Das Bezirksamt Hamburg-Mitte zieht möglicherweise doch nicht in einen Neubau am Schultzweg, sondern in das Axel-Springer-Gebäude an der Caffamacherreihe. Die Fraktionen in der Bezirksversammlung begrüßen den Vorschlag überwiegend.
Die Finanzbehörde prüft einen alternativen Standort für das Bezirksamt Hamburg-Mitte. Statt dem von der Bezirksversammlung beschlossenen Umzug in einen Neubau am Schultzweg, soll die Behörde in das Axel-Springer-Gebäude an der Caffamacherreihe ziehen. Das Bezirksamt könnte hier bereits Mitte 2017 einziehen – ein Jahr früher als bisher geplant.
Günstigere Variante als der Neubau
Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) und Axel Springer SE haben am Montag einen „Letter of Intent“ unterzeichnet, nach dem die Stadt beabsichtigt, einen Teil der Axel Springer-Immobilie an der Kaiser-Wilhelm-Straße/ Caffamacherreihe (Bauteil C) als neuen zentralen Standort für das Bezirksamt zu erwerben. Teil der Vereinbarung ist laut Finanzbehörde auch, dass Axel Springer seine noch in Hamburg ansässigen Medientitel und Geschäftsfelder weiterhin am Standort betreibt. „Wir können dem Bezirksamt Hamburg-Mitte mit einem Kauf der Immobilie einen sehr geeigneten und attraktiven neuen Standort in City-Nähe bieten“, sagt Finanzsenator Peter Tschentscher. Die durch einen Auszug der hier ansässigen Medien bald leeren Flächen eignen sich nach den Prüfungen des LIG sehr gut für die Anforderungen der bezirklichen Dienststellen. Das Bezirksamt würde von den 55.000 Quadratmetern Gesamtfläche etwa 30.000 Quadratmeter benötigen.
Die Prüfung der Alternative zum Schultzweg hat vor allem finanzielle Gründe, da ein Umzug des Bezirksamtes in das Springer-Gebäude zu niedrigeren Mietbelastungen als bei einem Neubau führen würde. Zudem wären der Kauf und der Umbau des ehemaligen Verlagsgebäudes wahrscheinlich günstiger als ein Neubau. Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) war an den Gesprächen beteiligt worden und zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis: „Der Standort an der Kaiser-Wilhelm-Straße wäre für uns hochattraktiv,“ sagt Grote. „Das Gebäude mit seiner zentralen Innenstadtlage ist für unsere Bedarfe gut geeignet und mit öffentlichen Verkehrsmitteln für Kunden und Mitarbeiter bestens zu erreichen. Mit dem gleichzeitigen Vorziehen um ein Jahr auf 2017 würde der ersehnte Auszug aus den maroden City-Hochhäusern deutlich greifbarer und konkreter werden“, so Grote weiter. Die Zukunft der Bürogebäude am Klosterwall ist aber weiterhin offen. Während die Finanzbehörde einen Abriss favorisiert gibt es verschiedene Stimmen, die einen Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude fordern.
Positive Reaktionen der Politik
Grote hatte die Mitarbeiter des Bezirksamtes und die Fraktionen der Bezirksversammlung am Dienstagmorgen über die neuen Entwicklungen informiert. Aus Gründen der Vertraulichkeit sei eine frühere Information nicht möglich gewesen. „Das ist auf jeden Fall eine Überraschung, aber eine gute“, sagt Falko Droßmann, Fraktionsvorsitzender der SPD. Der jetzige Zustand am Klosterwall sei für die MitarbeiterInnen nicht hinnehmbar. „Wenn das Bezirksamt an die Caffamacherreihe zieht, ist das besonders für die MitarbeiterInnen, die jeden Tag dort sind, ein Gewinn“, so Droßmann weiter. Der Standort sei besser erreichbar und habe eine bessere Flächenaufteilung, als dies am Schultzweg möglich gewesen wäre. Auch Gunter Böttcher, Fraktionsvorsitzender der CDU sieht das Verlagsgebäude als gute Alternative für die bisherigen Pläne: „Es ist gut, wenn die leeren Flächen hier zeitnah genutzt werden. Zudem ist die zentrale Lage ein Vorteil für das Bezirksamt“, sagt Böttcher. Zudem habe sich im Zuge der Bauplanungen bereits herausgestellt, dass der Standort am Schultzweg wahrscheinlich zu klein für die Behörde sei. Es müsse aber vor einer Entscheidung noch eine Vorlage der Pläne in der Bezirksversammlung geben, so Böttcher. Die Grünen begrüßen den Vorschlag ebenfalls, äußern jedoch Kritik an der Kommunikation: „Ich finde es schwierig erst aus der Presse von dieser Entwicklung zu erfahren“, sagt Michael Osterburg, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Man müsse jetzt genau prüfen, ob der Standort für das Bezirksamt geeignet sei. Generell sei die Lage jedoch günstig und auch auch wahrscheinlich kostengünstiger und mit weniger Risiken verbunden, als ein Neubau. „Wichtig ist aber auch jetzt zu planen, was am Schultzweg entstehen soll, da dies wichtig für die Entwicklung des Münzviertels ist“, sagt Osterburg.
Mit der Unterzeichnung des „Letter of Intent“ geht die Stadt noch keine bindenden Verpflichtungen ein. Sollten die noch ausstehenden Prüfungen das vorerst positive Ergebnis der Begutachtung bestätigen, könnte ein Kaufvertrag nach den erforderlichen Beschlüssen auf Seiten der Stadt voraussichtlich Ende 2014 geschlossen werden.
Bild: Großmann&Berger
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29. Juli 2014 at 18:52
„Letter of intent“… wer denkt sich solche albernen Bezeichnungen aus? Die Stadt schachert also in Geheimverhandlungen mit dem Springer Verlag. Demokratisch ist diese Vorgehensweise wohlkaum.