Am Mittwoch haben der Bezirk Hamburg-Mitte und die Bayerische Hausbau den Siegerentwurf für die städtebauliche Entwicklung des Esso-Häuser Areals am Spielbudenplatz vorgestellt. Die Entscheidung für den Entwurf eines niederländischen Planungsbüros war einstimmig.
„Einen so intensiven Beteiligungsprozess zu einem Neubau hat es in Hamburg bisher nicht gegeben“, sagt Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) und resümiert die Entwicklung rund um die Esso-Häuser auf St. Pauli – von der nächtlichen Evakuierung der Bewohner und dem Abriss bis hin zum Beteiligungsprozess mit der „PlanBude“.
Am Montag hat sich Preisgericht einheitlich, mit allen 17 Stimmen, für den Entwurf des niederländischen Büros nl Architects und BeL ausgesprochen. Insgesamt haben neun Planungsbüros an dem Verfahren teilgenommen. Der Entwurf entsprach für alle Beteiligten am eindeutigsten dem von der „PlanBude“ herausgearbeiteten „St. Pauli Code“.
„Als hätte es schon immer hier gestanden“
„Mit diesem städtebaulichen Entwurf wird eine wichtige Grundlage für die erfolgreiche architektonische Entwicklung des Neubaus am Spielbudenplatz gelegt“, sagt Grote weiter. „Der vorgelegte Entwurf wirkt nicht wie ein Fremdkörper, es wirkt als hätte das Gebäude schon immer hier auf St. Pauli gestanden“, begründet der Bezirksamtsleiter die Entscheidung. Aus seiner Sicht sei heute ein Feiertag für den Stadtteil, in dem erst lange um einen Erhalt der Häuser gekämpft und schließlich eine umfassende Beteiligung an dem Neubau gefordert worden ist.
Auch für Bernhard Taubenberger von der Bayerischen Hausbau, Grundeigentümer des Esso-Häuser Areals, ist heute ein „Tag der Freude“. Man habe aus den Entwürfen den auswählen können, der sowohl den Ansprüchen des St. Pauli Codes als auch denen der Wirtschaftlichkeit genüge. Ein so intensiver Beteiligungsprozess sei sehr spezifisch für dieses Grundstück auf St. Pauli. „Ich halte ein solches Verfahren nicht überall für Wiederholbar“, sagt Taubenberger.
Heterogenität statt Klotz
Der Entwurf löst das Grundstück in eine Blockrand- und Zellenbaubauung von Nord nach Süd mit einer Quartiersgasse als Durchwegung auf. Während die Gasse damit klar zum öffentlichen Raum gehöre, werde der Innenhof zum privaten Teil der Wohnanlage. Der Entwurf sieht unterschiedliche Höhenentwicklungen einzelner Gebäudeblöcke sowie teilweise öffentliche Dachflächen vor, wie es aus dem Stadtteil gewünscht worden ist.
„Die ausführliche Auslobung stellte für uns eine sportliche Herausforderung da“, sagt Jörg Leeser von BeL. Besonders schwierig sei die heterogene Gestaltung gewesen, da eine hohe Dichte an Wohnraum auf dem Grundstück entstehen soll. „Wir haben versucht zu stapeln, damit die gewollte Heterogenität im Neubau auch bezahlbar bleibt“, erläutert Kamiel Klaasse, nl Architects. Für Leeser ist klar: „Hier entsteht trotz hoher Dichte ein intensives Stück Stadt – das wird Schule machen.“
Von der ersten Knetfigur zum städtebaulichen Entwurf
Die „PlanBude“ zeigt sich sehr zufrieden mit dem ausgewählten Entwurf. „nl Architects haben die von der PlanBude ermittelten Ergebnisse aus dem Stadtteil zutiefst verstanden und mit konzeptuellem Schliff umgesetzt“, sagt Planerin Renée Tribble. Die im viertel geforderte Kleinteiligkeit finde sich im Siegerentwurf wieder. Es entstehen viele unterschiedliche Häuser statt einem großen Stahl-Glas-Komplex. „Das Modell fügt sich ins Viertel, als sei es schon immer da gewesen“, sagt Margit Czenki von der „PlanBude“. Mit Blick auf die Vorschläge für die Entwicklung der Dächer bleibe kaum ein Wunsch aus dem Viertel unerfüllt.
Über Monate hatte die „PlanBude“ den Beteiligungsprozess rund um das Areal am Spielbudenplatz umfassend begleitet. Aus zahlreichen Workshops, ausgewerteten Fragebögen, Zeichnungen und Knetfiguren wurde von der „PlanBude“ der „St. Pauli Code“ entwickelt.
Es sei ein besonderer Erfolg, dass die Ideen aus dem Beteiligungsprozess sich so umfassend in dem städtebaulichen Entwurf wieder finden würden und sich alle Beteiligten sich so eindeutig auf einen Entwurf einigen können. „Wahnsinn, dass wir soweit gekommen sind“, sagt Sozialarbeiterin Tina Röthig. Das Team der „PlanBude ist sich sicher – auf konventionellem Planungsweg, wäre ein solches Ergebnis nicht zustande gekommen.
„Widerstand lohnt sich“
Für die „Initiative Esso Häuser“ ist der ausgewählte Entwurf ein echter Erfolg. „Wir freuen uns sehr, dass der Entwurf, der den St. Pauli Code am besten umsetzt, gewonnen hat“, sagt Christiane Hollander, die als Vertreterin von Mieter helfen Mietern in der Jury gesessen hat.
Für die Initiative kommt dieser Erfolg jedoch nicht von ungefähr: „Die Bürgerbeteiligung, die grundlegend in die Auslobung zum städtebaulichen Wettbewerb eingeflossen ist, ist nicht vom Himmel gefallen und wurde auch nicht vom Bezirksamt oder der Bayerischen Hausbau initiiert“, sagt Birgit Otte. Vielmehr sei die Idee zur „PlanBude“ aus der Stadtteilversammlung „St. Pauli selber machen“ hervorgegangen. Bei dem städtebaulichen Entwurf handle es sich um einen wichtigen Meilenstein. Den weiteren Prozess und die Detailplanungen, insbesondere im Bezug auf die nachhaltige Bindung des sozialen Wohnungsbaus auf dem Esso-Areal, will die Initiative auch weiterhin kritisch begleiten.
Die Entwürfe können von Freitag, 25. September, bis Sonntag, 4. Oktober, im Hamburg Museum angeschaut werden. Ab Freitag werden diese ebenfalls am Bauzaun neben der PlanBude direkt am Essohäuser-Grundstück ausgestellt.
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