Diskriminierungen waren in Hamburg auch 2013 für viele Menschen Alltag. Mit dem Diskriminierungsreport sollen derartige Vorgänge sichtbar gemacht und Betroffenen Hilfe angeboten werden.
Frau Ndiaye zog vor vier Jahren in ihre neue Wohnung in Hamburg. Schon von Anfang an begegnet ihr Nachbar ihr mit Argwohn. Als sie Nachmittags ein Loch für die Gardinenstange in die Wand bohrt, beschwert er sich lautstark über den Lärm. Jedes Mal, wenn Frau Ndiaye sich Essen kocht und das Fenster zum lüften öffnet, regt er sich über den Gestank auf. Der Nachbar beschwert sich daraufhin beim Vermieter. Kurze Zeit später erhält Frau Ndiaye einen Brief. Während des Kochens wird ihr das Öffnen ihres Küchenfensters verboten. Die Begründung: Nachbarn hätten sich über die Essensgerüche beschwert. Falls Frau Ndiaye sich nicht an die neue Regelung halte, werde sie eine Kündigung erhalten. Nur eines von vielen Beispielen, mit denen der Diskriminierungsreport 2013 den Alltag vieler Menschen in Hamburg dokumentiert.
Seit 2006 setzt sich der Antidiskriminierungsverband Deutschland für weniger Diskriminierungen im Alltag ein. Dies ist laut Verband eine zentrale Voraussetzung einer Willkommenskultur in Deutschland. Der „Diskriminierungsreport Hamburg “ ist ein Teil des seit 2011 existierenden Projektes von basis & woge e.V, um Diskriminierungen zu dokumentieren und sichtbar zu machen. „Diskriminierung und Rassismus sind Teil unserer gesellschaftlichen Realität. Das kann bis jetzt auch nicht das 2006 verabschiedete Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) ändern“, heißt es in dem Report. Mit der Veröffentlichung will der Verband daher auf Lebensberichte und Situationen aufmerksam machen, in denen Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit anderer Hautfarbe in Hamburg Diskriminierungen erfahren.
Wie man an dem Beispiel von Frau Ndiaye erkennen kann, kämpfen viele Menschen aufgrund ihrer Herkunft mit Problemen: Dies fängt laut dem Report bei der Wohnungs-, Schul- und Arbeitssuche an, und zieht sich weiter bis hin zu Diskriminierungen im Wohn-, Bildungs- und Arbeitsumfeld. Mit Antworten wie „ Oh, das tut mir Leid, die Wohnung ist leider schon vergeben“, würden Menschen mit Migrationshintergrund aufgrund ihres ausländisch klingenden Namens, ihres Akzentes, ihrer Hautfarbe oder Hinweisen auf eine andere Religion (z.B. Kopftuch) abgewiesen. Und selbst auf den Alltag wirke sich die „Andersartigkeit“ eines Menschen aus: „Als Farbiger stechen einen misstrauische Blicke, man muss oft seinen Personalausweis zeigen und man darf noch nicht einmal tanzen gehen“, erzählt ein Betroffener gegenüber Mittendrin. „Ein Freund von mir wird beim Eingang einer Diskothek auf dem Hamburger Berg von den Türstehern abgelehnt. Der Grund? – Schweigen“, sagt er weiter.
Mit einer Antidiskriminierungsberatung sollen Menschen Hilfe bei Diskriminierungen im Alltag erhalten. Das Schweigen soll gebrochen werden und Frau Ndiaye soll ihr Fenster wieder öffnen dürfen.
Den gesamten Diskriminierungsreport 2013 gibt es hier zum nachlesen.
Foto: jurec / pixelio.de
Anja
4. Januar 2014 at 17:38
Interessant,
Gibt´s den auch irgendwo in Papierform zu beziehen?
Grüße
Dominik Brueck
4. Januar 2014 at 17:51
Im Zweifel über basis und Woge. Wir haben den auch nur digital.
Anja
4. Januar 2014 at 19:38
Ja, auf deren Seite find ich nicht so richtig was.
Aber danke!