In Augsburg ist im Oktober ein bisher einzigartiges Projekt gestartet. Im „Grandhotel Cosmopolis“ leben Flüchtlinge, KünstlerInnen und Reisende gemeinsam in einem Gebäude – ein Modell auch für Hamburg?
Kritik an der Flüchtlingspolitik des Hamburger Senats gibt es nicht erst seit die Proteste um die Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ den Blick der Öffentlichkeit stärker auf die Lage von Flüchtlingen in der Stadt gelenkt haben. Besonders die Lage vieler Unterbringungen wird als großes Problem angesehen – diese seien in der Regel in abgeschiedenen Gebieten und daher nicht geeignet, um den Flüchtlingen den Kontakt zu den HamburgerInnen zu ermöglichen. Regelmäßig wird der Vorwurf erhoben, man wolle die Flüchtlinge und ihre Probleme aus dem Blickfeld haben. Besonders die Unterbringung in Horst, weit außerhalb Hamburgs, in der 200 Flüchtlinge aus der Stadt untergebracht sind, gilt als Beispiel für diese Politik. Das „Grandhotel Cosmopolis“ will einen anderen Weg beschreiten und Flüchtlinge zentrumsnah mit direktem Kontakt zur Öffentlichkeit unterbringen. Seit Oktober läuft das Projekt in Augsburg. Am Donnerstag wollen die Organisatoren das Konzept in Hamburg vorstellen.
Unterkünfte, Ateliers, Gaststätte
Das Grundkonzept des Projektes ist einfach: Asylsuchende, Kreative, Reisende aus aller Welt und Einwohner der Stadt leben, wohnen und arbeiten unter einem Dach. Zwei Jahre lang haben ehrenamtliche Helfer ein ehemaliges Seniorenwohnheim in der Augsburger Altstadt umgebaut, um dieses Zusammenleben möglich zu machen. In den sechs Stockwerken des Gebäudes sind jetzt Ateliers, Wohnräume für Asylsuchende und Hotelgäste sowie eine Gaststätte untergebracht. Der Gaststätte kommt in dem Konzept eine ganz besondere Rolle zu. Hier sollen Menschen aus der Stadt, Reisende und die Flüchtlinge bei bezahlbarem Essen und Getränken zusammenkommen können. Auch Veranstaltungen wie Lesungen und Konzerte sind geplant. Im Erdgeschoss soll zudem ein Kiosk-Café erster Anlaufstelle und Informationspunkt für alle Besucher sein. Zwei Gärten und ein Spielplatz runden das Angebot ab.
Seit dem 18. Juli leben bereits 60 Asylsuchende in den Unterkünften. Seit dem 03. Oktober ist auch das Hotel geöffnet und laut Angaben der Organisatoren bereits von vielen Menschen gebucht worden. Durch das Miteinander von Hotelgästen, Asylsuchenden und AnwohnerInnen soll die Lage von Flüchtlingen sichtbar gemacht und ein kultureller Austausch ermöglicht werden.
Eine Win-Win-Situation
Das Gebäude soll zunächst für zehn Jahre im Rahmen des Projektes genutzt werden. Schritt für Schritt wollen die Organisatoren in diesem Zeitraum mehr und mehr Pläne für das „Grandhotel Cosmopolis“ verwirklichen. Grundlage des gesamten Vorhabens ist, dass der Eigentümer das Gebäude freiwillig zur Verfügung stellt und die Stadt finanzielle Mittel für den Umbau zur Verfügung stellt. Von dieser Vereinbarung profitieren nicht nur die Organisatoren und Flüchtlinge – auch die Stadt und der Eigentümer des Gebäudes haben einen Nutzen von dem Projekt. Der Grund: Die Stadt sucht verzweifelt geeignete Unterkünfte und der Eigentümer findet keinen Mieter für sein leer stehendes Gebäude – eine Situation, die der in Hamburg sehr ähnlich ist.
Ein Modell für Hamburg?
Ob ein Projekt wie das „Grandhotel Cosmopolis“ auch für Hamburg funktionieren kann soll am Donnerstag im Centro Sociale, Sternstraße 2, diskutiert werden. Ab 20 Uhr werden die Organisatoren des Augsburger Projektes ihr Konzept vorstellen und mit Hamburger AktivistInnen und Kreativen ins Gespräch kommen, um über Möglichkeiten eines vergleichbaren Vorhabens für Hamburg zu sprechen. Jeder ist herzlich eingeladen sich zu beteiligen.
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