Zum vierten Mal fand vom 29. – 31. Mai im Stadion des FC St. Pauli die Millerntor Gallery statt und kam beim Publikum so gut wie noch nie an. Rund 12.000 Besucher schauten sich die Werke von Zezão, Holger Jacobs, Julia Benz und Hardy Krüger an oder tanzten zur Musik von Ivy Quainoo, Schwule Mädchen Soundsystem und Liedfett.
Beim ersten Mal gab es noch keine Galerieschilder. „Wir wussten nicht, dass die sinnvoll sind für den Verkauf von Kunst“, sagt Michael Fritz, Gründungsmitglied von Viva con Agua. In diesem Jahr fand die Millerntor Gallery nun zum vierten Mal statt – inklusive Galerieschildern. Der Kunstverkauf war ein voller Erfolg: Bereits beim Pre-Opening am vergangenen Mittwoch kamen bei einer Kunstauktion 56.000 Euro zusammen. Insgesamt wurde in diesem Jahr Kunst im Wert von über 100.000 Euro verkauft. Mehr als 80 nationale und internationale Künstler stellten in den Gängen des Fußballstadions auf circa 4.000 Quadratmetern Arbeiten in den unterschiedlichsten Kunstformen aus: Urban-Art, Installationen, Bildhauerei, Malerei oder auch Performances. Die Gelder dienen einem guten Zweck: 70 Prozent der Einnahmen gehen an die Hilfsprojekte des gemeinnützigen Vereins Viva con Agua.
Millionen sind ohne sauberes Trinkwasser
Viva con Agua wurde vom ehemaligen St. Pauli Spieler Benjamin Adrion gegründet und engagiert sich dafür, Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen zu ermöglichen. Noch immer leben weltweit 768 Millionen Menschen ohne ausreichend sauberes Wasser und 2,5 Milliarden ohne hygienische Sanitäranlagen. Viva con Agua will dem auch mithilfe der Millerntor Gallery entgegenwirken und auf die prekäre Situation insbesondere in südlichen Ländern aufmerksam machen.
Das Nord-Süd-Thema findet sich auch in vielen der Kunstwerken wider, es geht zum Beispiel um die im Juni in Brasilien stattfindende Fußballweltmeisterschaft. Das Schweizer Künstlerduo Queen Kong schuf zusammen mit brasilianischen Straßenkindern Portraits von schweizerischen, deutschen und brasilianischen Nationalspielern. Auch John Brömstrup und Christian Rinke-Lazo setzen sich in ihren Fotografien mit der Weltmeisterschaft (WM) auseinander. “Fußball ist weit mehr als ein Spiel“, schreiben sie in ihrem Bildband “About Football“. Die beiden Fotografen dokumentierten Fußball in jenen Ländern, die nicht an Riesenevents wie der WM teilnehmen. Auf den Bolzplätzen der Welt – und nicht im WM-Finale – haben sie Fußball als Kommunikationsmittel entdeckt.
200 ehrenamtliche Helfer machen die soziale Ausstellung möglich
Mit dabei war in diesem Jahr auch die Gruppe “Lampedusa in Hamburg“. Die meisten gehörten zu den insgesamt 200 ehrenamtlichen Helfern, einige waren aber auch selbst als Künstler aktiv. Zum ersten Mal fand bei dieser Millerntor Gallery außerdem ein Symposium statt. „Mit sozialem Engagement die Welt verbessern?“, lautete die Frage. Es diskutierten unter anderen die frühere Kultur- und Wissenschaftssenatorin in Berlin, Adrienne Goehler sowie die Bühnen- und Kostümbildnerin Aino Laberentz, die das von dem verstorbenen Film- und Theaterregisseur Christoph Schlingensief gegründete Operndorf in Burkina Faso leitet.
Michael Fritz bezeichnet die Millerntor Gallery als Experiment. „Wir wissen nicht, wohin die Reise geht“, sagte er am Samstag. Fest steht nur, dass Viva con Agua so lange weitermachen will, bis alle Zugang zu sauberem Wasser haben. „Danach finden wir dann was anderes, um uns zu engagieren.“ Seit Gründung des Vereins vor neun Jahren hat Viva con Agua in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen die Wasserversorgung für über 300.000 Menschen verbessert.
Foto: ©Viva con Agua
Facebook
Twitter
Flattr
Google+
YouTube
Soundcloud
Paypal
Anmelden