50.000 Euro für weitere Pfandregale an Solar-Mülleimern in der Innenstadt – dieses Budget will die SPD-Fraktion im Doppelhaushalt 2015/16 aufbringen. Doch die Stadtreinigung selbst ist nach einer Testphase nicht überzeugt von dem Konzept.
Anfang April hatte die Stadtreinigung 160 Solar-Mülleimer, sogenannte BigBellys, aufgestellt. Schnell regte sich Protest gegen die neuen Mülleimer. Das Problem: In die Mülleimer kann nicht hinein gegriffen werden. Auch eingeworfene Pfandflaschen, die für viele Menschen in Hamburg eine wichtige Einnahmequelle darstellen, können nicht aus den Eimern geholt werden.
Die Stadtreinigung hatte auf die Proteste reagiert und testweise an zehn Müllereimern in der Innenstadt Pfandregale angebracht. Passanten können ihre Pfandflaschen nun einfach in der Vorrichtung abstellen, Pfandflaschensammler können diese dort dann einfach entnehmen.
„Sauber und sozial“: 50.000 Euro für Pfandregale
Nun könnte es die Pfandregale bald auch an vielen weiteren Solar-Mülleimern geben: Am vergangenen Wochenende hat die SPD-Bürgerschaftsfraktion einen entsprechenden Antrag für den Doppelhaushalt 2015/16 formuliert. Der Titel: „Hamburg 2020 – sauber und sozial. Mehr Pfandringe an BigBelly-Müllbehältern installieren“. 50.000 könnten im kommenden Haushalt demnach aus dem Sanierungsfonds für die Pfandvorrichtung zu Verfügung stehen.
„Voraussetzung für den Erfolg ist, dass die Pfandregale nicht zugemüllt werden. Damit ist niemandem geholfen“, heißt es in dem SPD-Antrag. Der Senat wird daher dazu aufgefordert, der Bürgerschaft bis Mitte Januar 2015 über die Erfahrungen mit den Pfandregalen zu berichten. Bei einer positiven Bewertung sollen die 50.000 Euro bereitgestellt werden, um auch an weiteren Solar-Mülleimern Pfandregale anzubringen.
Erste Bilanz: Müll statt Pfand
Bereits im Oktober zog die Stadtreinigung eine erste Bilanz. „Die Voraussetzung, dass die Regale von den Flaschensammlern selbst sauber gehalten werden, scheint am Hauptbahnhof nicht zu funktionieren. Deswegen haben wir die vier Pfandregale im Bereich des Hauptbahnhofs abgebaut und in der Innenstadt neu angebracht“, sagte Pressesprecher Reinhard Fiedler. Dort gebe es das Problem der vermüllten Regale nicht. Die im Juni begonnene Testphase laufe nun vorläufig weiter bis eine eindeutige Bewertung möglich sei.
Das Problem der Vermüllung wurde von Pfandring-Experten bereits kurz nach der Installation vorausgesagt. Das Problem sei hierbei jedoch nicht das Prinzip der Pfandrings, sondern vielmehr die Gestaltung der Pfandregale durch die Standreinigung. Statt einer nach unten hin offenen Halterung gibt es bei den Pfandregalen einen Boden auf dem sich schnell Müll ansammelt. „Das Produktdesign hat bauliche Mängel und viele Leute wissen gar nicht, wofür die Regale an den Mülleimern gedacht sind“, kritisiert Mischa Karafiat von der Kampagne „Pfand gehört daneben“ an dem System. Bei der Installation hätte man sich stattdessen auf bewährte Konzepte aus anderen Städten verlassen sollen.
Foto: Tobias Johanning (Archiv)
Georg
18. November 2014 at 00:12
die Stadtreinigung hat erkannt, dass das Konzept insgesamt falsch ist, die SPD haut noch mal 50.000 € auf den Kopf. Unglaublich.
Ali
18. November 2014 at 23:17
„Hamburg 2020 – sauber und sozial. Mehr Pfandringe an BigBelly-Müllbehältern installieren“
Krass, die SPD-Fraktion hält es ernsthaft für sozial, wenn Armen das Wühlen im Müll ein wenig erleichtert wird. Vermutlich halten die sich für die reinsten Wohltäter. Erst die Leute mit Hartz IV in die Armut schicken und dann Müleimer mit Pfandringen aufstellen. Unfassbar.
Pingback: Hamburger Wochenrückblick: Große Emotionen am Gefrierpunkt
Theresa Jakob
24. November 2014 at 19:20
Pfand gehört daneben https://www.facebook.com/pfand.gehoert.daneben?fref=ts – und es gibt besser funktionierende Pfandringe als die in Hamburg https://www.facebook.com/Pfandring