Seit der Sperrung am Berliner Tor herrscht täglich Verkehrschaos in der Lindenstraße in St. Georg. Jetzt soll zumindest für die Einsatzfahrzeuge der Polizei und Feuerwehr eine Lösung gefunden werden – auf Kosten des Grünzugs Lohmühlenpark.
Keine Ruhe in der Lindenstraße: Erhöhtes Verkehrsaufkommen, Stau, Hupkonzerte. Seit der Sperrung des Berliner Tors ein alltägliches Problem der AnwohnerInnen in St. Georg. Besonders zu den Höchstzeiten des Berufsverkehrs am Morgen und Abend, gibt es kein Durchkommen mehr. AnwohnerInnen berichten, dass immer wieder auch Einsatzfahrzeuge der Polizei und Feuerwehr trotz Blaulicht und Sirene in der Lindenstraße im Stau stehen würden. Die Sperrung des Berliner Tors war bis zum 2. November als Pilotprojekt angedacht. Nun ist jedoch klar, die Sperrung soll auch über diese Pilotphase hinaus bestehen bleiben.
Eine Trasse für Polizei und Feuerwehr
Die Sperrung am Berliner Tor habe zu einer signifikanten Verlängerung der Einsatzfahren der Löschfahrzeuge und Rettungswagen der Feuerwehr am Berliner Tor geführt. Der Grund sei Stau auf der alten Einsatzroute, insbesondere in der Lindenstraße. Es zeige sich, dass einige Einsatzorte nicht mehr in der vorgesehenen Zeit erreichbar sind. Folglich sei das bisherige Sicherheitsniveau durch die Sperrung gesunken. Die längeren Anfahrts- und auch Rückfahrtszeiten würden zudem zu längeren Abwesenheitszeiten von der Hauptfeuerwache führen. Im Zweifel müssten so Einsatzkräfte von anderen Wachen einspringen und auf lange Sicht das Personal an der Feuerwache Berliner Tor aufgestockt werden. Auch die Polizei hat Bedenken: „Immer wieder ist die Einfahrt zum Polizeikommissariat in der Lindenstraße blockiert, da nützen auch Blaulicht und Martinshorn nichts“, so Herr Klimmek vom Polizeikommissariat 11.
Viele der Ideen, die in den vergangenen Monaten bereits diskutiert wurden, hält die Polizei nicht für umsetzbar oder zweckmäßig. Die Einrichtung einer Einbahnstraße in der Lindenstraße sei beispielsweise keine adäquate Lösung. „Einbahnstraßen beschleunigen den Verkehr. Sodass die Unfallgefahr an den Links-vor-Rechts Situationen noch weiter verstärkt wird“, so Klimmek. Darüber hinaus bestehe das Hauptproblem nicht in der Geschwindigkeit, sondern ganz grundsätzlich in der Verkehrsmasse. Die Lösung aus Sicht von Polizei und Feuerwehr: Die Einrichtung einer Trasse, die nur von Einsatzfahrzeugen genutzt werden darf. „Eine einspurige Trasse ist ausreichend“, so Klimmek weiter. Die Trasse könne bereits 2014 endgültig ausgebaut werden. Zusätzlich sollen unterschiedliche Vorschläge von Politik und AnwohnerInnen weiter geprüft werden. Darunter die Anpassung der Ampelschaltung aus südlicher Richtung in die Lindenstraße vor allem in den nächtlichen Stunden auf die Minimalzeit von 30 Sekunden, sodass nur noch etwa drei Autos pro Grünphase in die Lindenstraße gelangen können. Auch soll weiter diskutiert werden, ob eine Freigabe des Berliner Tors ab 22 Uhr zumindest einspurig möglich sein könnte.
Keine Lösung für die AnwohnerInnen
„Ich kann noch nicht erkennen, dass es hier nun eine Lösung für die Verkehrsbelastung der BewohnerInnen der Lindenstraße geben wird“, so die Anwohnerin Sandra Alberts. Nach eigenen Zählungen der AnwohnerInnen sollen über 4.000 Fahrzeuge täglich durch die Lindenstraße fahren. „Die Vorschläge sind nur Kosmetik für ein wirklich schwerwiegendes Problem. Auch schon am Nachmittag muss das Berliner Tor für den Individualverkehr geöffnet werden!“, fordert Alberts. „Wo bleibt bei der Einrichtung einer Trasse die Naherholung, die im Lohmühlenpark vorgesehen war?“, hinterfragt ein anderer Anwohner die Pläne der Polizei und Feuerwehr. „Es gibt zwei Problemlagen in der Lindenstraße – die der Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr und die der AnwohnerInnen. Letzteres sehe ich immer noch nicht Ansatzweise gelöst“, sagt Michael Schwarz, Bewohner St. Georgs und Mitglied im Stadtteilbeirat. „Wir müssen eine Lösung finden, damit die AnwohnerInnen wieder ruhig schlafen können“, so Michael Osterburg, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Die Idee einer Trasse kritisiert der Politiker scharf: „Die Trasse ist ein Schildbürgerstreich. Ein Grünzug mit einer Trasse ist für uns nicht vorstellbar!“ Auch das Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung, das die Entwicklung der Grünzugs Lohmühlenpark bereits seit langem begleitet, ist irritiert von der Planung einer Trasse. „Wir müssen aufpassen, dass der Campus und der Grünzug nicht mit Verkehr belastet werden“, sagt Michael Mate, Leiter des Fachamts.
Ein kleines Trostpflaster hat die Polizei jedoch noch für die AnwohnerInnen Lindenstaße: Es sollen Tempo 30 Piktogramme auf der Fahrbahn aufgetragen werden.
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