für den Testbetrieb von Plug-In-Hybrid- und Elektrobussen auf der Linie 109. Nach den Vorstellungen der Hochbahn soll mit dem Bau des E-Bus-Terminals bereits im Juli begonnen werden. Eine Fertigstellung hält das Verkehrsunternehmen schon Ende 2014 für möglich.

Keine Beteiligung von Bezirkspolitik und Stadtteil

Nach dieser Vorstellung zog sich die Verwunderung über den fortgeschrittenen Stand der Hochbahn-Planungen durch alle Fraktionen im Verkehrsausschuss – vor allem jedoch darüber, dass die Abgeordneten zuvor noch nicht über die alternative Nutzung der Fläche informiert oder an dahingehenden Entscheidungen beteiligt worden ist. Nur wenige Tage später erhalten erhalten die Fraktionen die erste Planverschickung des Hochbahn-Konzepts. Im Stadtteil selbst kommen die neuen Planungen nicht gut an: Mit einem klaren Votum stellt sich der Stadtteilbeirat gegen eine Erweiterung des Omnibusbahnhofs und eine Aufgabe der Central Park Idee. Auch Bezirkspolitiker melden sich in der letzen Sitzung des Stadtteilbeirats zu Wort und finden klare Worte: „Der hässliche Parkplatz, den wir grün haben wollten, wird nun zu einem Busparkplatz, das wollen wir nicht“, sagt Günther Böttcher, Mitglied im Beirat und Abgeordneter der CDU-Fraktion. Auch Michael Ranft, SPD-Abgeordneter aus St. Georg bezieht Stellung: „Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass hier ein Park entsteht.“ Eine Position, die seine Fraktion schon wenige Tage später im Hauptausschuss nicht mehr unterstützt – man stehe hinter den Planungen der Hochbahn, zumal es für den Park bisher keine konkreten Planungen oder eine Finanzierung gebe.

Finanzbehörde: Planungen sind alternativlos

Laut einer Stellungnahme der Finanzbehörde entsprechen die Planungen der Hochbahn an dieser Stelle der verkehrspolitischen Zielsetzung Hamburgs, die Entwicklung und den Einsatz neuer Antriebstechnologien voranzubringen und ab 2020 ausschließlich emissionsfreie Busse anzuschaffen Dies werde vom Senat uneingeschränkt unterstützt. Für die Fläche der geplanten Ladestation an der Adenauerallee sei vorgesehen, dass die Hochbahn einen Mietvertrag mit der Sprinkenhof AG (SpriAG) abschließt. Das bisherige Vertragsverhältnis mit der ZOB GmbH und SpriAG werde im Zuge dessen beendet. Hierzu sollen bereits Abstimmungsgespräche mit den Beteiligten laufen. „Die Betrachtung von Alternativstandorten hat hinsichtlich der verkehrlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte ergeben, dass diese deutliche Nachteile zur geplanten Fläche an der Adenauerallee aufweisen und deshalb für die weitere Umsetzungsplanung nicht infrage kommen“, heißt es von Seiten der Finanzbehörde weiter. Mögliche Flächen in der Spaldingstraße würden nicht die benötige Größe aufweisen, um dort einen Überliegeplatz für Gelenk- und Doppelgelenkbusse zu errichten. Die von der CDU-Bezirksfraktion genannten Flächen in Hammerbrook (Amsinckstraße/Süderstraße/Friesenstraße) bzw. auch im Bereich Hammerbook/Osterbrook sowie ehemaliger Huckepackbahnhof würden zu erheblichen Mehraufwendungen aufgrund notwendiger Leerfahrten zwischen Überliegerplatz und Einsatzort führen, die bei Betrachtung des Standortes in Hammerbrook jährliche Mehraufwendungen im 7-stelligen Euro-Bereich aufweisen würden.

Am Montagabend wird sich der Verkehrsausschuss den Fragen der BürgerInnen St. Georgs zu den Planungen stellen. Die Mehrheitsfraktion der SPD bringt in die Bezirksversammlung am Donnerstag einen Antrag ein, in dem sie das Vorhaben der Hochbahn begrüßt und das Verkehrsunternehmen dazu auffordert, die Fläche angemessen zu begrünen und die Innovationen im öffentlichen Nahverkehr auch für die AnwohnerInnen erlebbar zu machen.

Foto: Jonas Walzberg

Kommentare anzeigen (1)

1 Kommentar

  1. Theresa Jakob

    23. Mai 2014 at 07:55

    Machtlosigkeit der Bezirke von Senat gewollt?

    einerseits will OIaf starke Bezirke – andererseits können z.b. städtische Unternehmen wie die Hochbahn am Bezirk vorbei planen. Meines Erachtens wird sich dieser Zustand nur lösen lassen wenn möglicherweise über ein Volksbegehren endlich die Kommunale Eigenständigkeit der Bezirke festgeschrieben wird. Ansonsten bleiben die Bezirksversammlungen ein Verwaltungsgremium.

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