Kultur

Literatur in Mitte ist überall

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Carolin Wendt

Redakteurin | Dipl.-Psychologin | wendt@hh-mittendrin.de | blog: http://lexy04.wordpress.com/

Bei Sonnenuntergang am Elbstrand Autoren lauschen. Gemütlich ein Buch bei Tee und persischem Gebäck in einem Café lesen. Lernen, wie aus Alltagserlebnissen Geschichten verfasst werden. Hamburg bietet allen Literaturbegeisterten ein vielfältiges Angebot von Lesereihen über Schreibwerkstätten bis hin zu Literaturfestivals. Ein Überblick, wo und in welcher Form Literatur in Mitte zu finden ist.

Veröffentlicht am 18. Juni 2014

Mit Blick auf die Elbe – Lesungen unter freiem Himmel

In der Hafencity finden diesen Sommer zum 10. Mal die Open-Air-Lesungen der Lesebühne „Hamburger Ziegel“ statt. An drei Sonntagen stellen Autoren auf den Magellan-Terrassen in abendlicher Hafenatmosphäre ihre Werke bei entspannter Musik vor. Auftakt war vergangenen Sonntag. Die nächsten Termine in diesem Jahr sind am 27. Juli und 24. August jeweils ab 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Zu Geschichten am Elbstrand lädt das Café „Mathilde“ an vielen Samstagen und Freitagen von Juni bis August in seinem Sommerprogramm ein. Bei Musik lesen verschiedene Autoren ab 20 Uhr am Strand. Der Eintritt ist frei. Wer eine Spende gibt, erhält einen Hut – gut geeignet als Sonnenschutz. Zum nächsten Termin am Freitag, dem 27.06 ist die Lesebühne Längs zu Gast. Ihre Texte sind eine Mischung aus Live-Literatur, Satire, Comedy und Spoken Word. Lesung und Musik auf einem Frachter gibt es am 29. August. An diesem Tag legt die MS Bleichen in Veddel ab. An Bord sind der Autor Konrad Lorenz und das Musiktrio „Hafennacht“. Konrad Lorenz liest aus seinem Hamburger Roman „Der Dwarsläufer“ über den Protagonisten Kalle, der in den 1960er St. Pauli verlässt, um Seemann zu werden (MS Bleichen liegt im Hansahafen, Bremerkai).

Welches Buch darf es heute sein? – Literaturcafés

Im Herzen von Sankt Pauli liegt das Kulturcafé „Chavis”.  Während Autoren hier regelmäßig im Rahmen verschiedener Programme lesen, kann der Zuhörer Kaffee oder hausgemachten Kuchen genießen. So findet die Reihe „Lyrik im Café“ dort seit Jahren unregelmäßig an Mittwochabenden statt.  Der nächste Termin ist am Donnerstag, dem 19. Juni mit einer offenen Gesprächsrunde über umstrittene Autoren und die Trennung dieser von ihren Werken statt (Detlef-Bremer-Str. 41, Eintritt frei). In St. Georg gibt es im Café „Litteraire“ in den mit gelben und blauen Blumen verzierten vier Wänden über 1.000 Bücher zum Lesen und Stöbern. Sie reichen von Herta Müller und Günther Grass bis zu Themen wie dem Iran und Nahen Osten. Passend zum multikulturellen St. Georg gibt es die Bücher auf Deutsch oder Persisch sowie hausgemachte Speisen, Tee oder persisches und portugiesisches Gebäck (Schmilinskystraße 30). Im Norden an der Grenze zu Hamburg-Mitte befindet sich „Mathilde“, das Café mit Literatur. Neben dem Sommerprogramm am Elbstrand, kann im Cafe in gemütlicher Atmosphäre bei einem Snack und Musik die aktuelle Tagespresse, eines der Bücher gelesen oder an einer der Lesungen teilgenommen werden (Bogenstraße 5). Auf der Schanze befindet sich das Büchertausch-Café „Cafelargio„. Über zweitausend Bücher wurden bereits von den jungen Mitarbeitern eingepflegt und können gegen ein mitgebrachtes Buch getauscht werden (Schulterblatt 63).

Eine jagt die andere – Lesereihen und Lesungen

Immer wieder dienstags finden im „Nochtspeicher“ literarische Veranstaltungen statt. Das Programm umfasst Buchvorstellungen, Poetry-Slams und Lesungen. Regelmäßig finden Lesungen von Autoren des Hamburger mairisch Verlages, des Hamburger „Yachtclubs“ und Slams der „Hamburg ist Slamburg“ statt. Auch im Haus III&70 trifft der Literaturinteressiere auf Lesungen. Die nächste findet in Zusammenarbeit mit dem „Jungen Literaturhaus Schwanenwik“ am Freitag, dem 27. Juni um 20 Uhr statt. Knapp hinter den Grenzen von Mitte liegt an der Außenalster die Villa „Literaturhaus“. Hier gibt es pro Jahr rund 150 Lesungen, Podiumsdiskussionen, Gesprächsrunden oder literarische Abende, meist gegen Eintritt. Regelmäßige Veranstaltungen sind unter anderem das „Philosophische Café“, „Irgendwie komisch“ oder „Gemischte Doppel“. Nachwuchsleser finden in den monatlichen Reihen „Spaß mit Büchern“ und dem „STA*-Club“ ihr Forum. Der nächste Termin ist am Donnerstag, dem 19. Juni. An diesem Abend stellen die Autorinnen A.L. Kennedy und Katrin Seddig ihre Beiträge für das europäische Autorenprojekt zum Kriegsausbruch 1914 vor (Schwanenwik 28).

Tage im Zeichen des Buches – Lesefestivals

Harbour Front“ ist der Name des Literaturfestivals, das vom 10.-21. Septmeber rund um den Hafen stattfinden wird. Unter anderem wird Frank Schätzing im Rahmen des Festivals im „Audiomax“ aus seinem neuen Roman „Breaking News“ als Auftakt zu seiner Deutschlandtour lesen. Weitere Autoren und Orte werden noch bekannt gegeben. Tickets gibt es hier. Seit 2005 findet jährlich das Lesefest „Seiteneinsteiger“ in ganz Hamburg statt: Mit rund 200 Veranstaltungen in Schulen und an öffentlichen Orten ist es das größte Kinder- und Jugendliteraturfestival im Norden. Auftraggeber des Lesefestes sind die Kulturbehörde und die Behörde für Schule und Berufsbildung. Das nächste Fest mit Lesungen, Workshops und Besuchen bei Verlagen findet vom 31. Oktober bis 09. November statt. Seiteneinsteiger e.V. hat außerdem das „Lesenetz Hamburg“ geschaffen. In dem Forum vernetzen und unterstützen sich seit 2009 Akteure der außerschulischen Leseförderung. Zur Zeit sind rund 40 Institutionen, Vereine und Einzelpersonen im Netzwerk aktiv.

Literatur kreieren und initiieren

Wörter an die Macht 2014“ heißt es diesen Sommer in Wilhelmsburg und Veddel. „Literaturwege“ lädt Bewohner dazu ein, über ihre Erlebnisse und Leben auf der Elbinsel zu berichten. Start ist am 27.-29. Juni mit einem Wochenendseminar, bei dem die Teilnehmer lernen, Erlebnisse aus dem eigenen Leben in literarische Kurzgeschichten zuverwandeln. Als Lektor und für weitere Hilfestellungen steht danach der Projektleiter Jörg Ehrnsberger, der in den Zinnwerken im Reiherstiegviertel erreichbar ist, zur Verfügung. Die Geschichten sollen abschließend in einem Buch zusammengetragen werden (Plätze sind noch frei: projekt@foerderwerk-elbinseln.de). Als Dienstleister bietet der Literaturkontor Unterstützung in allen Bereichen der Literatur- und Leseförderung: Von einzelnen Autorenlesung über Lesereihen hin zu Literaturfestivals. Die Unterstützung besteht aus der Entwicklung des passenden Konzepts, Hilfe bei der Medienöffentlichkeit und in der professionellen Umsetzung.

… und hier wird geslammt

Was wäre ein Überblick über Hamburgs Literatur ohne den Poetry Slam? Geslammt wird in Mitte unter anderem im Ernst Deutsch Theater (Sommerpause ab 11. Juni), im Nochtspeicher (nächster Termin am 24. Juni), im Café Mathilde (nächster Termin am 1. Juli), im Imperial-Theater auf der Reeperbahn (nächster Termin am 25.6), beim Bunkerslam im Uebel & Gefährlich (Sommerpause bis September) sowie bei einzelnen Slams im Kulturhaus III&70 wie zuletzt die Nert Night.

Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Bücherhallen, die sich in ganz Mitte finden, und unter anderem Vorlesungen für kleine Kinder ab 3 Jahren, „Gedichte für Wichte“ für Kleinkinder oder Bilderbuchkino anbieten. Die Bücherhallen sind außerdem für die Bücherbusse verantwortlich. Seit 2. Juni halten die Busse mit neuem Design, barriere-frei und mit jeweils über 4.500 Medien an Bord an Schulen, Kitas und weiteren Stellen (Fahrplan hier). Mitte bietet also ein umfangreiches Angebot für alle, die sich für Literatur interessieren an. Wem noch Orte, Plätze oder Veranstaltunge einfallen, kann gerne in einem Kommentar auf sie hinweisen.

Foto: Carolin Wendt

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Die andere Seite der Elbe auf der Veddel, in Wilhelmsburg, auf dem Kleinen Grasbrook, in Steinwerder, Waltershof, Finkenwerder und auf der Insel Neuwerk lässt hanseatische Tradition spürbar werden.

Das ist Hamburg-Mitte, unser Bezirk inmitten einer lebhaften Stadt. So vielfältig wie seine Bewohner sind die Geschichten, die wir erzählen.

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